Tag: 2. September 2009

Überfällig: Ehrung für Deserteure

Ein Kunstwerk des Schweizer Künstlers Ruedi Baur am Kölner Appellhofplatz erinnert seit gestern, dem Anti-Kriegs-Tag und siebzig Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, an die vielen Opfer der NS-Militärjustiz. “Es leistet einen wichtigen Beitrag zur Rehabilitierung der Deserteure, Kriegsdienstverweigerer oder so genannten Kriegsverräter, die über Jahrzehnte in der Bundesrepublik mit Unverständnis, Anfeindung und Kriminalisierung konfrontiert waren. Das Kunstwerk (…) ist eine Anerkennung ihrer Zivilcourage gegenüber einem menschenverachtenden Unrechts-Regime – und gleichzeitig ein Appell zur Wachsamkeit”, heißt es in einem Kommentar des Kölner Stadt-Anzeigers.

Schätzungen zufolge sind 30.000 Todesurteile gegen diese Personengruppe – Deserteure, “Wehrkraftzersetzer” und “Kriegsverräter”, Kriegsdienstverweigerer, Opfer der NS-Justiz – ausgesprochen und rund 20.000 vollstreckt worden. Die damaligen Richter haben nach dem Krieg zumeist eine reibungslose Karriere gemacht.

Dieses Denkmal ist das erste offizielle Deserteursdenkmal in der Bundesrepublik, insoweit öffentliche Stellen und die Verwaltung an seiner Entstehung beteiligt waren.

Gedenken an Anneliese Knoop-Graf

Am 27. August verstarb Frau Knoop-Graf im Alter von 88 Jahren. Frau Knoop-Graf war die jüngere Schwester von Willi Graf, der zur Widerstandsgruppe “Weiße Rose” gehörte und von den Nazis ermordet wurde. Zeit ihres Lebens sah sie ihre Aufgabe darin, gegen das Vergessen zu arbeiten, das Gedenken an die “Weiße Rose” und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus wach zu halten. Vor wenigen Monaten noch zog sie hunderte von Wermelskirchener Bürgern in ihren Bann: eine agile, überzeugende, immer aktive, von ihrer Aufgabe beseelte, eine sehr eindrucksvolle Dame. Ich bin dankbar, daß ich sie bei ihrem letzten Besuch in Wermelskirchen kennenlernen durfte.