Kategorie: Sport

Die Jungs

Allsamstaglich vor allem taucht im Fernsehen diese Bezeichnung auf, „die Jungs“, die annehmen läßt, daß Jungs gemeint sind, kleinere und größere, im Kindergartenalter oder doch schon Schüler. Weit gefehlt. Erwachsene Männer sind gemeint, Fußballer, Berufsfußballer, reich und jung, aber gewiß keine Jungs. Bei den Trainern dieser professionellen Mannschaften hat sich dieser Sprachgebrauch durchgesetzt: die Jungs. Mir geht das gegen den Strich. Die Jungs ist ein Euphemismus. Eine Beschönigung. Mit „Die Jungs“ werden subkutan die „Elf Freunde“ mitgeliefert, die eine Fußballmannschaft einst ausmachten. Weit vor den Zeiten der kompletten Durchökonomisierung des Sports, des Fußballs zuvörderst. Diese heile „Elf-Freunde“-Welt, die Mannschaft, die gemeinsam durch dick und dünn geht, zusammenhält und zusammen bleibt, perdu, verloren, auf immer. Diese Männer gehen ihrem Beruf nach. Nicht weniger und nicht mehr. Da bleibt kein Platz für Verklärungen. Kein Chef nennt seine Mitarbeiter in der Werkstatt oder im Büro, im Lager oder auf der Baustelle „die Jungs“. Gut so.

„Die Kirche im Dorf lassen“

„Wenn man Weltmeister wird, ist man emotional. Und was er da gemacht hat, ist – sorry, mit Verlaub – absolut okay.“

Karl-Heinz Rummenigge über Luis Rubiales

Rummenigge will die Kirche im Dorf lassen. Toll. Eine Einrichtung, auch für Übergriffigkeit und sexuelle Gewalt berüchtigt. Leider. Rubiales’ unerwünschter Kuß ist übergriffig und Rummenigges Verständnis unterirdisch.

Zukunft

Gemessen an den Leistungen etwa der deutschen Frauennationalmannschaft oder der aus Brasilien, sind die Darbietungen aus Südafrika oder Jamaica keck, erfrischend, prima anzusehen. Die Zukunft des Frauenfußballs.

Verfolgte Unschuld

Mittlerweile sind sie fast alle von Kopf bis Fuß tätowiert, als wollten sie nackt in den Krieg ziehen und den Feind mit besonders aggressiver Körperbemalung in Angst und Schrecken versetzen. Oder zum Lachen bringen, man weiß es nicht genau. Aber dann wird im Spiel ständig gequengelt und der Schiri bedrängt und gejammert, gemeckert und geheult. Vor allem, wenn sie sich nach einem klaren Foul mit einem Ausdruck der Fassungslosigkeit als verfolgte Unschuld inszenieren, die völlig grundlos auf dem elektrischen Stuhl gelandet ist.

Frank Goosen hat die feine Beobachtung männlichen Verhaltens beim Fußball auf seiner Facebookseite eingestellt

Fußballgott 

Der Fußballgott hat gestern auf der ganzen Linie versagt. Nein, ich meine nicht die xte Meisterschaft für den FC Bayern München. Auf dem Platz war es die Mannschaft von Borussia Dortmund, die kläglich an der Riesenchance scheiterte, einmal die Serienmeisterschaft für die Bayern zu durchbrechen. Zudem ist mir der FC Bayern München ziemlich egal. Mehr noch. Mein Interesse am Profifußball läßt beständig nach. Von Leidenschaft ist seit geraumer Zeit nicht mehr zu reden. Versagt hat der Fußballgott, als er die Kommunikation des Meistervereins auf dem Niveau einer Kreisklassenmannschaft hat durchgehen lassen. Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic waren und sind für mich keine Sympathieträger. Für nichts. Aber daß sie gestern, als die Meisterschaft noch nicht einmal in trockenen Tüchern war, geschasst worden sind, zeigt nicht mehr, als daß es sich beim Münchener Verein um den Serienmeister der Arroganz handelt. Die Kommunikationsabteilung in München ist gestern jedenfalls nicht Deutscher Meister geworden.

