Schlagwort: Rassismus

Lichterkette

Lichterketten sind mein Ding eigentlich nicht. Im Gegenteil. Mir gehen die ganzen weihnachtlichen Lichterorgien ziemlich aufs Gemüt. Verordnete Gemütlichkeit, an der man nicht vorbeikommt. Heute Abend werde ich eine Ausnahme machen. Ich w12310646_10200952345686518_5922659008239003894_nerde mich sogar an einer Lichterkette beteiligen. An der Lichterkette, zu der Yasmin Schnippering aufgerufen hat. Worum geht es? „Ein Zeichen setzen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, für mehr Toleranz ist ein wichtiges Anliegen in dieser Zeit.“ Das ist es allemal wert, sich heute Abend, um neunzehn Uhr am hiesigen Rathaus einzufinden. Neunundvierzig Menschen haben bereits zugesagt, etwa sechzig Menschen sind sich noch nicht sicher. Ich hoffe, daß sich noch mehr Wermelskirchener einfinden werden. Wir sollten ein deutliches Zeichen setzen für Toleranz und gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Jenseits aller politischen, religiösen oder idelogischen Unterschiede und Differenzen.

 

Solanum Tuberosum

Da werden deutsche Kinder auf  den Schulhöfen als Kartoffel bezeichnet – von anderen, meist auch deutschen Kindern, die aber eher türkisch aussehen, arabisch, jedenfalls ganz anders.  Und sofort bricht an teutonischen Stammtischen und in Politikerbüros oder Redaktionsstuben eine Rassismusdebatte los. Ist die Kartoffel, lateinisch solanum tuberosum, aber wirklich eine Beleidigung? Das mag man gar nicht glauben, wenn man sich das nette Pflänzchen einmal näher anschaut. Der Vergleich mit einer derart schönen Pflanze kann unmöglich eine Beleidigung darstellen. Wer immer diesen Beleidigungsversuch unternimmt, der hat schlichtweg keine Ahnung von der solanum tuberosum. Und wer immer sich  beleidigt fühlt, hat ebenfalls schlichtweg keine Ahnung.

Solanum Tuberosum

Schlichtweg keine Ahnung haben aber auch unsere neunmalklugen Politiker. Aus Schulhofgerede Rassismus abzuleiten, ist simpler Unfug. Oder hat mal irgendeiner dieser oberschlauen Politiker, zuvörderst unsere formidable Familienmisterin Schröder, aufgeschrieen, als wir Blonden die Italiener noch als Itaker oder Spaghettis bezeichnet haben? Die Türken als Kümmeltürken oder Knoblauchtürken? Die Araber als Kameltreiber oder Ziegenficker? Meine Schulhofzeiten sind nun schon geraume Zeit vorbei. Aber unflätige Bezeichnungen gab es seinerzeit schon zu Hauf. Zwischen Pißnelke oder Brillenschlange und Bettnässer oder Asozialer. Und heute? Kartoffel. Muhaha. Mensch Leute, laßt die Kirche doch mal im Dorf. Dieses dämliche Jugendlichengequatsche gab es immer und wird es immer geben. Es ist nicht schön, aber unvermeidlich. Eines jedenfalls ist es nicht: Rassismus gegen Deutsche.

Kartoffelherz

Home of the Brave

Die USA sind nicht nur das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern auch die Heimat der Freien und der Tapferen, wie es in der amerikanischen Nationalhymne heißt. Das gilt aber immer noch nicht restlos für die schwarze Bevölkerung. Zwar regiert mit Barrack Obama ein schwarzer Präsident, aber zugleich verweigert ein Friedensrichter im Hammond, Louisiana, einem schwarzen Amerikaner und seiner weißen Verlobten die Eheschließung. Die Süddeutsche Zeitung von heute: “Seiner Erfahrung nach seien Mischehen nicht von langer Dauer, begründete Richter Keith Bardwell nach Medienberichten seine Haltung. Kinder aus solchen Partnerschaften hätten zudem Probleme sich in die Gesellschaft einzugliedern, sagte Bardwell weiter.” Kein Wunder, wenn die Keith Bardwells gut eingegliedert sind in der Gesellschaft des amerikanischen Südens.

Little Rock Nine

Fast vergessene Geschichte: Vier Jahre vor der Geburt des amtierenden amerikanischen Präsidenten, gestern vor 52 Jahren unternahmen neun afroamerikanische Schülerinnen und Schüler den zweiten Versuch, am Unterricht der Central Highschool in Little Rock, Arkansas, teilzunehmen, nachdem sie am noch 3. September von Soldaten am Zugang zur Schule gehindert worden waren.

Die New York Times schrieb zu den Ereignissen: “Ein Mob von kriegerischen, kreischenden und hysterischen Demonstranten zwang heute neun schwarze Schüler, die Central High zu verlassen. Obwohl eine große Anzahl lokaler und staatlicher Polizei da war, um die Schwarzen vor Angriffen zu schützen, gab die Amtsgewalt angesichts der Raserei der ungefähr 1.000 weißen Demonstranten nach. Sie befahl den schwarzen Schülern gegen Mittag, die Schule zu verlassen. Der Integrationsversuch hatte 13 Minuten gedauert. Die Schwarzen wurden von der Polizei durch den Mob geführt und nach Hause gebracht, ohne dass sie verletzt wurden.”

Am Abend des 23. September hielt der damalige Präsident Dwight D. Eisenhower im Fernsehen eine Rede an die Nation: “Wie Sie wissen, hat der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten entschieden, dass die Gesetze über die Rassentrennung an den Schulen nicht verfassungsgemäß sind. (…) Die Basis unserer individuellen Rechte und Freiheiten beruht auf der Sicherheit, dass der Präsident und die Exekutive die Beschlüsse des Obersten Gerichtshofes unterstützen und durchsetzen, wenn nötig mit allen Mitteln, die dem Präsidenten zur Verfügung stehen.”

Am 24. September, heute vor 52 Jahren, stellte Eisenhower sämtliche Polizei- und Armeeeinheiten von Arkansas unter Bundeskommando und entsandte eine reguläre Bundestruppe nach Little Rock. Die Soldaten bewachten die Schule und beendeten alle Demonstrationen. Alle neun Schüler erhielten eine Leibwache, die sie ins Klassenzimmer begleitete und dann vor der Tür Stellung bezog. Nur so konnten die neun Schüler am 25. September den ersten vollen Schultag an ihrer Highschool absolvieren.

Es kam aber weiterhin zu Anfeindungen und Ausgrenzungen gegenüber den neun Schülern. Acht der neun Schüler beendeten das Schuljahr, drei machten damals auf der Central High ihren Abschluss.

Es ist noch nicht sehr lange her, daß Menschenrechte in den USA mit der Gewalt von Soldaten gegen einen weißen Rassistenmob durchgesetzt werden mußten.