Wie die Nachrichtenagentur dts meldet, hat der Geschäftsmann Guillaume Morand im Schweizerischen Bussigny bei Lausanne auf dem Dach seines Firmensitzes ein Minarett errichtet. Er wolle so gegen das Ergebnis der Volksabstimmung zum Verbot von Minaretten protestieren. “In der Schweiz gibt es keine Probleme mit den Muslimen. Aber mit der Abstimmung haben wir ein Problem geschaffen”, erklärte Morand.
Schlagwort: Minarett
Nachtrag zur Bosbachschen Kirchtumspolitik
“Ich wäre jetzt richtig enttäuscht gewesen, wenn ich von Wolfgang Bosbach zum Thema Minarettverbot nichts gehört hätte. Aber auf den guten Mann ist Verlaß. Kaum ist das Ergebnis der Volksabstimmung in der Schweiz bekannt, sondert er seine geistigen Ergüße ab”, schreibt am 30. November der Dwarslöper, N.Burgmann, in seinem Blog. Und zitiert Thomas Wieczorek (aus seinem Buch “Die Dilettanten: Wie unfähig unsere Politiker wirklich sind”):
“Ein Bosbach”, sagt man in der Bundestagslobby, ist der Abstand zwischen zwei Talkshows.” Tatsächlich: Wo andere atmen, da quasselt Bosbach. Über Gott und die Welt und wieder über Gott. Mal greift er die türkische Presse scharf an, mal stellt er die Zustimmung zur Erbschaftssteuer in Frage. Mal will er Bundeswehreinsätze im Innern, mal die Abschaffung des Doppelpasses, mal eine Art Videoüberwachung für alle, weil niemand das Recht habe, unerkannt durch die Stadt zu gehen. Normalerweise ist das rechtslastige Polizeistaatpropaganda, aber bei Bosbach ist alles halb so wild, denn der hat die Lizenz zum Quatschen.”
Nicht wirklich freundlich, das Urteil, aber lesenswert.
Kirchtumspolitik
Die Schweizer haben sich entschieden: Fürs Minarett-Verbot. Volksentscheid hin, Volksentscheid her: Wer gläubigen Menschen verbietet, ein Gotteshaus zu errichten, handelt ausgespochen dumm. Und vergeht sich an den Menschrechten, zu dem auch das Recht zur freien Religionsausübung gehört. Bei uns jedenfalls darf ein Grundrecht nicht per Mehrheitsentscheid ausgehebelt werden. Vielleicht werden ja europäische Gerichte diese Fehlentscheidung noch korrigieren. Der Schweizer Kirchtumsentscheid aber ruft nun sogleich auch deutsche Kirchtumspolitiker auf den Plan. Wolfgang Bosbach, Innenpolitikfachmann der CDU im Deutschen Bundestag, Vorsitzender des Bundestagsinnenausschusses und direkt gewählter Abgeordneter unseres Wahlkreises, kam das Schweizer Fehlurteil offenbar wie gerufen. Man müsse das Schweizer Kirchtumsurteil ernst nehmen. Spiegel-Online zitiert: “Das Ergebnis der Volksabstimmung sei Ausdruck einer auch in Deutschland weit verbreiteten Angst vor Islamisierung, sagte Bosbach der ‘Berliner Zeitung’.” Islamisierung. Das ist das Zauberwort. Auch Bosbach spricht sofort von Islamisierung. Keine Rede vom Recht auf die Ausübung der islamischen Religion. Keine Rede vom Recht auf islamische Gotteshäuser. Sofort ist die Keule der Islamisierung zur Hand. Islamisierung sagen, Überfremdung meinen. Wer es ernst meint mit der Integration von Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund und anderer religiöser Überzeugung, kann ihnen den Bau einer Moschee nicht verwehren – und zur Kirche gehört auch der Kirchturm, zur Moschee das Minarett.