Schlagwort: Andreas Müßener

Ausfall

Wermelskirchen am vergangenen Freitag. Die AfD rief. Und einige kamen. Sozialdemokraten, Linke, Grüne, Flüchtlingshelfer. In der Mehrzahl aber Unorganisierte. Lediglich daran interessiert zu erfahren, ob sich die hiesige AfD von den unsäglichen Äußerungen des Landesvorsitzenden distanziert, von rechtsradikalen Aussagen anderer Führer dieser Partei oder von den flüchtlingsfeindlichen und islamophoben Statements ihres Kreispressesprechers. Die AfD hatte zwar gerufen, aber die eigenen Leute hatten es vorgezogen, in ihren warmen Wohnstuben zu bleiben oder an irgendeiner Theke ein Bierchen zu genießen. Nur zwei Hände voll unentwegter Alternativer sahen sich also sich einer großen Mehrzahl interessierter Bürger gegenüber, die die wenigen Funktionäre des rechtslastigen Lagers mit ihren Fragen bedrängten. Das alles ist bekannt. So bekannt mittlerweile wie der ungeplante Verlauf dieser Veranstaltung oder das traurige Ende, daß nämlich nach geraumer Zeit die AfD-Befrager die Bürgerhäuser geschlossen verließen und den traurigen Haufen sich selbst überließen. Das Signal war deutlich: Die AfD wird hier in Wermelskirchen keine Gelegenheit haben, ungestört flüchtlingsfeindliche und menschenverachtende Parolen abzusondern. Der Nationalchauvinismus dieser Partei, gepaart mit vollkommener kommunalpolitischer Ahnungslosigkeit wird auf Dauer keinen guten Platz in unserer Stadt haben. Diese Veranstaltung war der Ausfall der AfD. Warum wärme ich hier auf, was doch den meisten in der Stadt bereits bekannt sein dürfte? Weil es einen nachträglichen Ausfall gibt. Ausfäller ist, mal wieder, Henning Rehse, der rechtspopulistische Fraktionsobermeister der WNK. In einem Facebookthread zum Thema Parkplatzsituation in der Stadt weist Rehse völlig unpassend und außerhalb jeden Kontextes auf ein Video von Wermelskirchen TV zum traurigen Auftreten der AfD hin und würzt diesen Hinweis mit der Beobachtung, daß in der Gruppe derer, die der AfD ihre Fragen präsentierte, auch jene zwölf Menschen seien, vor denen Rehse seit geraumer Zeit warnt. Weil sie Kritik an Rehses rechtspopulistischen Ausfällen üben. Und an seiner (un)heimlichen Unterstützung von, wenn nicht gar Zusammenarbeit mit dem genannten örtlichen AfD-Funktionär. Zwölf Menschen hat sich Rehse als persönliche Feinde ausgesucht. Ich bin stolz darauf, zu ihnen zu gehören. Der Dialog dieser Zwölf mit Henning Rehse ist leider nicht möglich, denn er hat sie aus dem betreffenden Forum ausgeschlossen. Andererseits nutzt Rehse hemmungslos jede andere passende oder unpassende Gelegenheit zur Diffamierung dieser Zwölf wie auch anderer Menschen mit ihm nicht gefallender “Gesinnung”. Das scheint Henning Rehse jedoch nicht mehr zu reichen. Im genannten Kommentar zum Thema Parkplatzsituation weist Rehse, wie gesagt, darauf hin daß in der Gruppe der AfD-Besucher auch jene Zwölf zu finden seien, was natürlich, wen wundert es bei einem Statement von Herrn Rehse, nicht zutreffend ist. Und er fährt fort, daß man diese Menschen “ignorieren, observieren, detektieren und wo geboten mit rechtsstaatlichen Mitteln sanktionieren” müsse. Wie bitte? Hier