Der Rentner Dombrowski arbeitet sich ja lediglich an den Handlangern ab. Ob so die paradiesischen Zustände für die Pharmaindustrie in Deutschland wirklich zu beseitigen sind, im Interesse aller, der Kranken und der Gesunden, bleibt fraglich. Im vergangenen Jahr sind die Kosten für Arzneimittel noch einmal um 5,3% gestiegen – auf gewaltige 29,2 Milliarden Euro. Die Kosten für Medizin steigen schneller als alle anderen Ausgaben im Gesundheitswesen. Immer noch verordnen Ärzte zu viele und zu teure Medikamente. Immer noch sind Arzneimittel hierzulande im internationalen Vergleich überteuert. Die Bundesgesundheitsministerin wirft der Pharmaindustrie “verantwortungslose Preispolitik” vor. Das Sparpotential bei Arzneimitteln wird auf 6,1 Milliarden Euro beziffert. Das sind 6100 Millionen Euro. Um eine Rechnung von Franz Josef Strauß anzuwenden, mit der er seinerzeit den Bundestagsabgeordneten den Unterschied zwischen einer Million und einer Milliarde verdeutlichen wollte: Das wäre ein Stapel von druckfrischen 500-Euro-Scheinen mit einer Höhe von etwa 330 Metern.
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Gute Besserung
“Gute Preise. Gute Besserung.” So wirbt der Pharmakonzern Ratiopharm auf seiner Internetseite. Aber Ratiopharm hat jahrelang Ärzte geschmiert. Und jetzt wurden mehr als 200 (!) Ermittlungsverfahren von den Staatsanwaltschaften eingestellt. Ein “verheerendes Signal” für Anke Martiny, Gesundheitsexpertin von Transparency International. Sie fordert, bestechliche Ärzte zu bestrafen.
Niedergelassene Ärzte dürfen also legal Schmiergeld von Pharmafirmen kassieren. Eine solche Entscheidungen beschädigt das Vertrauen der Bevölkerung in die “moralische Integrität der Ärzte”, so Anke Martiny. Man bekomme den Eindruck, die “nehmen doch mit jeder Hand, was sie kriegen können und es ist sogar noch legal. Das schadet auch dem Vertrauen in das richtige Funktionieren unseres Gemeinwesens. Im Gesundheitswesen scheinen die Selbstregulierungsmechanismen nicht zu funktionieren. Deshalb fordern wir von Transparency International die Schaffung eines staatlichen Beauftragten für Korruption, der auch über Ermittlungsbefugnisse verfügen muss.”
Georg Schramm bzw. der Rentner Dombrowski ist da schon zu ganz anderen Lösungen gekommen.
Krankes Gesundheitssystem
“Kopfprämien” für Ärzte, die Patienten in Krankenhäuser einweisen – das nicht mehr nur als Einzelfälle, wie noch vor wenigen Jahren -, “Fangprämien” bei der Zusammenarbeit mit Sanitätshäusern und Hörgeräteakustikern, “Kick-Back-Geschäfte” zwischen Internisten und Röntgenärzten, Dentisten und Zahnlaboren oder Orthopäden und Schuhmachern – Wild-West und Korruption im Gesundheitswesen. Laut der Korruptionsexpertin der Krankenkasse KKH-Allianz, Dina Michels, sei das “Ausmaß der Ärztebestechung noch weit größer als bislang bekannt”.
Und alles bezahlt von Patienten und Krankenkassenbeiträgen. Die, denen es nicht so schlecht geht oder sogar gut, nehmen es denen ab, die leiden, denen, die nicht so viel haben und sich nicht viel leisten können. Patientenwohl? Mal wieder: In Teilen unserer Gesellschaft geht es ohne jeden Anstand zu. Oben eher als unten.
Halbgötter in weiß
Wer erinnert sich nicht? Wochen lang, Monate lang zogen Ärzte und Ärzteverbände durchs Land, demonstrierten und gaben kund, ihre Honorare sänken und sie seien alsbald auf Hartz IV angewiesen. Und nun? Laut Statistischem Bundesamt wuchsen die durchschnittlichen Ärztehonorare von 2002 auf 2007 um 12,7% und damit stärker als die Bruttoverdienste der Arbeitnehmer. Weiße Kittel schützen nicht vor Tor- und Unwahrheit.