Das hohe Lied auf den Treppenlift

Gut, einen Geburtstag auszulesen und damit das Alter des Users zu bestimmen, ist weiß Gott keine Großtat künstlicher Intelligenz. Aber wo immer ich mich in den letzten Jahren in den Weiten des Netzes herumgetrieben habe, war ein Ergebnis doch immer auch das Gleiche: Ich habe die Altersgrenze für Treppenlifte überschritten. Offenbar. Neben medizinischen Hilfsmittelchen für funktionierende Erektion und Blasentätigkeit taucht seither auch der Treppenlift auf der Liste der Offerten des künstlich Intelligenten auf. Immer mal wieder. Mitunter in die Frage verpackt, ob ich denn wüßte, zu welchem Eurokurs ich ein solches Verkehrsmittel erwerben könnte? Und? Ich hab’s natürlich abgetan. Im Kopf zu einer eher wegwerfenden Handbewegung gegriffen und mich nicht weiter drum gekümmert. In den letzten Monaten aber haben Lunge, Beine und Muskeln immer wieder und immer mehr geschwächelt, wenn es um die Treppe in den ersten Stock unseres Hauses geht und ging. Bis ich es gegen Ende des Jahres gar nicht mehr ins Erdgeschoß geschafft habe. Dann aber haben wir einen Treppenlift angeschafft. Dessen Segnungen genieße ich nun mit gehöriger Verspätung, habe ich die ersten beiden Monate des Jahres doch aushäusig zugebracht, im Hospital. Nun fahre ich mehrfach am Tag stark entschleunigt von unten nach oben und zurück. Das dauert. Ein Treppenlift ist kein Rennwagen, nichts, an dem man schrauben, nichts, dem man ein paar PSchen zusätzlich verpassen könnte. Aber das Oben hat seinen immanenten Schrecken verloren. Ich begebe mich nun auch für einen einzigen Kaffee wieder nach unten. Soviel Zeit muß sein. Lift-Zeit ist eben auch Kontemplations-Zeit.

2 Kommentare

  1. Schön zu lesen, dass Du diesem „Schreckbild“ so positive Seiten abgewinnen kannst. Ohne Eitelkeit. Oder nur mit ein bisschen 😉

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