feiert der Blockwart fröhliche Urständ. Rehse fordert die Bespitzelung von Menschen, die nicht seiner politischen Auffassung sind. Fangen wir zur Klarstellung mal weiter hinten an. Detektieren. Was so belesen klingt, heißt schlicht aufspüren. Observieren. Das neutral klingende Fremdword bedeutet ausspionieren. Und mit sanktionieren meint der Verfasser dieses unsäglichen Statements anzeigen. Henning Rehse möchte seine politischen Gegner verfolgen, unter Druck setzen und mundtot machen. Und: Henning Rehse ist der deutschen Sprache durchaus mächtig. Er weiß, was er schreibt und ist keineswegs ahnungslos. Schon seit geraumer Zeit fragen sich viele Zeitgenossen in der Stadt, was Rehse eigentlich umtreibt und warum er sich immer häufiger auf solche Weise äußert. Hat denn niemand in der ganzen WNK die Traute, Henning Rehse an die bürgerlichen Formen politischer Auseinandersetzung zu erinnern? Traut sich wirklich niemand, Henning Rehse entgegenzutreten und ihn zu mahnen, daß die Bespitzelung und Verfolgung politisch Andersdenkender ein Kennzeichen der unseligen deutschen Vergangenheit war? Ich weiß, es ist gewagt. Aber ich werde dieses eine Mal Andreas Müßener als Kronzeugen bemühen, um die Fama zu entkräfte, die von der AfD gestreut wird und von Rehse, daß es den Gegnern der AfD um Krawall gegangen sei. Dieser junge Mann, seit der Kommunalwahl Stadtverordneter, ist seinerzeit auf dem AfD-Ticket in der Stadtrat gelangt, später aber aus der AfD ausgetreten.An dem Abend wurden verschiedene Zitate von AfD-Politikern genannt in Verbindung mit der Bitte, dass man sich (…) distanzieren sollte. Auch bezogen auf Wermelskirchen wurde der Dauerhetzer Manfred Schawohl genannt. Er warnte hier in Facebook sogar vor einem Geburten-Dschihad durch muslimische Mitbürger. Es gab nicht eine Distanzierung. Demnach ist es logisch, dass sich Kritiker nicht beruhigen konnten und auch keine sachliche Grundlage für eine Folgediskussion geschaffen werden konnte. (…) Außer internen Streitigkeiten hatte die AfD in Wermelskirchen kommunalpolitisch nicht viel zu bieten.” Andreas Müßener hat sich mit eigenen Augen angesehen, was seine ehemaligen Parteifreunde am vergangenen Freitag angerichtet hatten. Wenn er schon eine solche Aussage macht, würde mich sehr interessieren, wie denn Henning Rehse seine Blockwartbemühungen begründen mag. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß der ehemalige stellvertretende Vorsitzende der AfD, Hans-Olaf Henkel, mit dem Satz zitiert wird, die AfD sei zwischenzeitlich in eine “NPD light” mutiert. Und aus einer AfD-Veranstaltung in Euskirchen wird die Bemerkung kolportiert: „Man muss sich nur an den zweiten Weltkrieg erinnern, an unsere eigene Geschichte. Was haben wir denn da mit den Juden gemacht? Da gab es doch auch Möglichkeiten. Was anderes wird bald gar nicht mehr möglich sein. Die Flüchtlinge gehen ja nicht freiwillig.” Das sollte reichen, daß sich auch Henning Rehse aus der Unterstützung und Duldung örtlicher Funktionäre dieses Ladens zurückzieht. Sollte. Eigentlich.

Postscriptum: Es ist kein Zufall, daß ein solcher Artikel am neunten November geschrieben werden muß.

