Das erste internationale Fußballspiel der Sportgeschichte fand am 30. November 1872 in Glasgow statt, heute vor 137 Jahren. Die Mannschaften von Schottland und England trennten sich nach 90 Minuten torlos. Der heutige Fußball entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts in England und etablierte sich von dort aus in der ganzen Welt. In Sheffield wurde der erste Fußball-Club der Welt 1857 gegründet und 1863 schlossen sich Delegierte von Universitäten, Schulen und Fußball-Clubs zur Football Association (FA) zusammen. So erst vollzog sich die Trennung des Fußballs vom Rugby.
Monat: November 2009
Andreastag
Quarantäne
Der Rheinischen Post entnehme ich, daß sich Oliver Pocher in Quarantäne befindet. Wegen der Schweinegrippe. Und die hat ihren Höhepunkt bereits überschritten. Bei ihm und im ganzen Land. Die Bundesländer werden auf einem erheblichen Teil der von ihnen bestellten Impfdosen sitzen bleiben. Und Pocher wird weiter moderieren. Tja. Sind das nun gute oder schlechte Nachrichten?
Staunen
Brutalstmöglich
Er war der brutalstmögliche Aufklärer. Er ist der brutalstmögliche Durchsetzer der parteipolitischen Kontrolle des Zweiten Deutschen Fernsehens. Roland Koch. Hessischer Ministerpräsident, CDU. Der oberste Journalist des ZDF, Chefredakteur Nikolaus Brender, kann im März seinen Schreibtisch in Mainz räumen, obwohl sein Chef und Dienstherr, Intendant Markus Schächter, seinen Vertrag um weitere fünf Jahre verlängern wollte. Ein um seine Unabhängigkeit bemühter Journalist muß gehen, weil der CDU-Freundeskreis im ZDF-Verwaltungsrat Kochs Machtanspruch durchgesetzt hat. Ein Paradebeispiel, wie öffentlich-rechtliche Medien nicht organisiert, nicht verfaßt sein sollen. Öffentliche Kontrolle: Ja! Kontrolle durch Zirkel nicht demokratisch zustande gekommener Freundeskreise: Nein! Öffentlich-rechtliche Medien, in Deutschland das ZDF und die Landesrundfunkanstalten der ARD sowie die Bundesrundfunkanstalten Deutsche Welle und Deutschlandfunk, sind eben keine Regierungssender. Bei der Konstituierung des Rundfunks in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg, im wesentlichen durch Hugh Carlton Green von der BBC vollzogen, sollte wegen der Erfahrungen aus der Nazizeit mit einem die Sender durchregierenden Propagandaminsterium und gleichgeschalteten Medien eine öffentliche Kontrolle, eine Kontrolle durch gesellschaftliche Gruppen verankert, zugleich aber eine Regierungsferne garantiert werden. Auch ein Zugriff der Parteien auf die öffentlich-rechtlichen Medien war nicht vorgesehen. Koch und seine Gefolgsleute haben aber nunmehr nur auf die Spitze getrieben, gegen jeden guten Rat, was ohnehin gang und gäbe ist, mal so rum, mal anders rum. Die Parteien nehmen die Medien in den Griff, diesmal in den Würgegriff. Es wird Zeit, daß die Parteien sich entweder selbst aus den Gremien der öffentlich-rechtlichen Medien verabschieden, womit indes kaum zu rechnen sein dürfte. Oder sie werden eben entfernt. Von der Gerichten. Mit Hilfe der öffentlichen Meinung vielleicht. Muß eigentlich Kurt Beck im ZDF-Verwaltungsrat sitzen? Nein, er hat dort ebensowenig zu suchen wie Roland Koch und sein Freundeskreis. Also. Das wäre mal ein Rücktritt, der Ehre einlegte.
