Monat: Oktober 2019

Das Geschäftsmodell der Niedertracht

Andererseits wird mit und durch die AfD das Geschäftsmodell der Niedertracht und die Verachtungsbereitschaft erstaunlich vieler Mitbürger erkennbar. Durch die AfD werden jene Ressentiments und Radikalismen an die Oberfläche gehoben und hörbar repräsentiert, die ohnehin vorhanden sind, aber jahrelang im Untergrund wucherten. 

Christian Schüle, Eine unsympathische Partei erschüttert die Republik, in: Deutschlandfunk Kultur

Politische Korrektheit

Der Vorwurf der “politischen Korrektheit” ist nur noch ein menschenverachtender Code, der jene “ab ins Körbchen” kommandieren will, die es wagen, die Würde tatsächlich aller Menschen für unantastbar und die Grundrechte wirklich aller für unveräußerlich zu halten.Das Fatale ist nicht allein, dass dies genau der politischen Absicht der rechtsextremen Bewegungen und ihrer politischen Marionetten entspricht. Der Trigger-Begriff des “politisch Korrekten” (ähnlich wie der der “Umvolkung” oder des “Genderwahns”) war immer schon Kern jenes Product-Placements, das das eigene antidemokratische, völkisch-autoritäre Dogma unbemerkt ins Herz der Gesellschaft transportieren wollte. Da ist es nun angekommen. Alice Weidel und Björn Höcke können sich gelassen zurücklehnen, weil der rhetorisch-affektive Kitt zwischen den rechtsradikalen Fanatikern und der bürgerlichen Mitte jetzt auch ohne ihr Zutun wirkt.

Carolin Emcke, Worte, die vergiften, in: Süddeutsche Zeitung vom sechsundzwanzigsten Oktober Zweitausendundneunzehn

Das Sichere ist nicht sicher

Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland haben sich daran gewöhnt, dass die Grundrechte stark sind, dass das Verfassungsgericht sie hütet, dass das Grundgesetz so, wie es von Karlsruhe interpretiert und fortentwickelt wird, Motor ist für eine menschenfreundliche Fortentwicklung der Gesellschaft. Aber: Das Sichere ist nicht sicher. Man muss etwas dafür tun. Das beginnt damit, der AfD nicht auf den Leim zu gehen.

Heribert Prantl, Prantls Blick – Die politische Wochenvorschau. Newsletter der Süddeutschen Zeitung vom zwanzigsten Oktober Zweitausendundneunzehn

Eine Tür, nicht mehr

Wir müssen die Warnungen marginalisierter Gruppen ernster nehmen. Anhand des aktuellen Falles gilt das für Juden, allgemein aber auch für Muslime, die ebenfalls seit Jahren sagen, dass sie sich hier nicht mehr sicher fühlen. Was den Täter von einem Massaker abgehalten hat, war eine Tür, nicht mehr: Keine Polizei, keine Gesellschaft, niemand vorher.

Burkhard Ewert, Weisband: Politische Reaktionen auf Halle „unfassbar ignorant“, in: Neue Osnabrücker Zeitung, (Interview mit Marina Weisband, Psychologin, Jüdin und Digitalexpertin)