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Der Zweihundert-Millionen-Fehler

Nach Bankenkrise und alledem glaubt ohnehin niemand mehr, daß Banken fehlerfrei arbeiten. Eine norddeutschen Online-Bank hat, wie Welt-Online heute berichtet, einen Kunden, aus Versehen natürlich, für einige Stunden zum Multimillionär gemacht und zweihundert Millionen Euro auf sein Konto überwiesen. Der Fehler fiel dann doch noch auf und die Bank forderte ihr Geld zurück. Pech nur, daß der gewitzte und gewesene Stundenmultimillionär zwischenzeitlich zehn Millionen auf das Konto bei seiner Hausbank transferiert hatte. Dafür zog die Online Bank zusätzlich 14,4 Prozent Zinsen ein, zwöltausend Euro. Dagegen klagt der Nicht-Mehr-Multimillionär jetzt. Der Bundesgerichtshof hat in einem anderen Fall entschieden, daß der Kunde keine Straftat begangen hat und nicht einmal die Bank auf ihren Fehler hinweisen muß. Naja, kann ja passieren, solch ein Zweihundertmillionenfehler. Banken bewegen sich da in ganz anderen Dimensionen. Peanuts. Und wenn es denn andere bezahlen, die Kunden, umso besser.

Zu Tode sparen

Griechenland spart sich zu Tode. Wie die TAZ am 30. August schrieb, mußte “im Athener Zentrum bereits jedes vierte Geschäft schließen, weil die Leute wegen der Krise Einkommenseinschnitte hinnehmen müssen und kein Geld mehr zum Einkaufen haben.” Heute morgen konnte man in WDR 5 eine Reportage über die zunehmende Obdachlosigkeit in Griechenland hören. Finanzminister Evangelos Venizelos schätzt, daß das Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr voraussichtlich um mehr als fünf Prozent einbrechen wird. Damit kann Athen die anvisierte Defizitquote von 7,4 Prozent kaum erreichen, Venizelos befürchtet offenbar einen Anstieg auf 8,8 Prozent. 2010 sind die Konsumausgaben schon stark zurückgegangen. Im ersten Quartal 2011 sanken die realen Konsumausgaben der privaten Haushalte gegenüber dem Vorjahresquartal um 7,9 Prozent, im zweiten Quartal um 6,14 Prozent, wie man im Blog Querschuesse nachlesen kann. Und nun stellen wir uns vor, daß Griechenland aus der Eurozone aussteigt, wie es CSU und die neoliberale Boygroup der FDP immer mehr fordern. Die Griechen würden die Drachme wieder einführen, die sie dann sogleich drastisch abwerten müssten. Die Abwertung könnte den Export beleben, doch exportiert Griechenland nur etwa sieben Prozent seines Bruttoinlandsproduktes. Derweil wird die wertlose Drachme den griechischen Finanzsektor und etliche Unternehmen in den Bankrott treiben. Denn die Schulden sind in Euro ausgestellt und würden sich durch eine Abwertung der Drachme vervielfachen. Und: Athen bliebe vermutlich auf seinen neuen Staatsanleihen in Drachmen sitzen und könnte sich wohl kaum am Kapitalmarkt refinanzieren. Und nun kommen die deutschen Banken und Versicherungen ins Spiel. Deutsche Banken hielten Anfang des Jahres Griechenland-Anleihen in Höhe von 10,3 Mrd. Euro, wie am neunten Juni die Financial Times Deutschland schrieb. Das war schon dramatischer, denn die Banken haben entgegen ihrer Zusagen inzwischen in großem Maße verkauft. Die Versicherer sollen auf griechischen Papieren im Wert von 2,8 Mrd. Euro sitzen. Wenn der griechische Staat Insolvenz anmeldet, gehen auch die griechischen Banken pleite, die ein Fünftel der Athener Staatsanleihen in ihren Büchern stehen haben. Wenn die griechischen Banken kollabieren, verschwinden auch viele Unternehmen im Strudel. Und nun stellen wir uns vor, daß das Ganze in allen PIIGS-Staaten (Portugal, Italien, Irland, Griechenland, Spanien) gleichzeitig passiert. Da kommen Riesensummen zusammen. Anfang letztes Jahr besaßen die deutschen Banken PIIGS-Papiere im Wert von 522,4 Mrd. Euro. Und: 8,9 Prozent der Kapitalanlagen der deutschen Lebensversicherer sind Anleihen der PIIGS-Staaten. Die Europäische Zentralbank hat 2010 Griechenland-Anleihen in Höhe von 50 Milliarden Euro zurückgekauft und weitere Staatsanleihen im Wert von 60 bis 90 Milliarden Euro von griechischen Geschäftsbanken als Sicherheit bei der EZB und den europäischen Notenbanken für aufgenommene Kredite hinterlegt. So simpel scheint es mir mithin nicht zu sein, Griechenland aus der Eurozone zu entlassen, wie die Schlaumeier aus CSU, FDP und CDU glauben machen wollen. Wenn der Stammtisch und die Boulevardmedien die Hirne der Regierenden regieren, kann das Ergebnis nur verantwortungsloser Populismus sein.