Herbstfernsehen
Mal wieder Baader-Meinhof, mal wieder RAF, mal wieder deutscher Herbst im deutschen Fernsehen. Zum wievielten Male eigentlich? Und dann: Nicht nur der Eichinger-Edel-Film nach Stefan Austs Buch, in zwei Teilen ausgestrahlt, sondern auch Anne Wills Talk mit den üblichen Verdächtigen. Book, Baum, Buback, garniert von den 68ern Stoiber und Karin Witkiewicz. Unter ihrem Künstlernamen Katja Ebstein ist letztere besser bekannt. Dem ganzen Abend konnt der geneigte Zuschauer nur folgen, den ganzen Abend nur verstehen, sofern er über erhebliches Zeitgeschichtswissen verfügt. Erklärt wurde nichts, im Film nicht, in der Runde nicht. Keine Einordnung, keine Herleitung. Geballert wurde, nicht zu knapp, im Film. Betroffen war man, nicht zu knapp, in der Runde. Um wieviel interessanter wäre ein klassischer ARD-Sonntagabend gewesen, Tatort und Politik bei Anne?
Welttag des Fernsehens
Welttag des Fernsehens. Heute. Das mag man nicht wirklich glauben. Ist denn nicht jeder Tag mittlerweile ein Welttag des Fernsehens? Gibt es irgendein anderes Medium, das Tag für Tag so viele Menschen zu versammeln in der Lage ist? Das Internet noch nicht, ist aber auf dem besten Wege, alsbald das TV einzuholen. Allein in den letzten fünfzehn Jahren – von 1993 bis 2008 – hat in Deutschland etwa die durchschnittliche tägliche Nutzung der Glotze von 166 auf 205 Minuten zugenommen. Mehr als drei Stunden, Tag für Tag. Erwachsene Zuschauer ab 14 Jahren schauen mittlerweile sogar 219 Minuten täglich. Knapp 90 % aller bundesdeutschen Haushalte versammeln sich alltäglich vor dem Bildschirm, immerhin auch 55,8 % aller Kinder zwischen drei und dreizehn Jahren. Kurzum: Eines besonderen Weltfeiertages fürs Fernsehen bedarf es nicht. Was wir alle bräuchten, wäre eine weltweiter Tag für Qualität im Fernsehen, gegen die beständige Verseichtung und Boulevardisierung. Träumen wird man ja noch dürfen.
Gemeinwohl oder “Woran krankt der Kapitalismus?”
“Woran krankt also der Kapitalismus? Er krankt nicht allein an seinen Auswüchsen, nicht an der Gier und dem Egoismus von Menschen, die in ihm agieren. Er krankt an seinem Ausgangspunkt, seiner zweckrationalen Leitidee und deren systembildender Kraft. Deshalb kann die Krankheit auch nicht durch Heilmittel am Rand beseitigt werden, sondern nur durch die Umkehrung des Ausgangspunktes. An die Stelle eines ausgreifenden Besitzindividualismus, der das als natürliches Recht proklamierte potentiell unbegrenzte Erwerbsinteresse der Einzelnen, das keiner inhaltlichen Orientierung unterliegt, zum Ausgangspunkt und strukturierenden Prinzip nimmt, müssen ein Ordnungsrahmen und eine Handlungsstrategie treten, die davon ausgehen, dass die Güter der Erde, das heißt Natur und Umwelt, Bodenschätze, Wasser und Rohstoffe, nicht denjenigen gehören, die sie sich zuerst aneignen und ausnützen, sondern zunächst allen Menschen gewidmet sind, zur Befriedigung ihrer Lebensbedürfnisse und der Erlangung von Wohlfahrt. Das ist eine grundlegend andere Leitidee; sie hat die Solidarität der Menschen in ihrem Miteinander (und auch Gegeneinander) zum tragenden Bezugspunkt.”
