Vor sieben Jahren haben Schüler der hiesigen Hauptschule das Bedrückende ihres Besuchs des Konzentrationslagers Ausschwitz bearbeitet, indem sie unter der Regie ihrer Lehrerin, Marie-Louise Lichtenberg, eigene Texte erstellt, Bilder gemalt, fiktive Briefe geschrieben haben, einzelnen Biographien von Nazi-Opfern nachgegangen sind oder das Vernichtungssystem des Lagers studierten und das alles öffentlich den Wermelskirchener Bürgern in einer Art bedrückender Revue mit Ausstellung im Rathaus dargeboten haben. Mehrfach. Und mit ungeheurem Erfolg. Die Besucher dieser Veranstaltungen waren ergriffen, erstaunt, überrascht. Durch die Bank. Hauptschüler sind es nämlich nicht, denen man diese seriöse Bearbeitung eines Besuchs im Schrecken der deutschen Geschichte, diese eindringliche Kreativität, diese Ernsthaftigkeit in aller Regel zutraut. Ein Geschichtsunterricht der besonderen Art. Von Schülern für ihre Mitschüler, aber auch für die Erwachsenen in der Stadt. Mit einigen Kollegen habe ich seinerzeit diese Revue filmisch dokumentiert. Die Stadt Wermelskirchen hat die so entstandene Dokumentation publiziert, die dann später auch in einer französischen Variante, von Schülern des örtlichen Gymnasiums übersetzt und angepasst, in der Partnerstadt Loches vorgestellt werden konnte. Und wiederum beachtliche Aufmerksamkeit fand. “Die Geschichte ist kaum zu ertragen”. So der Titel der bei der Hauptschule und der Stadt als DVD erhältlichen Dokumentation. In der vergangenen Woche habe ich, nach sieben Jahren zum ersten mal, dieses einstündige Filmdokument erneut ansehen können. Die Hauptschule in Person von Marie-Louise Lichtenberg und der Bürgermeister, Eric Weik, hatten zu zwei Vorführungen in das hiesige Kino eingeladen. Morgens für Schüler der Jahrgangsstufen neun und zehn. Und abends auch für Erwachsene, ehemalige Schüler, Lehrer oder andere Interessierte. Die Betreiber des wunderbaren Film-Eck mit dem Flair der großen Kinozeit der Vergangenheit, dieser Kultur- und Kultstätte, das Ehepaar Schiffler, haben für diese Vorführungen komplett auf alle Einnahmen verzichtet, um so das Anliegen der Schüler und der Schule zu unterstützen. Großartig, was in dieser übersichtlichen Stadt alles möglich ist. Ich also habe nach sieben Jahren diese Dokumentation erstmals wieder gesehen. Im siebzigsten Jahr nach der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz. Und, ganz ehrlich: Mit Gänsehaut, mit Schrecken, mit Trauer, mit Bedrückung, aber auch mit Respekt und Hochachtung vor den Schülerinnen und Schülern, ihrer Lehrerin, auch dem Bürgermeister Eric Weik, der sich dem Projekt richtiggehend verschrieben hat. Chapeau. Den Schülern ist etwas gelungen, das so manches Projekt von Erwachsenen, von Studierten, von Experten nicht von sich behaupten kann. Sie haben der Stadt Wermelskirchen und Ihren Bürgern ein Kleinod geliefert, geschenkt, eine Preziose der Erinnerungskultur, ein Juwel des Umgangs mit der widerwärtigen Geschichte des Faschismus. Ein fast zeitloses Dokument. Im achtzigsten Jahr der Erinnerung an die Konzentrationslager und an Ausschwitz wird man sich diesen Film mit der gleichen Ergriffenheit ansehen können wie in der vergangenen Woche. Danke!