Lumpensammler. Ein Lehrstück in Sachen kommunaler Demokratie

Lumpensammler, ein Wörtchen, das kaum mehr im aktiven Sprachgebrauch der meisten Menschen zu Hause sein dürfte. Als Lumpensammler bezeichnete man, als ich noch jung war, mehr Kind als Jugendlicher, jemanden, der abgetragene oder zerschlissene Kleidungsstücke und Stoffreste sammelte oder aufkaufte, Lumpen also, und diese dann weiterverkaufte, beispielsweise an Papiermühlen. In ganz anderem Kontext wird als Lumpensammler ein Fahrzeug bezeichnet, ein Lieferwagen, ein kleiner Bus, der Teilnehmer eines sportlichen Wettbewerbs, etwa eines Marathonlaufs oder eines Radrennens, denen die Puste ausgegangen ist, einsammelt und, außerhalb der Wertung natürlich, an den Zielpunkt bringt. Lumpensammler. So oder so kein Sahnestück der Gesellschaft, keine Ikone, kein Vorbild, keine Gestalt zum Vorzeigen. Den Lumpensammler, den Menschen, der den Müll und die Reste anderer Menschen einsammelt und verwertet, den bekommt man nicht mehr zu Gesicht. Lumpen werden heutzutage in Containern gesammelt. Anonym. Und Lumpensammler, die die Fußkranken eines Wettbewerbs einsammeln, die Verlierer, Loser, die Beschädigten, diese Lumpensammler findet man nicht im Scheinwerferlicht der Medien und der Öffentlichkeit. Versager werden stiekum eingesammelt und ohne Getöse dahin gebracht, wo sie sich aus eigener Kraft davonmachen können, ohne auch noch Aufmerksamkeit zu erregen. Jedenfalls im Sport. Lumpen sind, waren, neuer Kontext, in der Umgangssprache auch: gemeine Menschen. Halunken, Schufte, Taugenichtse, Scheusale, auch Betrüger. Sie werden, nein: wurden vom Volksmund auch als Lumpen bezeichnet. Eine schöne Bezeichnung, wie ich finde. Ein Lump ist einer, der etwas auf dem Kerbholz hat. Jemand, der moralisch nicht einwandfrei ist. Für mich sind Lumpen beispielsweise Menschen, die bei einer Wahl den Bürgern etwas versprechen, die sich nach der Wahl aber, wenn es schwierig wird, wenn es Probleme gibt, davon machen, von ihren Versprechungen nichts mehr wissen wollen, die ihre ursprüngliche Partei verlassen, ihr Mandat aber, die Beauftragung durch den Wähler, nicht zurückgeben, sondern in den Schoß einer anderen, einer neuen Partei legen, die man zuvor noch bekämpft hatte. Für mich ist das Verrat am Wähler, Betrug des Bürgers. Jemand, der so handelt, ist ein Lump. Andreas Müßener ist solch ein Mandatsräuber. Am fünften Juni habe ich hier geschrieben, daß “der Herr Müßener (sein Mandat, W.H.) ja nicht bekommen (hat), weil er so nett wäre, so klug, so anziehend, so überzeugend. Nein, das Mandat hat er bekommen, weil ihn seine Kumpane für die Wahl aufgestellt, weil sie ihn gewählt haben.” Andreas Müßener ist auf dem Ticket der AfD angetreten und hat jetzt die Partei verlassen. Das Mandat für die AfD, “sein” Mandat soll die Morgengabe für die neue Partei von Bernd Lucke sein, ALFA, so heißt der Laden. Nicht minder rechtspopulistisch als das alte Geschäft der AfD, vielleicht in Nuancen weniger nationalkonservativ, weniger ausländerfeindlich, ein wenig weniger anrüchig als die Pegidaumgebung, etwas weniger weit offen zur rechtsradikalen Flanke. Und der Wähler hier in Wermelskirchen? Wurde der befragt? Will der ALFA im Stadtrat haben? Gibt es einen Auftrag, daß Müßener die Partei wechseln soll? Nein, nein, nein. Noch