Schön, schön, könnte man meinen, was die Linken in dieser Republik sich immer wieder zusammenträumen, zusammenreimen, zusammensammeln. Nur: Beim Autor dieser Sätze handelt es sich gar nicht um einen Linken. Geschrieben hat dies Ernst-Wolfgang Böckenförde in der Süddeutschen Zeitung vom 24.4.08. Böckenförde ist Professor für öffentliches Recht, Verfassungs- und Rechtsgeschichte sowie Rechtsphilosophie, zunächst in Heidelberg, später in Bielefeld und Freiburg. Mitglied der Enquete-Kommission Verfassungsreform des Deutschen Bundestags und von 1983 bis 1996 Richter am Bundesverfassungsgericht. Teil der bundesdeutschen Elite also. Die Gier ist es mithin nicht, an der der Kapitalismus krankt, stellt Böckenförde fest. Er krankt an seiner Leitidee. Eine radikalere Beschreibung der bundesdeutschen Verhältnisse läßt sich derzeit kaum finden. Es handele sich also um eine vertitable Systemkrise. Der Kapitalismus sei nicht auf „die Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen … gerichtet, sondern auf unbegrenzte Ausdehnung seiner selbst, auf Wachstum und Bereicherung”. Er löse sich „von den Gegebenheiten der Realwirtschaft ab und beschädigt diese. (…) Nimmt man dies zum Ausgangspunkt, wirkt sich das in vielfacher Weise aus: auf die Zuordnung der Bodenschätze und natürlichen Rohstoffe, auf den Umgang mit den Bedarfsgütern und der Umwelt, auf eine führende Rolle jedweder Arbeit gegenüber dem Kapital wie auch auf Grenzen der Akkumulation von Eigentum, auf die Anerkennung der Mitmenschen – auch der künftigen Generationen – als Subjekte und Partner im Bereich von Nutzung, Handel und Erwerb statt Objekte möglicher Ausbeutung. Dadurch wird ein verbindlicher Rahmen vorgegeben. Innerhalb dieses Rahmens können und sollen durchaus Erwerbssinn und Eigennutz, die Garantie von Eigentum, ihren pragmatischen Sinn und ihre Funktion als Antriebskräfte des wirtschaftlichen Prozesses haben. Aber sie bleiben eingebunden in das vorausliegende Konzept der Solidarität, das inhaltliche Orientierung gibt und unbegrenzter Ausdehnung Grenzen setzt.“ Böckenförde plädiert für eine neue politische Ordnung, in der eine „handlungs- und entscheidungsfähigen Staatsgewalt, … durch Begrenzung, Zielausrichtung und auch Zurückweisung wirtschaftlichen Machtstrebens wirksam Gemeinwohlverantwortung wahrnimmt.“
Gedeckt wird dieser Gedanke durch Art 14 des deutschen Grundgesetzes: (1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. (…) (2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
Dort steht es: Wohl der Allgemeinheit, Gemeinwohl. Das Grundgesetz, die Thesen Böckenfördes, alles nicht wirklich neu. Aber auch nicht wirklich alt, nicht veraltet. Im Gegenteil. Moderne Gedanken, Thesen, Positionen, mit Hilfe derer Staat zu machen wäre. Eine bürgerliche Gesellschaft. Eine demokratisches Staatswesen, in dem sich freie Bürger nicht zueinander verhalten ausschließlich als “Besitzindividualisten”, als Bourgeois, sondern als solidarische Gemeinschaft von Citoyens, freier und gleicher Bürger, in der das Gemeinwohl “tragender Bezugspunkt” ist, in der Starke Schwache stützen. Nur eine “bürgerliche Koalition” läßt sich mit diesen Gedanken nicht machen.
Welttoilettentag
Heute, am 19. November, ist World Toilet Day, der Welttoilettentag. Was zunächst wie ein schlechter Witz zu klingen scheint, erweist sich bei näherem Hinsehen durchaus als wichtiges Anliegen. Das stille Örtchen mit Wasserspülung und Geruchsbremse hinter einer Wasserrohrbiegung ist ja nur in unseren Breiten Errungenschaft der Zivilisation. 2,4 Milliarden Menschen leben ohne sauberen Abtritt. Jack Sim, Gründer der Welttoilettenorganisation, tadelt: “Man darf kurz darüber lachen, aber dann sollte man das Thema ernst nehmen.” Der Welttoilettentag solle die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft wachrütteln und Tabus beseitigen. Das Toilettenproblem sei für einen Großteil der Menschheit immer noch nicht gelöst. Die nationalen Regierungen hätten mindestens drei Prozent ihrer Ausgaben für Sanitär- und Wasserversorgung aufzuwenden.