Schlagwort: Birgit Homburger

Vollpfosten

Lange, lange hat man nichts mehr von Birgit Homburger gehört. Birgit Homburger? Ja, einst Fraktionsvorsitzende der FDP im deutschen Bundestag, dann abserviert, auf den Posten einer Vizeparteivorsitzenden. Und hinter Rösler blieb sie lange still. Bis gestern. Dann ließ sie sich mit einem entschiedenen Kommentar zum heutigen Championsleaguefinale in München zwischen den Bayern und Chelsea vernehmen: “Das guck ich nicht. Ich hasse Bayern München.” Und nun erntet sie Entrüstung. “Ich bin stinksauer wegen dieses unsportlichen Verhaltens. Das kann nur jemand sagen, der von Sport und Fußball überhaupt nichts versteht. Wer so etwas sagt, disqualifiziert sich selbst.” So Bayerns liberaler Wirtschaftsminister Martin Zeil. “So einen dummen Spruch kann nur ein Vollpfosten bringen. Frau Homburger fehlt offenbar jegliches Zeug zu einer deutschen Spitzenpolitikerin. Sie ist als stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende nicht länger tragbar und sollte sofort zurücktreten, anstatt uns das Finale dahoam zu vermiesen.” Das der Kommentar eines anderen Liberalen, der von Tobias Thalhammer, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion in Bayern. Vollpfostendialoge.

Neustart

Neustart – eine merkwürdige Vokabel. Im Sport etwa bedeutet sie, daß mit dem Start etwas schief gegangen ist, weshalb er wiederholt werden muß. Beim Autorennen durch einen Unfall oder in der Leichtathletik, wenn ein Starter vor dem Startsignal weggerannt ist. In der Politik muß der Start auch mißlungen sein, wenn die Vokabel Neustart bemüht wird. Wie bei der FDP. Seit der Konstituierung der Bundesregierung hat die FDP so ziemlich alles vermasselt. Aus guten vierzehn wurden so zeitweise kümmerliche drei Prozent Zustimmung. Jetzt also ein Neustart. Westerwelle: bleibt. Niebel: bleibt. Brüderle: bleibt. Rösler: bleibt. Lindner: bleibt. Homburger: bleibt. Pieper: bleibt. Alle bleiben. Nur Koch-Mehrin bleibt nicht. Sie tritt von allen politischen Ämtern zurück. Weil sie damit rechnen muß, daß man ihr den erschlichenen Doktortitel aberkennt. Sie bleibt aber als Europaabgeordnete. Also: Alle bleiben, keiner geht. Es gibt nur einen Ämtertausch, einen Stuhlwechsel. Westerwelle darf die FDP nicht mehr führen, das ganze Land aber weiterhin vertreten. Das verstehe, wer will. Rösler, der gescheiterte Gesundheitsminister, darf die FDP führen. Brüderle, gefürchteter Weinköniginnenküsser, war als Wirtschaftsminister eine Fehlbesetzung, darf nun aber den Fraktionszuchtmeister geben. Homburger darf die Fraktion dafür nicht mehr knechten, jetzt aber die gesamte Partei als erste stellvertretende Vorsitzende. Niebel bleibt. Mit Kappe. Pieper bleibt so lange, wie auch Westerwelle bleibt. Lindner bleibt. Die nächsten 32 Jahre. Neustart? Das ist ein Ringtausch, ein Karussell. Immer im Kreis herum, statt nach vorn. Nur auf anderen Plätzen. Reise nach Jerusalem mit der immer gleichen Anzahl von Stühlen. Der so erforderliche politische Neustart wird also vom alten Personal geleistet werden. Das wird spannend. Auch ein Neustart kann ein Fehlstart sein.

Tranchieren

Als Tranchieren bezeichnet man das kunstgerechte Zerlegen von Geflügel, Fleisch oder Fisch. Das Tranchieren gehört seit jeher zum Bereich der Kultur, der Eßkultur. Fachgerechtes Tranchieren setzt gehöriges Wissen um die Anatomie des zu Zerlegenden voraus sowie den gekonnten Umgang mit dem Tranchierwerkzeug. Derzeit tranchiert sich die FDP selbst. Wolfgang Kubicki, blau-gelber Landeshäuptling in Schleswig-Holstein, operiert öffentlich die personellen Defizite der FDP hervor, die mangelhafte Kommunikation und die Ziellosigkeit der Partei, den Seriositätsverlust durch den Empörungspolitiker Westerwelle, die Bedeutungslosigkeit der Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Birgit Homburger. Die Partei hingegen tranchiert munter mit. Birgit Homburger bezeichnet den Kritiker als “Nörgler und Selbstdarsteller”. Generalsekretär Lindner mault, “mit ätzender Kritik” könne man keine Probleme der FDP lösen, andere FDP-Granden konstatieren gereizt eine gewisse “Ungeduld an der Parteibasis”. Die “Maulwurfaffaire” um den Büroleiter von Westerwelle trägt zudem nicht eben zur Beruhigung der Partei bei. Wir alle werden Zeugen eines kunstgerechten Zerlegungsvorgangs, einer Parteitranchierung.

Haderschmiede FDP

Wolfgang Kubicki, FDP-Landeschef in Schlewig-Holstein, wütet: “Das Problem der FDP heißt Birgit Homburger.” Birgit Homburger ist die FDP-Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, FDP-Justuzministerin in Berlin, warnt ihre Partei vor der “Ausschließeritis”. Wolfgang Gerhard, ehemaliger FDP-Vorsitzender, kritisiert die FDP-Parteiführung und mahnt in Richtung Westerwelle, die FDP müsse außenpolitisch wieder “stärker erkennbar” werden. Wolfgang Kubicki wiederum stänkert gegen Wolfgang Gerhard, es sei ja bekannt, daß Gerhard sich immer schon für den besseren Außenminister gehalten habe. Johannes Vogel ist arbeitsmarktpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und ruft seine Partei zu einer “gewissen Demut” auf.  Die FDP soll eigentlich regieren, entpuppt sich aber eher als Haderschmiede.