einer aus dem aktuellen Stadtrat hat seine Partei verlassen und weigert sich, das Mandat zurückzugeben. Thorn Seidel. Angetreten und gewählt auf dem Ticket der Partei Die Linke. Am siebenundzwanzigsten März schon habe ich hier auch über den Mandatsklau von Thorn Seidel geschrieben, daß er sein Mandat ja nicht erhalten habe, “weil er so nett wäre, so klug, so anziehend, so überzeugend.” Das Mandat hat man ihm erteilt, weil die Wähler zwei Menschen der Partei Die Linke im hiesigen Stadtrat sehen wollten. Was ficht das den überragenden Kommunalpolitiker Thorn Seidel an? Er hat jetzt die Seite komplett gewechselt. Zur WNK ist er gegangen, der Linke, dem die Sozialdemokraten viel zu weit rechts waren. Zu der Partei ist er gewechselt, deren Fraktionsvorsitzender sich, samt Adlatus, seit geraumer Zeit in öffentlichen Foren wie Facebook als radikaler Kommunisten- und Linkenfresser profiliert und keine Gelegenheit verstreichen läßt, örtliche Mitglieder der Partei Die Linke zu beleidigen und persönlich herabzusetzen. Für mich ist ein Mandatsräuber ein Lump. Einer, der den Wählerwillen ignoriert, ihn verfälscht, sich und sein Mandat wichtiger nimmt als die Regeln und den Kern der Demokratie. Und so gibt es, jedenfalls in der Wermelskirchener Kommunalpolitik, nunmehr auch den Lumpensammler. Eine Partei, die Lumpen einsammelt. Die die Fußkranken der Demokratie, die, denen die Puste ausgegangen ist, die Seitenwechsler einsammelt und zum Ziel bringt. Ans Ziel der WNK. Wer die Seiten wechseln will, der soll das tun. Wer eine neue politische Heimat braucht, muß sich umsehen und wechseln. Wer aber gewählt worden ist vom Bürger, der soll sein Mandat zurückgeben, um den Wählerwillen nicht zu verfälschen. Bürgerlicher Anstand? Demokratische Regeln? Fehlanzeige. Da kann sich die WNK noch so bürgerlich geben. Es geht ihr lediglich um Mehrheiten, um politische Macht. Bei der Wahl haben die Bürger dieser Stadt der WNK etwa ein Drittel der Stimmen entzogen. Die Mandate für diese verloren gegangenen Wähler holt sich die WNK jetzt nach und nach zurück.  Als Lumpensammler. Thorn Seidel ist nicht als Thorn Seidel interessant. Sein Mandat ist interessant. Andreas Müßener ist nicht als Andreas Müßener interessant. Sein Mandat ist interessant. Die WNK ist nicht mehr interessant. Sie ist ein Lumpensammler. Mehr nicht mehr.

Mandatsklau, die nächste

Da wird jemand gewählt bei der letzten Kommunalwahl. In den Stadtrat. Für die Partei „Alternative für Deutschland”. Am Tag nach der Wahl habe ich hier geschrieben: “Was bleibt noch? Ach ja, die frechen jungen Männer von der Alternative. Für ganz Deutschland. Die lokalen Gegenstücke zur Altmännerriege um Henkel und Starbatty im Bund und in Europa.Sie haben gewonnen. Weil sie in den Stadtrat eingezogen sind. Mit nicht einmal fünf Prozent. Und sie haben verloren, weil sich die allzu süßen Blütenträume schon zerstoben haben. Sie haben weniger erreicht als bei den Europawahlen, weniger als im Bund. So frech wie in verschiedenen Facebookgruppen sollten sie demnächst nicht mehr auftreten. Sonst könnte schneller wahr werden, was ohnehin zu ahnen ist. Rechtspopulismus ist eine vorübergehende Erscheinung. Wir haben schon schlimmere Zeitgeister überstanden, Republikaner, Nationaldemokraten, Pro Irgendwas …” Einerlei. Seither sitzen nun