Hat das Dribblegen, aber keinen rechten Fuß.
Aus einem der zahlreichen Kommentare zu Fußballspielen um den DFB-Pokal in dieser Woche.
Vollkommen Subjektives von Wolfgang Horn
Als Außerirdischer bräuchte man keinen Fernseher, man könnte 24 Stunden die Erdenbewohner*innen beobachten und würde sich gut amüsieren. Spannend ist die Folge 12 567 »Dubai-Schokolade«. Während in Europa eine heftige Inflation tobt und ein Stück Butter 4 Euro kostet, stehen Hunderte Menschen Schlange, um Schokolade zu ergattern, die, wenn man sie auseinanderbricht, von innen aussieht wie ein Amalgam aus Durchfall und Nasennebenhöhlenentzündung. Die »Dubai-Schokolade« kostet 15 Euro, auf Kleinanzeigenportalen 20 Euro. Sie ist bestimmt lecker; so viele Menschen können nicht irren. Die Folge geht mit dem Cliffhanger zu Ende, dass der Trend abrupt abbrach, als ein gewisser Markus Söder ein Foto von sich mit der Schokolade im Mund postete. In der nächsten Folge: Was passiert mit Friedrich Merz, den Söder auf allen Kanälen als besten deutschen Kanzler empfiehlt.
Christin Odoj, Unten Links, in: Newsletter nd-Kompakt vom sechsundzwanzigsten November Zweitausendvierundzwanzig
Lindner hat das schöne Wort „Freiheit“, das für die FDP ein Kernwort war, entkernt und veralbert: Lindner definierte seine und die Freiheit seiner Partei als Freiheit von Verantwortung, Freiheit von Anstand, Freiheit von Pflichtgefühl. Die Art und Weise, wie der FDP-Parteichef den Ausstieg aus der Ampelkoalition inszenierte, gehört zu den Tiefpunkten in der politischen Kultur der Bundesrepublik. Es war dies eine infame Flegelei, über die der Wahlkampf nicht einfach hinwegrollen wird. Die FDP, eine Partei, die zur guten demokratischen Grundausstattung des Landes gehört, ist nachhaltig diskreditiert. (…)
Der Koalitionsbruch im Herbst 2024 war ja nicht das erste Mal, dass Lindner mit tückischer Unsolidität aufgefallen ist; das war schon so, als er 2017 die Verhandlungen über eine Jamaika-Koalition aus Jux und Tollerei platzen ließ. Linder ist unseriös. Lindner hat das lange erfolgreich kaschieren können. (…)
Die Attitüde war stark, die Inhalte waren es nicht. Aber die Attitüde war so stark, dass man das nicht gemerkt hat – bis er Finanzminister wurde. Seitdem sind die Wahlergebnisse der FDP desaströs; die FDP ist eine verhungernde Partei geworden. Sie leidet an programmatischer Entleerung; sie wiegt nur noch ein halbes Lot. Der lindnerisierten FDP fehlt jeglicher inhaltlicher Tiefgang; das lässt sich mit dem formelhaften Lobpreis der Schuldenbremse nicht verbergen; die ist und ersetzt kein Zukunftsprogramm. Und ein Papier, das den Autos wieder mehr und Fußgängerzonen weniger Raum geben will, so wie es die FDP im August präsentierte, ist von solcher Dürftigkeit, dass man darüber gar nicht reden muss. Was erinnert heute noch an eine FDP, der einst Leute wie die Bildungspolitikerin Hildegard Hamm-Brücher oder ein Soziologieprofessor Ralf Dahrendorf Haltung und Rückgrat gegeben haben? Was erinnert an eine FDP, in der ihre Rechtspolitiker mit den CDU/CSU-Innenministern um die Rechtsstaatlichkeit gerungen und diese in Karlsruhe erfolgreich eingeklagt haben? (…)
Früher hatten die Liberalen den Einzelnen gegen die Macht des Staates verteidigt; wer sich erwartet hat, dass sie ihn nun gegen den neuen Leviathan, gegen die Macht des globalisierten Finanz- und Digitalmarkts verteidigt, sah und sieht sich enttäuscht. Lindner ist kein Grundsatzpolitiker, er ist auch kein Stratege; er ist ein Taktiker und ein Spieler. Das von ihm hervorgebrachte Parteiprogramm ist kein Programm, sondern eine Instant-Brühe aus smarten Floskeln und dünnen Sprüchen.
Auszüge aus der Philippika von Heribert Prantl, Liberale. Da ist nichts drin, in: Süddeutsche Zeitung vom zweiundzwanzigsten November Zweitausendvierundzwanzig
„Für die FDP war es eine Existenzfrage, dem deutschen Volk von Zeit zu Zeit vorzuzeigen, dass sie zum Regieren unerlässlich notwendig waren. Deswegen haben sie den Kanzler Ludwig Erhard verlassen. Deswegen haben sie anderthalb Jahrzehnte später mich verlassen. Und das würden sie ein drittes Mal wieder tun, wenn sie einer neuen Koalition angehören würden.“ (Helmut Schmidt)
„Ein Dilemma, in das über kurz oder lang jeder Koalitionspartner der FDP gerät, besteht im gelegentlichen Versuch, ihre Meinung der Mehrheit aufzuzwingen.“ (Ludwig Erhardt)
„Bei der FDP kann man sich auf eines verlassen. Nämlich eine berechenbare Komponente, ihre Charakterlosigkeit. Die Charakterlosigkeit der FDP verbunden mit ihrem Selbsterhaltungstrieb ist eine der zuverlässig berechenbaren Komponenten.“ (Franz-Josef Strauß)
Dass der Tag, an dem die Ampel-Koalition zerbrechen sollte, FDP-intern als „D-Day“ bezeichnet wurde, zeugt außerdem von einer erschütternden Geschichtsvergessenheit. Am „D-Day“, dem 6. Juni 1944, landeten alliierte Truppen in der Normandie – ein entscheidender Schritt zur Befreiung Europas vom Nationalsozialismus. Dieses historische Ereignis und den Bruch mit der Ampel zumindest in der Wortwahl auf eine Stufe zu stellen, ist beschämend.
Thomas Gehringer, Die FDP und das Ende der Ampel. Täuschung als Strategie, in: Remscheider General-Anzeiger vom achtzehnten November Zweitausendundvierundzwanzig