Bleiern

Über Jahre hat man sich den den Blick auf die Fußball-Bundesligatabelle abgewöhnt. Die Spannung war dahin. Jedenfalls, wenn es um die oberen Tabellenregionen ging, die Meisterschaft. Der Kampf um die Plätze für internationale europäische Pokal-Wettbewerbe ist allenfalls ein schaler Ersatz für die Hauptfrage jeglichen Sports: Wer wird Erster, wer gewinnt die Meisterschaft? Müdes Gähnen ist Folge der Dauer-Meisterschaft des FC Bayern. Ein Abonnementsmeister ist der Tod des Wettbewerbs. Dauersieger entwerten den Sport, richten sich gegen den Grundgedanken, immer wieder neu die Kräfte miteinander messen zu müssen mit realistischen Chancen, daß der Sieger nicht vorhergesagt werden kann. Der FC Bayern als Dauermeister spricht gegen jede Idee des Sportes, gegen jede Idee des freien Spiels der Kräfte, gegen jede Marktidee. Eine große Anzahl von Kindern weiß nicht, daß auch andere Mannschaften einmal Deutscher Fußballmeister waren. Das ist so ähnlich wie bei den gefühlt ewigen Kanzlerschaften von Helmut Kohl oder Angela Merkel. Die Hoffnung der Fußballfans richtet sich auf den kommenden Samstag. Kann Borussia Dortmund den hauchdünnen Vorsprung vor dem FC Bayern sichern, Deutscher Fußballmeister werden und damit die bleiernen Zeiten totaler Übermacht aus München (zeitweilig jedenfalls) beenden? Ich wünsche es mir und den vielen Fußballfreunden im Land.

Sport-Soap

Im Grunde kann es mir ja gleich sein, mit welchem Trainer der FC Bayern München wieder mal Deutscher Fußballmeister werden wird. Ob dem Trainerteam Julian Nagelsmann vorsteht oder Thomas Tuchel, die Münchener Kicker können aus eigener Kraft noch Deutscher Meister werden, Deutscher Pokalsieger und nach den grandiosen Spielen in der Championsleague sogar Europas Fußballkrone erringen. Mir erschließt sich nicht, warum die Vereinsmeier in München in dieser Lage den Trainer in die Wüste schicken, um den zu verpflichten vor nur wenigen Jahren die Münchener die weltweit höchste Ablösesumme für einen Fußballlehrer gezahlt haben. Man spricht von zwanzig bis fünfundzwanzig Millionen Euro. Und jetzt dürfte eine ähnlich hohe Entschädigung fällig werden, haben die Verantwortlichen den jungen Trainer doch mit einem höchstdosierten Vertrag bis Zweitausendsechsundzwanzig ausgestattet. Geld spielt wohl keine Rolle. In München so wenig wie bei den Scheichs, die sich mehr und mehr in europäischen Fußballvereinen breit machen. Ehrlich gesagt: Für mich ändert sich, leider, nichts mehr. Mit dem großen Geld ist endgültig ein Geist in den Profifußball eingezogen, der Identifikation mit einem Verein oder dem ganzen Verband zusehends schwerer macht. Profifußball rührt mich nicht mehr. Ich nehme zur Kenntnis, wer gewinnt und wer verliert. Aber ich fiebere nicht mehr wirklich mit. Mit dem ganz großen Geld hat der Profifußball seine Anziehungskraft verloren. Ein Spektakel, das keine innere Begeisterung zu entfachen in der Lage ist. Eine Sport-Soap. Mehr nicht mehr.

Das letzte Wort

Jetzt reden sie zu zweit. Überwiegend. Der eine mit Kenntnissen vom Fußball, der andere mit Kenntnissen, ja, von was? vom Medienbetrieb. Ungebremst der eine, zu schnell, oft unverständlich. Wie immer und heute zum letzten Male der andere. Sie parlieren miteinander, plaudern, scherzen. Nur miteinander. Nicht mit einem, nicht für ein Publikum. An denen vorbei. Beide. Zum letzten Mal heute. Leider nur die beiden.