zwei AfDler im Rat der Stadt. Saßen. Denn nun, soeben ist Andreas Müßener ausgetreten, aus der Fraktion. Er hat die Zusammenarbeit mit dem Fraktionsvorsitzenden, wie immer die ausgesehen haben mag, aufgekündigt, wie es heute in einer sehr dürren Pressemitteilung der hiesigen AfD heißt. Hübsche Formulierung. Zusammenarbeit aufgekündigt. Aus dem Satzbaukasten der bürokratisch gestanzten Rede. Eine sprachliche Nebelkerze. Nichtssagend. Bla-Bla. Das alles aber ist nicht wirklich mein Bier. Sollen sie doch streiten. Aufkündigen, wenn’s geht, es lassen mit dem Aufkündigen. Alles nicht wirklich wichtig. Viel wichtiger ist, daß es sich bei einem Stadtverordneten auch der AfD um einen Stadtverordneten aller Bürger in dieser Stadt handelt. Andreas Müßener hat sich bislang jedoch mit nichts hervorgetan. Nichts, was in der Öffentlichkeit bemerkt worden wäre, nichts, was den Zeitungen eine Meldung wert gewesen wäre, nichts, was die Aufmerksamkeit von Bürgern hätte finden können. Was bleibt? Andreas Müßener hat die Fraktion der AfD zerdeppert. Im Wortsinn. Das haben die Wähler der AfD nicht verdient. Sie haben eine Fraktion aus zwei Menschen gewollt und auch bekommen. Bis gestern. Bis Andreas Müßener salbaderte, er müsse die Zusammenarbeit mit dem Fraktionsvoristzenden aufkündigen. Und, ganz politischer Schlaumeier, in der Tradition bürgerlicher Mandatsräuber feststellte, er werde fortan ein Einzelmandat ausüben. Ich habe keine Ahnung, was diesen Menschen befähigt, im Stadtparlament für das Gemeinwohl zu arbeiten. Ich war an seiner Aufstellung nicht beteiligt. Bislang aber habe ich auch keine Kenntnis von auch nur einer bemerkenswerten Einschätzung, Handlung, Initiative. Nach den Regeln der Bürokratie mag feststehen, daß Andreas Müßener sein Mandat behalten kann. Nach den Regeln des politischen Anstands wäre allerdings das Gegenteil fällig, nämlich der Rücktritt vom Mandat. Das hat der Herr Müßener ja nicht bekommen, weil er so nett wäre, so klug, so anziehend, so überzeugend. Nein, das Mandat hat er bekommen, weil ihn seine Kumpane für die Wahl aufgestellt, weil sie ihn gewählt haben. Jetzt will er nicht mehr, jetzt kann er nicht mehr zusammenarbeiten, jetzt gibt es Krach. Also soll er auch gehen. Der Mandatsklau ist schon bei bürgerlichen Parteien nicht wirklich akzeptabel. Bei Rechtspopulisten ist er, finde ich, ebenso unappetitlich wie neulich der Mandatsklau bei den Linken. Er zeugt von grandioser Selbstüberschätzung. Solange Andreas Müßener nicht über Wasser gehen kann, solange er also noch zu den ganz normalen Menschen zu rechnen ist, solange sollten auch die Maßstäbe des Anstands und der Demokratie für ihn gelten. Ein schwieriges Geschäft, diese Demokratie.

Nachtrag: Ach ja, diesen Beitrag habe ich dort, wo es ging, Wort für Wort übernommen von meinem Beitrag, der sich mit dem Mandatsklau auf der Seite der Linken befaßte. Geändert habe ich nur die Namen, den Namen der Partei und die Begründungen für den Mandatsraub. Man kann schon ins Grübeln kommen angesichts der Anstandslosigkeit, die sich innerhalb nur weniger Wochen auf der vermeintlich linken wie auf der rechten Seite offenbart. Eitle junge Kerle glauben in der Tat, daß Ihnen ein solches Mandat zustehe, obwohl sie doch nichts geleistet haben, was einen solchen Glauben nähren könnte.

