Schlagwort: Alexander Gauland

Entsorgen

Entsorgen, sagt der Duden, sei ein schwaches Verb. Und seine Bedeutung sei beseitigen, Müll und Abfall vor allem. Wer öffentlich bekundet, Menschen, die anderer Auffassung seien, sollten „entsorgt“, also wie Müll oder Abfall beseitigt werden, der spricht die Sprache der Unmenschen. Das schwache Verb unterscheidet sich vom starken durch seine Beugung. Nicht durch seine Bedeutung oder seinen Gebrauch. Alexander Gauland, Reichsführer und Spitzenkandidat der AfD, will die Integrationsbeauftragte der deutschen Bundesregierung in Anatolien „entsorgen“ lassen, wie allenthalben in der Presse zu lesen war. Weil er mit ihrem Kulturbegriff nicht einverstanden ist. Entsorgen. Das ist zwar kein starkes Verb, aber starker Tobak. Denn Gauland entmenschlicht mit dieser Formulierung die angegriffene Person. Dieser Gebrauch des Wortes „entsorgen“ paßte in das “Wörterbuch des Unmenschen”, mit dem seinerzeit der konservative Politikwissenschaftler Dolf Sternberger den Einfluss des Nationalsozialismus auf die deutsche Sprache beschrieben hatte. In Deutschland sind Menschen schon einmal wie Dreck und Abfall „entsorgt“ worden, vernichtet in den Konzentrationslagern, Gefängnissen und Gaskammern während des Faschismus. Weil deren Auffassungen, Herkunft, Religion und Überzeugungen den Machthabern nicht paßten. Gauland hat sich in eine üble Traditionslinie gestellt. Er ist kein bürgerlich-konservativer Politiker (mehr), als der er sich gerne ausgibt. Er steht vollends in der Tradition rechter Hetzer, in einer Reihe mit üblen Rassisten. Sein Statement ist auch keine Entgleisung, selbst wenn Gauland zwischenzeitlich versucht hat, ein wenig zurückzurudern. Das ist die vor Wahlen alltäglich werdende Provokation, für Aufsehen, Aufmerksamkeit, Medienpräsenz. Ein mieses Spiel. Zum Kotzen.

Sangesbruder Özil

Auf Gaulands Boateng folgt nun Lindners Özil. Wie gestern in der WAZ zu bestaunen war. Ach wie liberal. Nein, noch ist Christian Lindner, Vorsitzender, Tausendsassa, Parteirhetoriker, Chefideologe, Notarzt, Sprecher, Wiederbeleber, Vordenker der einst liberalen Partei FDP nicht vollends an die Seite des AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland gerückt. Weit aber ist es nicht mehr. Was ist nur aus der einst stolzen Partei der Baums und Flachs, der Leutheusser-Schnarrenbergs oder Hamm-Brüchers geworden?

Je Suis Charlie

Welch furchtbarer Tag. Islamisten und Islamhasser liegen sich in den Armen. AfD-Scharfmacher Gauland hat bereits den schäbigen Versuch unternommen, das feige Attentat und die Toten von Charlie Hebdo in Paris zu missbrauchen. Es gibt keine Rechtfertigung für Terrorismus. Und keine für Fremdenhaß und Ausländerfeindlichkeit. Die Scharfmacher auf beiden Seiten brauchen sich gegenseitig10614376_10152488652781831_6826843124187115453_n. Die Islamisten und ihre Haßprediger brauchen die Pegida und ihre Haßprediger. Terrorismus ist unislamisch. Und Pegida unchristlich. Weil sie gegen das Gebot der Nächstenliebe verstößt. Wir müssen jetzt zusammenstehen, um einen gefährlichen religiös motivierten Konflikt in Europa zu verhindern. Wir brauchen keinen Krieg der Kulturen, wie ihn die Hintermänner des Terrorismus und die Gegner des Westens sowie die Falken hierzulande wollen. Antislamische Gruppen wie Pegida sind deren nützliche Idioten, weil sie die Stimmung aufheizen Wenn Islamophobie und Extremismus den Diskurs über den Islam und Migrationspolitik dominieren, wird es gefährlich, für uns alle und unsere Demokratie.