Schlagwort: Schlecker

Drecksplakate

Unanständig. Die hiesige AfD ist ebenso unanständig wie die alternativen Herrschaften im Landesverband. An einer Dreckswand des ehemaligen Schleckergeländes in Dabringhausen haben sie Großplakate anbringen lassen. In der Nähe der Mehrzweckhalle, in der Flüchtlinge untergebracht werden müssen. Drecksplakate an einer Dreckswand.  Mit Dreck Drecksstimmung machen wollen. Schlecker ist schon pleite.12243707_10205324487411750_846391174_n

Schleckerfrauen

Was mag mich nur daran hindern, das Wort Schleckerfrauen unbefangen zu denken, auszusprechen? Um nicht gar zu sagen: in den Mund zu nehmen. Genussspecht, Kulinarier, Lukullus, Naschkatze, Schwelger oder Leckermaul wissen Synonymwörterbücher für Schlecker anzubieten. Die jetzt ehemaligen Angestellten von Anton Schlecker dürften mit diesen Bezeichnungen kaum zu beschreiben sein.

Empathie, die Zweite

“Nun sollte man nicht glauben, dass staatliche Auffanggesellschaften à la Schlecker zwangsläufig zum Pflichtprogramm des Modells „Soziale Marktwirtschaft“ gehören müssen. Zumal heute, wo die Bundesagentur für Arbeit längst keine verbeamtete Verwahranstalt, sondern flexibler Dienstleister für die Suche nach neuer Arbeit ist. Doch Politik ist eben mehr als sture Ökonomie. Sie muss mit Empathie auf gesellschaftliche Entwicklungen eingehen können, will sie Vertrauen in ihre Legitimität schaffen. Und das Kommando Schlecker, auch das steht fest, markiert in dieser Beziehung einen Tiefpunkt – für die unionsgeführten Landesregierungen, die den schwarzen Peter bei ihren liberalen Koalitionspartnern abladen; für die Kanzlerin, die aus Angst um dessen Überleben ihren Stellvertreter nicht in die Schranken weisen will; auf jeden Fall aber für Philipp Rösler, dessen „mitfühlender Liberalismus“ und dessen Mahnung an seine Partei, mehr „soziale Sensibilität“ zu zeigen, mit einem Schlag an ihr Ende gekommen ist. Mit Ordnungspolitik oder gar Gerechtigkeit gegen kleine Handwerksbetriebe, denen niemand hilft, hat der Fall Schlecker überhaupt nichts zu tun. Alles, worum es dabei geht, sind fünf Prozent für die FDP.” Antje Sirleschtov in einem Meinungsbeitrag des Berliner Tagesspiegel.

Empathie und Mitgefühl

“Ich bin schon der Auffassung, dass zur Politik auch ein gewisses Maß an Empathie und Mitgefühl gehört. Deshalb hätte ich es sehr begrüßt, wenn wir eine Auffanggesellschaft hätten bilden können.” Der bekannte Sozialist, Kapitalismuskritiker und parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Bundestagsfraktion, Peter Altmaier, zum Fall Schlecker.

Mitfühlender Raubtierkapitalismus

Irgendeine Tageszeitung, ich habe leider vergessen, mir zu notieren, welche es war, glänzte heute mit der Überschrift: Mitfühlender Raubtierkapitalismus. Treffender sind FDP-Politik und Schlecker-Ausbeutung kaum zu beschreiben in diesen Zeiten. Schlecker und die FDP sind an der gleichen Brühe krank. Am Raubtierkapitalismus. Zuerst litten die Verkäuferinnen von Schlecker an miserabler Bezahlung und miesen Arbeitsbedingungen.  “Schlecker ist auch im Niedergang das, was es bereits in den Jahren des Gedeihens der Firma war: ein Symbol.” So die Süddeutsche Online heute. Ein Symbol für Raubtierkapitalismus. In den Zeiten aber, als von Scheitern noch nicht die Rede war, als Anton Schlecker auf dem Rücken der Verkäuferinnen zum Multimilliardär wurde, war von der FDP kaum zu hören oder zu lesen, daß im Sinne des mitfühlenden Liberalismus die Arbeitsbedingungen der Schleckerangestellten verbessert werden müßten oder Schlecker die Seinen zu schlecht bezahle. Schlecker hat, so die Süddeutsche, sein Imperium als “eingetragener Kaufmann” geführt. “So brauchen sie keine Gewinn- und Verlustrechnung offenzulegen, keinen Aufsichtsrat einzurichten, keinen Insolvenzantrag zu stellen. (…) Wer nur eine Würstchenbude führt, trägt Verantwortung allein für sich. Nichts dagegen einzuwenden, wenn der als eingetragener Kaufmann am Rost steht. Wer aber eine Kette aufbaut, bürdet sich auch Verantwortung auf; dessen Gebaren ist keine kleine Kaufmannssache mehr. Begreift er das nicht, muss der Staat ihn per Handelsgesetzbuch dazu zwingen. Das wäre eine Lehre, die gerade solche Politiker aus dem Fall ziehen könnten, die Wirtschaftspolitik vor allem als Ordnungspolitik interpretieren. Politiker der FDP zum Beispiel.” Ordnungspolitik? FDP? Von wegen. Funkstille bei der FDP, als andere schon gegen die Zustände bei Schlecker protestierten. Alles, was sich am Markt durchsetzt, ist gut. Das ist der ordnungspolitische Kernsatz der FDP. Und wenn ein Unternehmen im Markt scheitert, gleich aus welchen Gründen, haben seine Angestellten eben Pech gehabt. Soziale Marktwirtschaft? Nein. Radikaler Markt. Ohne jedwede Ordnung, ohne jedwede Regulierung. Die Freiheit des Dschungels, das ist freidemokratische Ordnung. Noch einmal die Süddeutsche: “Schlecker-Mitarbeiter zweifeln nicht nur an Marktwirtschaft und Kapitalismus, sondern verzweifeln auch an Politikern – zum Beispiel aus der FDP. Sie betreiben Politik nach dem Motto: Wer ist der Kälteste im Land?” Spiegel Online zitiert Matthias Jung, den Chef der Forschungsgruppe Wahlen, zu den Überlegungen, die FDP könne mit dieser Eiseskälte bei marktorientierten Wählern punkten: Man solle das nicht überbewerten, sagt er mit Blick auf mögliche FDP-Gewinne beim Wähler durch das Schlecker-Manöver: “Die Wahrnehmung der FDP ist langfristig in den Keller gegangen, sie wird deshalb nicht kurzfristig wieder steigen.” Emnid-Chef Schöppner sehe in Sachen Schlecker ein anderes Problem für die Liberalen. “Die FDP darf nicht zu kalt wirken.” Denn Kaltherzigkeit komme beim Wähler nicht gut an und werde von der politischen Konkurrenz gerne aufgegriffen. Genau wie jetzt. Ausgerechnet Parteichef Rösler habe dafür die beste Vorlage geliefert – mit seiner Aufforderung an die Schlecker-Frauen, “schnellstmöglich eine Anschlussverwendung selber zu finden. Herzloser kann man es kaum ausdrücken. Dem Vernehmen nach ist Rösler am Tag darauf selbst nicht mehr glücklich mit seinen Worten – aus der Welt kriegt er sie so leicht aber nicht mehr.” Wie verlogen die blau-gelbe “ordnungspolitische Prinzipienreiterei” wirklich ist, wird erkennbar daran, daß laut Süddeutscher, “derselbe bayerische FDP-Minister, an dem am Donnerstag um 15 Uhr die Schlecker-Transfergesellschaft scheiterte, (..) es eine halbe Stunde vorher für gut (hielt), bei der bayerischen Bäckerei Müller-Brot Hilfe zuzusichern.”

