Guttenberg schreibt ein Buch, melden die Gazetten. Jener Guttenberg, dem die Universität Bayreuth Vorsatz beim Diebstahl geistigen Eigentums im Zusammenhang mit der Erstellung seiner Doktorarbeit bescheinigt hat. Nun schreibt er wieder. Eigenhändig. In Connecticut, wo die unermeßlich reiche Familie bereits ein Haus gekauft hat. Vermutlich ein angemessen großes Haus mit vielen Zimmern. Ob da nicht noch Platz wäre für Frau Koch-Mehrin, Herrn Chatzimarkakis, Frau Mathiopoulos, Herrn Althusmann und die anderen bürgerlichen Schwindler?
Schlagwort: Karl Theodor zu Guttenberg
Die einzig richtige Antwort
Prof. Oliver Lepsius ist Staatsrechtler an der Universität Bayreuth und Nachfolger auf dem Lehrstuhl von Peter Häberle, also des Doktorvaters unseres Verteidigungsministers. Und er gibt die einzig richtige Antwort in der Causa Guttenberg. Danke.
Entpromovieren und Entschuldigen
Ein letztes noch. Und dann soll hier erst einmal Schluß sein mit dem anstandslosen Freiherrn. Dieser mißratene Adelssproß auf dem Verteidigungsministersessel kann sich nicht selber ent-promovieren. Das hat schon seine von ihm gesponsorte Universität machen müssen. Aber den Menschen im Land, denen diese Feinheiten nicht klar sein müssen, hat er mit dieser großspurigen, aber leeren und anmaßenden Geste Sand in die Augen gestreut. Und: Man kann sich auch nicht selbst ent-schuldigen. Man kann andere darum bitten, daß sie einen von Schuld, die man auf sich geladen hat, befreien, daß sie einem verzeihen. Aber der gegelte Adlige entschuldigt sich forsch und hoffärtig selbst, so wie er sich selbst entpromoviert hat. Ein Blender. Ein Sohn. Von bürgerlichen Tugenden, von Umgang, von Manieren, von bürgerlicher Moral nicht wirklich angekränkelt. Ein Adliger. Jemand, der glaubt, über anderen zu stehen, nur nach eigenen Regeln und Ordnungen leben und funktionieren zu dürfen. Spätestens seit 1919 ein Auslaufmodell.
Nach Gutsherrenart
“Ich habe mich am Wochenende nochmals mit meiner Doktorarbeit beschäftigt, und es war richtig, dass ich gesagt habe, dass ich den Doktortitel nicht mehr führen werde.” Mit diesen Worten zitiert der Tagesspiegel heute Karl Theodor zu Guttenberg. Gestern noch waren alle Vorwürfe gegen ihn “absurd”. Gestern bestand er noch darauf, daß er seinen Doktor nach Prüfung durch die Uni später wieder führen werde. Peinlich und armselig, der gegelte Adelssproß. Ein Rückzug auf Raten, in adligen Dosen. Wer gibt eigentlich diesem Dünkel das Recht, nach Gutsherrenart über seinen Doktortitel zu entscheiden, nach Gutsherrenart mit Gesetzen und Promotionsordnungen umzuspringen? Niemand. Das ist nur ein angemaßtes Recht. Die Universität entscheidet. Nur die Universität. Einfach zurückgeben kann man einen solchen akademischen Grad nicht. Auch der Freiherr nicht. “Ich habe diese Arbeit selbst geschrieben. Ich stehe dazu, aber ich stehe auch zu dem Blödsinn, den ich geschrieben habe”, so zitiert der Tagesspiegel zu Guttenberg weiter. Blödsinn? Nein, nein, lieber Freiherr. Blödsinn, so eine Art Dummer-Junge-Fehler, das lassen wir Ihnen nicht durchgehen. Das Ganze war ein schlichter Betrug. Ich will nicht von Leuten regiert werden, die glauben, sie stünden jenseits der Regeln, die für alle gelten, außerhalb der Gesetze. Ich will nicht von Leuten regiert werden, die die Ordnung nach Gutsherrenmanier außer Kraft setzen für den eigenen miesen Vorteil.