125 Millionen Dollar Rente für US-Banker

Die Bank of America hat im dritten Quartal einen Verlust von mehr als 2,2 Milliarden Dollar “erwirtschaftet”. Der Berliner Tagesspiegel meldet nun, daß die US-Regierung den zum Jahresende abtretenden Konzernchef Kenneth Lewis als ersten Topbanker der Wall Street zum Verzicht auf einen Bonus und sein 1,5 Millionen Dollar schweres Grundgehalt für 2009 zwinge. So weit, so gut. Auf frühere Gehaltsansprüche aber hat die US-Regierung keinen Zugriff. Hinter den Kulissen werde somit laut US-Medien noch um die Höhe der Ansprüche von Lewis für seine insgesamt vier Jahrzehnte in der Bank gerungen. Die Angaben über die Höhe der Rentenansprüche reichen von 69 bis zu 125 Millionen Dollar. Mal eben überschlagen: Sein Grundgehalt betrug 1,5 Millionen Dollar. Mithin könnte Lewis, ohne sich wesentlich einzuschränken, noch mal knapp achtzig Jahre von dieser Rente leben – ohne Zinsen.

König Kunde

“Die Banken lassen ihre Kunden im Stich”, so lautet das Ergebnis einer Studie der EU-Kommission. Die Kontoführungsgebühren in Deutschland seien die neunthöchsten von allen 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union, heißt es in der Studie. Ein Deutscher muss für sein Girokonto mit jährlich 89 Euro demnach doppelt so viel wie ein Niederländer zahlen (46 Euro), und sogar dreimal so viel wie ein Bulgare, der nur 27 Euro für sein Konto aufbringen muß. Mit Abstand am teuersten ist ein Konto allerdings in Italien mit 253 Euro.

Die EU-Kommission kritisierte die Preisgestaltung der Banken als “sehr undurchsichtig”. Durch versteckte Gebühren und unvollständige Informationen sei es für Kunden fast unmöglich, Angebote miteinander zu vergleichen, erklärte die für Verbraucherschutz zuständige Kommissarin Meglena Kuneva.

Ein weiterer Kritikpunkt: die mangelhafte Beratung durch Bankangestellte. Deutschen Bankkunden entsteht durch falsche Empfehlungen bei Investmentprodukten jährlich ein geschätzter Schaden in Höhe von 20 bis 30 Milliarden Euro. So seien vor der Finanzkrise allein 50.000 deutschen Anlegern Papiere der später bankrotten Bank Lehman Brothers zur Pensionssicherung empfohlen worden, kritisierte ein Kommissionsmitarbeiter.

Eine Gesetzesverschärfung plant EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy dennoch nicht. Zunächst müssten die geltenden Regeln umgesetzt werden, hieß es in der Kommission. Auch Preisobergrenzen für die Banken seien nicht geplant. Bis Weihnachten will die Brüsseler Behörde bei den Mitgliedstaaten auf Nachbesserungen dringen.

Millionengeschenke

Verstehe einer die (Banken-)Welt: Heute wird in sämtlichen Nachrichten gemeldet, daß die angeschlagene und vom Steuerzahler gestützte HSH Nordbank 31 Millionen Euro an die US-Investmentbank Goldman Sachs gezahlt hat, obwohl sie dazu rechtlich nicht mehr verpflichtet war, weil Goldman Sachs eine Frist hat verstreichen lassen. Vor Monaten waren es irgendetwas über 300 Millionen Euro, die KFW-Bänker der schon pleite gegangenen Lehman Bank hinterher geworfen haben.

Millionen? Bedeutungslos für Bänker. Peanuts eben. Ob sie so auch mit eigenem Geld umgingen?

Banken im Aufwind

Den Banken und Finanzdienstleistern in Deutschland geht es wieder besser. Im Aufwind steigt auch ihre Spendenbereitschaft. Allein die FDP erhält nach einer Vorabmeldung des Spiegel “200 000 Euro von der Deutschen Bank, 150 000 von der Deutschen Vermögensberatung AG und 100 000 von der Allfinanz Deutsche Vermögensberatung überwiesen. Im April erhielt die FDP 250 000 Euro von der Düsseldorfer Finanzierungsgesellschaft Substantia. Die CDU konnte sich über 106 000 Euro von der Hamburger Berenberg Bank freuen und über 200 000 Euro von der Deutschen Bank. Für SPD und Grüne war bei den Großspendern der Finanzbranche nichts zu holen.”