Blues, so oder so

Blues in der Kattwinkelschen Fabrik? Oder doch Stammtisch der AfD? Der Alternative für Deutschland und Wermelskirchen. Das waren die Möglichkeiten fürs gestrige Abendprogramm. Und wenn Stammtisch, habe ich nicht danach den Blues? Und wenn Blues, entgeht mir nicht doch etwas Neues der Wermelskirchener Stadtpolitik? Kurzerhand entschieden. Für Brauhaus, AfD, Stammtisch. Eine Begegnung der dritten Art. Womöglich sogar eine unheimliche Begegnung der dritten Art. Steven Spielbergs Film läßt sich ja verstehen als eine Möglichkeit, sich auf Unbekanntes einzulassen und miteinander zu kommunizieren. Auch, wenn man unterschiedlichen Welten entstammt. An Versöhnung, wie seinerzeit Spielberg, habe ich gestern Abend indes nicht gedacht. Mir ging es dann doch eher darum zu erleben, wie diese Menschen mit Politik und Kommunalem umgehen. Und vor allem darum zu erfahren, ob der Herr Stadtrat Müßener, wenn ich mich mit ihm in einem Raum befinde, mir gegenüber ähnlich ungehobelt auftritt und ähnlich verquast argumentiert, wie er das nun schon seit geraumer Zeit in allen möglichen Facebookgruppen und auch auf der Homepage der hiesigen AfD praktiziert. Dreizehn mehrheitlich ältere Männer und ich. Keine Frau. Wie man sich einen Stammtisch so vorstellt. Da mich nur der Stadtrat Andreas Müßener und sein schreibender Adlatus Manfred Schawohl kennen, nein: nicht kennen, sondern lesen, wurde ich dann aber auch flugs eingeordnet vom Stadtratsassistenten: als Gegner, als Feind. Unheimliche Begegnung der dritten Art. Nach meinen Absichten gefragt, habe ich meine Erfahrungen bei der Lektüre von Facebookpostings und meine Neugier dargelegt, ob sich Müßener und Co. eines anderen, eines niveauvolleren, irgendwie bürgerlichen Umgangstones befleißigen, wenn sie mir in die Augen sehen können. Andreas Müßener, mein Stadtrat, bekam zu dieser Erwartung nicht einen Ton über seine Lippen. Keine Begegnung der dritten Art. Kleinlaut. Der ansonsten so rauflustige Stadtrat. Etwas verschwurbelt, nicht ganz handfest erläuterte der Fraktionsvorsitzende, Karl Springer, daß man in der hiesigen AfD nicht zufrieden sei mit der Außendarstellung und deswegen an der Verbesserung des öffentlichen Auftretens der noch jungen Partei arbeite. Die Positionen von AfD-Mitgliedern würden demnächst eher “abgestimmt”, “vorbesprochen” veröffentlicht. Das war aber dann doch eine unheimliche Begegnung der dritten Art und etwas ganz Neues. Andreas Müßener an der Kette. Man hat ein Auge auf ihn. Politische Bildung. Auf der Homepage nicht angekündigt war eine Tagesordnung, die nach der Betriebsstörung durch mich dann auch noch abgearbeitet werden mußte. Da ging es um die Mitarbeit in den Ausschüssen, um die Bildung von Arbeitsgruppen, um die Formulierung von Parteiperspektiven, die Auswertung des Wahlergebnisses in Sachsen. Wie auf einem politischen Stammtisch. Und es ging mitunter hoch her. Debattenkultur und Versammlungsleitung sind noch weitgehend unerprobte Felder. Die spontane Meinungsäußerung hat Konjunktur. Der Zwischenruf kann länger dauern. Ein Stammtisch eben. Diese Partei hat ihren Ort noch nicht gefunden. Ein Beitrag reklamierte den konservativ-bürgerlichen Ort rechts neben der CDU. Anderen platzte ihre Angst vor “Überfremdung” und “mehrheitlich bewaffneten Ausländern“, denen man jede Art der Sozialhilfe zuteil werden lasse, ständig heraus. Dann gab es solche, die lediglich Kommunalpolitik machen wollten und die der Rest, die große Politik im Bund oder in Europa, nicht interessiert. Ein heterogener Haufen. Unsortiert, noch ohne effiziente Strukturen, weitgehend ohne profunde Erfahrungen. Zum professionellen Politikbetrieb scheint mir noch ein weiter Weg zu sein. Und dann müssen die politischen Gegner auch keine besonderen Sorgen haben. Die AfD muß sich erst finden. Ob sie sich dann dauerhaft rechts neben der CDU etablieren kann, und als was: als rechtspopulistische Partei, als Nationalkonservative, als Europafeinde, als marktradikale Neoliberale, als Partei mit einem Gesellschaftsbild von vorgestern, das alles steht noch nicht fest. Entzaubern wäre angebracht. Nicht verteufeln. Das nächste mal ist übrigens Blues angesagt.