11.000 Wählerstimmen

Weiß jemand, wieviele von den elftausend Schlecker-Mitarbeiterinnen in NRW wohnen und hier im Mai wählen dürfen? Auf diese Stimmen werden Christian Lindner und seine FDP wohl nicht mehr rechnen dürfen. Und auf die von Familienmitgliedern wohl auch nicht. In dem Sinne: Sind wir nicht alle irgendwie Schlecker-Mitarbeiter?

Hütet Euch!

Die Länder sind sich im wesentlichen einig, die politischen Kräfte auch. Nur die FDP schert aus. In Sachsen, Niedersachsen und Bayern. Keine Transfergesellschaft für die elftausend Schleckermitarbeiterinnen. Die FDP wird diese wohl demnächst zu IT-Fachkräften oder Betriebswirtschaftlerinnen umschulen lassen. Sie ist ja eine solch soziale Partei, die Einskommazweiprozentliberalen. Für Banken, Bänker, Manager lassen sich die Blau-Gelben nicht lange bitten. Nicht, daß Herrn Lindner der Wind am Ende doch stark ins Gesicht bläst, statt in den Rücken. Die Wähler in NRW haben ein gutes Gedächtnis.

Pereant ist Lateinisch und bedeutet: Hütet Euch. Robert Prutz, ein deutscher Schriftsteller und Universitätsprofessor  hat bereits 1845 gewarnt.

Pereant die Liberalen, / Jene blassen, jene fahlen, / Die in Zeitung und Journalen / Philosophisch sich ergehn: / Aber bei des Bettlers Schmerzen / Weisheitsvoll, mit kaltem Herzen / Ungerührt vorübergehn.

Es ist nichts mehr da

Wie war das noch neulich? Meike Schlecker, die Tochter des Gründers des Schleckerimperiums, Anton Schlecker, behauptete vor den Fernsehkameras der Republik: “Es ist nichts mehr da.” Die Rede war vom Familenvermögen. Da hatten viele von uns doch fast schon wieder Mitleid mit den Schleckerkindern. Nichts mehr da. Das gilt auf jeden Fall für die elftausend Mitarbeiterinnen des Unternehmens, die vor der Entlassung stehen. In diesen Familien ist nichts mehr da, mit dem man einkaufen gehen könnte, Einkommen nämlich, Lohn, Gehalt, Geld. Und die meisten von ihnen werden zudem kaum mehr einen neuen Job finden. Die Familie Schlecker hingegen wird, wie die Süddeutsche Online heute schrieb, “auch in Zukunft etwa 70 000 Euro zum Leben haben.”  Im Monat! Eine kurze überschlägige Rechnung läßt mich zu dem Ergebnis kommen, daß von diesem Betrag die Familie Anton Schlecker und die Familien der beiden Nachfahren durchaus werden ganz gut leben können. Es scheint mir nicht einmal sicher, ob es diesem kleinen Personenkreis gelingen wird, jeden Monat die vollen siebzigtausend Euro auszugeben. Nur zur Erinnerung: Die feine Familie Schlecker blieb einundsiebzig Millionen Euro an Sozialversicherungsbeiträgen schuldig. Beträge, die sie den Arbeitnehmern aus der Tasche bzw. dem Portemonnaie genommen hat. Es ist nichts mehr da! Ein feines Motto einer dreisten Familie. Und wir, die Steuerzahler springen ein. Bund und Land verhandeln derzeit über eine Kreditbeteiligung. Mal wieder: Verluste werden sozialisiert. Und wenn die Familien Schlecker etwas vorsichtig sein werden beim Kauf von Yachten und  Nobelkarrossen, dürften sie die Sozialämter der Republik kaum von innen sehen. Markt. Marktwirtschaft. Muaaaha.