Monat: Dezember 2021

Digitaler Putzwahn

Es heißt, ältere Herrschaften hätten es nicht mehr so mit der Haus- oder Wohnungsreinigung. Was nicht wundert, setzen sich mit zunehmendem Alter doch körperliche Eigenschaften durch, die in direktem Gegensatz zur Reinigungsfähigkeit stehen und jegliche Reinigungsbereitschaft stark beeinträchtigen. Die Beweglichkeit läßt nach, die Kraft, die Ausdauer. Die Augen sind nicht mehr so scharf. Man hat es im Rücken. Mindestens. Und mithin ist die Motivation hin. An dieser Stelle möchte ich das Loblied auf den Saugroboter erklingen lassen. Dieser kleine runde Tausendsassa saugt, mehr noch: saugt Teppiche automatisch stärker als normale Böden oder Parkett, wischt die Böden, sofern es keine Teppichböden sind, was er selbstständig erkennt, arbeitet nach Plan, macht sich selbigen von den Räumen, das kleine digitale Putzgenie kann erkennen, wo die Treppe lauert und bewahrt sich so vor dem Sturz, kann also auch auf Schränken eingesetzt werden. Kurzum: Wir haben uns dieses kleine digitale Heinzelmännchen vor geraumer Zeit zugelegt. Schlimmer noch: Vor kurzem haben wir auch den Nachfolger dieses Hausfreunds erstanden. Jetzt arbeiten zwei dieser Heinzelmänner im Hause Horn, einer unten, einer oben. Und ich brauche das Gerät nicht jedesmal hoch und runter zu schleppen. Man wird ja älter. Ich habe ohnehin Probleme mit den Treppen. Dafür sorgt meine durchs Rauchen ziemlich angeschlagene Lunge. Und heute haben wir den digitalen Putzwahn ordentlich ausgelebt: Zwei Saugroboter haben selbständig das Erdgeschoss und den ersten Stock gereinigt. Parallel. Der Weg von Mothers and Fathers Little Helper läßt sich auf dem Handy verfolgen, digital. Toll. Es lebe das digitale Zeitalter.

Weihnachtszoom

Die Familie ist klein. Nicht nur Vater, Mutter, Sohn. Auch die anderen sind nicht so sehr viele. Nichte mit Kind, also Großneffe, zwei Neffen, eine angeheiratete Nichte, Cousine, drei Tanten, ein Onkel noch. Einmal im Jahr trifft sich dieser kleine Haufen traditionellerweise zum Geburtstag meiner Mutter, die in den letzten Jahren vor ihrem Tod so eine Art Sippenmutter war. Danach haben wir ihren Geburtstag jedes Jahr im November in ihrer Lieblingskneipe gefeiert und ihr mit Kölsch zugeprostet, wo immer sie auch gerade sein mochte, Himmel oder Hölle. Seit Corona wütet, haben wir nun bereits zweimal das Treffen absagen und auf das gemeinsame Kölsch verzichten müssen. Diese kleine Familie, in der Gegend verstreut, am Niederrhein, im Bergischen, in Köln, in Richtung Siegkreis, hat sich also bereits seit langer Zeit nicht treffen können. Deswegen gab es heute den ersten Versuch, den kleinen Haufen über Zoom zusammenzuführen. Das ist nur teilweise gelungen. Eine Nichte hatte kein Netz. Die Tanten haben wohl keine geeigneten Rechner oder Smartphones. Was auch immer. Wir werden nachforschen müssen. Die Annahme, daß in Pandemiezeiten alle Menschen Erfahrungen haben machen können mit der Videotelefonie, scheint sich nicht zu bewahrheiten. In den nächsten Tagen werden wir das klären und dann irgendwann einen weiteren Versuch unternehmen. So lange uns Omikron nicht in Ruhe läßt, werden wir technische Hürden meistern. Dann aber, gleichgültig, wann, dann aber werden wir, Frühjahr, Sommer, einerlei, uns wieder in der Kneipe treffen, Kölsch trinken, palavern, alte Geschichten rauskramen, “Weißt Du noch?”, essen, Spaß haben und alle wieder auferstehen lassen, die bereits von uns gegangen sind. Hier wird keiner vergessen. Ob mit oder ohne Zoom.