Salonfähig

Salonfähig, welch schönes Wort. Jemand ist tauglich, einen Salon zu besuchen, sich in der Gesellschaft sehen zu lassen. Sittsam ist der, dem man Salonfähigkeit attestiert, schicklich, gesellschaftsfähig, manierlich, respektabel. Nicht salonfähig sind die Schmuddelkinder, einst von Franz-Josef Degenhardt besungen. Sind, in der kommunalpolitischen Wirklichkeit, die AfD-Mitglieder im Stadtrat die Schmuddelkinder? Nicht salonfähig und auszugrenzen? Vom Ausgrenzen halte ich gar nichts. Es ignoriert, daß hinter den beiden AfD-Stadträten Wähler stehen, die in demokratischen Wahlen ihre Interessen am besten bei diesen Newcomern aufgehoben sahen. Man kann Wählergruppen nicht ausgrenzen. Und solange die Aktivitäten einer neuen Partei nicht ausdrücklich gegen den Kernbestand der Verfassung unserer Republik gerichtet sind, gehört sie auch zu den Parteien im Land, denen man nicht mit Ausgrenzung begegnen soll. Eine national-konservative Partei, europaskeptisch gewiß, rechtspopulistisch vermutlich auch, marktradikal ganz sicher, neoliberal und wohlstandschauvinistisch befindet sich durchaus noch im Rahmen dessen, was von den Gesetzen dieses Landes und seiner Verfassung gedeckt ist und als schutzwürdig angesehen werden kann. Man wird gewiß die eine oder andere Forderung und Parole der AfD für unappetitlich, für unanständig halten können. Die eine Funktionärin oder den anderen Oberhäuptling dieser Partei vielleicht auch. Soweit deren Laden aber die Grenzen der Gesetze nicht überschreitet, sondern bestenfalls die der Schicklichkeit, des Anstandes, solange werden wir mit Ausgrenzung der Partei und ihrer Funktionäre den Wählern nicht gerecht. Man muß ihre Thesen bekämpfen, aufweisen, daß ihre Hauptforderungen fremden- und minderheitenfeindlich sind,  ihr Familienbild von vorvorgestern ist, ihre ökonomischen Positionen die Interessen der Mehrheit in diesem Land verletzen, daß sie weit hinter dem Land herhinken und keineswegs moderne Antworten auf die Probleme des Landes und auch der Stadt haben. Der Unsinn ihrer Positionen muß öffentlich deutlich werden. Ein Dilemma ist, daß beispielsweise der Herr Stadtrat Andreas Müßener, so nennt er sich mittlerweile, von der AfD Stadtverordneter ist und zwar auch meiner. Nicht nur der seiner Wähler. Er ist unser aller Stadtrat. Obwohl er sich, dort, wo man es lesen kann, in zwei Facebookgruppen zur Wermelskirchener Kommunalpolitik vor allem, als ein junger Mann jenseits aller Manierlichkeit erweist, als selbstgefällig, selbstgerecht-überheblich, früher nannte man solche Schnösel, der Menschen, die anderer Auffassungen sind als er, in unhöflich-rüder Weise attackiert, belehrt, zensiert, zurechtweist, sogar Interpunktionsfehler zum Thema macht, kurzum: fast täglich zeigt, wie gering die Erfolge bürgerlicher Erziehung mitunter sein können. Sind die beiden Stadträte der AfD also salonfähig? Schicklich? Manierlich? Nein. Zumindest einer von Ihnen nicht. Der andere ist öffentlich noch so gut wie nicht in Erscheinung getreten. Zur Salonfähigkeit ist es noch ein gutes Stück Weg. Aber ausgrenzen? Aus politischen Gründen nicht. Und weil sich ein Stadtrat  dieser neuen Partei zumeist im Ton vergreift, an Selbstüberschätzung leidet, über keinerlei kritische Distanz zum eigenen Handeln verfügt? Nein. Erziehung geht eben manchmal fehl.