Die Lichtgestalt
Ehrlichkeit, Redlichkeit, Gesetzestreue – das sind doch wohl Postulate, die, nicht nur, aber auch, für Konservative Bedeutung haben, oder irre ich mich etwa? Dann aber kann ich nicht verstehen, wie öffentlich Partei ergriffen wird für den Bundesverteidigungsminister in seiner Plagiatsaffaire der letzten Tage. Wie man von einer Treibjagd auf zu Guttenberg sprechen kann. Wie man Betrug und geistigen Diebstahl als lässliche Sünde durchgehen lassen will, weil zu Guttenberg ansonsten ja eine Lichtgestalt sein soll. Zur Lichtgestalt schrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung gestern: “Bildung hat für den Adel nie die überragende Rolle gespielt, die sie für das Bürgertum hatte. Wichtiger als die Aneignung von Wissen waren immer Haltung, Einsatz, Auftreten, Manieren. An Guttenberg lässt sich das gut erkennen. (…) Dennoch will Guttenberg den Anforderungen der bürgerlichen Leistungsgesellschaft genügen, sogar besonders gut dastehen. Dafür bläst er sein Curriculum Vitae gern etwas auf. In seinem tabellarischen Lebenslauf auf seiner Website führt er ‘berufliche Stationen in Frankfurt und New York’ an. In Wirklichkeit handelte es sich um mehrwöchige Praktika, die er als Student machte.” Haltung, Auftreten, Manieren. Also öffentliche Erscheinung. Zu Guttenberg besticht, nein: bestach durch Auftreten und Manieren. Wohl wahr. Die blendende Fassade aber hat tiefe Risse bekommen. Seine Doktorarbeit ist ein einziges Plagiat. Dabei hat er oder haben seine Ghostwriter nicht einmal davor zurückgeschreckt, aus einer Erstsemesterhausarbeit abzuschreiben, die Arbeit des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages ungekennzeichnet zu übernehmen, einen Bericht der US-Botschaft einzuarbeiten oder aus Zeitungsartikeln abzukupfern. Auf 271 Seiten seiner Arbeit finden sich Übernahmen aus fremden Arbeiten, ohne daß dies kenntlich gemacht worden wäre. Kurzum: Die Guttenbergsche Doktorarbeit ist im Ganzen eine flagrante Verletzung der Regeln wissenschaftlichen Arbeitens. Zu Guttenberg ist beim Versuch erwischt worden, sich einen Doktortitel auf unredliche Weise zu erschleichen. Das hat mit Haltung, mit Manieren, mit Noblesse, also edlem Handeln, nichts zu tun. Mit bürgerlicher Redlichkeit, mit Gesetzestreue, mit konservativer Wahrhaftigkeit, mit Ehrlichkeit ebensowenig. In dieser Affaire entpuppt sich Karl Theodor zu Guttenberg als bloßer Blender. Haltung, Auftreten und Manieren in Schönwetterzeiten. Und falsche Schneidigkeit, wenn er in die Bredouille gerät. Karl Theodor zu Guttenberg ist adligen Geblüts. Eine Lichtgestalt ist er nicht. Ein Vorbild nicht mehr. Doktor kann er nicht mehr bleiben. Und Minister nur, wenn man sich nicht mehr daran erinnern will, daß andere Minister vor ihm geringerer Gründe wegen zurückgetreten sind.
Baron mit Eselsmütze
Es ist schon sehr, sehr lange her. Und ich habe es selbst nicht mehr erlebt. Aber es gab Zeiten, in denen sich ungehörige Schüler, auch solche, die beim Tischnachbarn abgeschrieben hatten, in die Ecke stellen mußten, das Gesicht zur Wand. Zur besonderen Beschämung, zur Strafverschärfung, setzte man ihnen eine Eselsmütze auf, eine spitze Mütze mit zwei Eselsohren. Für mich steht der Baron im Amt des Verteidigungsministeriums ab heute mit der Eselsmütze auf dem gegelten Haupt in der Ecke der Republik. Mehr als achtzig Passagen hat die Internetcommunity mittlerweile in der Doktorarbeit des Blaublüters gefunden, die wohl aus fremden Federn stammten, aber als eigener Guttenbergscher Gedanke in seiner Arbeit landeten, mit der er sich die Doktor”würde” ergaunert hat. Da reicht eine einzige Eselsmütze wohl kaum aus. Er werde “vorübergehend” auf die Verwendung seines Titels verzichten, ließ sich der ansonsten so mediengeile Minister heute vor einem kleinen, ausgesuchten Kreis von Journalisten kleinlaut vernehmen, während die gesamte Hauptstadtjournaille vergeblich in der Bundespressekonferenz auf Aufklärung durch den Minister wartete. Noch eine Eselsmütze für das feige Kneifen des Herrn Baron. Zudem ist der Titel kein Titel, sondern ein akademischer Grad. Der einzige akademische Grad im übrigen, den man in seinen Ausweis oder Reisepaß eintragen lassen kann. Und auf diesen akademischen Grad kann der Adelssproß auch nicht so einfach verzichten. Er ist ihm verliehen worden. Der Verwaltungsakt ist per einfacher halböffentlicher Erklärung auch nicht rückgängig zu machen. Die Universität könnte ihm den Grad entziehen, wenn sich herausstellen sollte, daß der Baron gegen die Bedingungen der Promotionsordnung verstoßen hat. Und das sollte sie dann auch tun. Wie kann man ansonsten Schülern und Studenten noch erklären, daß Prüfungen, alle Prüfungen ohne Betrug, ohne geistigen Diebstahl zu absolvieren sind, wenn in der Spitze des Staates für einzelne diese fundamentalen Regeln außer Kraft gesetzt werden. Die Zeiten sind, gottlob, vorbei, in denen für den Adel Sonderbedingungen galten. Karl Theodor zu Guttenberg ist nicht mehr als eine kleine Wurst. Eine adlige Wurst. Schneidig, wenn’s um andere geht, Untergebene, kleinlaut und feige im eigenen Fall. Ein Betrüger. Mit Eselsmütze.