Irgendeine Tageszeitung, ich habe leider vergessen, mir zu notieren, welche es war, glänzte heute mit der Überschrift: Mitfühlender Raubtierkapitalismus. Treffender sind FDP-Politik und Schlecker-Ausbeutung kaum zu beschreiben in diesen Zeiten. Schlecker und die FDP sind an der gleichen Brühe krank. Am Raubtierkapitalismus. Zuerst litten die Verkäuferinnen von Schlecker an miserabler Bezahlung und miesen Arbeitsbedingungen. “Schlecker ist auch im Niedergang das, was es bereits in den Jahren des Gedeihens der Firma war: ein Symbol.” So die Süddeutsche Online heute. Ein Symbol für Raubtierkapitalismus. In den Zeiten aber, als von Scheitern noch nicht die Rede war, als Anton Schlecker auf dem Rücken der Verkäuferinnen zum Multimilliardär wurde, war von der FDP kaum zu hören oder zu lesen, daß im Sinne des mitfühlenden Liberalismus die Arbeitsbedingungen der Schleckerangestellten verbessert werden müßten oder Schlecker die Seinen zu schlecht bezahle. Schlecker hat, so die Süddeutsche, sein Imperium als “eingetragener Kaufmann” geführt. “So brauchen sie keine Gewinn- und Verlustrechnung offenzulegen, keinen Aufsichtsrat einzurichten, keinen Insolvenzantrag zu stellen. (…) Wer nur eine Würstchenbude führt, trägt Verantwortung allein für sich. Nichts dagegen einzuwenden, wenn der als eingetragener Kaufmann am Rost steht. Wer aber eine Kette aufbaut, bürdet sich auch Verantwortung auf; dessen Gebaren ist keine kleine Kaufmannssache mehr. Begreift er das nicht, muss der Staat ihn per Handelsgesetzbuch dazu zwingen. Das wäre eine Lehre, die gerade solche Politiker aus dem Fall ziehen könnten, die Wirtschaftspolitik vor allem als Ordnungspolitik interpretieren. Politiker der FDP zum Beispiel.” Ordnungspolitik? FDP? Von wegen. Funkstille bei der FDP, als andere schon gegen die Zustände bei Schlecker protestierten. Alles, was sich am Markt durchsetzt, ist gut. Das ist der ordnungspolitische Kernsatz der FDP. Und wenn ein Unternehmen im Markt scheitert, gleich aus welchen Gründen, haben seine Angestellten eben Pech gehabt. Soziale Marktwirtschaft? Nein. Radikaler Markt. Ohne jedwede Ordnung, ohne jedwede Regulierung. Die Freiheit des Dschungels, das ist freidemokratische Ordnung. Noch einmal die Süddeutsche: “Schlecker-Mitarbeiter zweifeln nicht nur an Marktwirtschaft und Kapitalismus, sondern verzweifeln auch an Politikern – zum Beispiel aus der FDP. Sie betreiben Politik nach dem Motto: Wer ist der Kälteste im Land?” Spiegel Online zitiert Matthias Jung, den Chef der Forschungsgruppe Wahlen, zu den Überlegungen, die FDP könne mit dieser Eiseskälte bei marktorientierten Wählern punkten: Man solle das nicht überbewerten, sagt er mit Blick auf mögliche FDP-Gewinne beim Wähler durch das Schlecker-Manöver: “Die Wahrnehmung der FDP ist langfristig in den Keller gegangen, sie wird deshalb nicht kurzfristig wieder steigen.” Emnid-Chef Schöppner sehe in Sachen Schlecker ein anderes Problem für die Liberalen. “Die FDP darf nicht zu kalt wirken.” Denn Kaltherzigkeit komme beim Wähler nicht gut an und werde von der politischen Konkurrenz gerne aufgegriffen. Genau wie jetzt. Ausgerechnet Parteichef Rösler habe dafür die beste Vorlage geliefert – mit seiner Aufforderung an die Schlecker-Frauen, “schnellstmöglich eine Anschlussverwendung selber zu finden. Herzloser kann man es kaum ausdrücken. Dem Vernehmen nach ist Rösler am Tag darauf selbst nicht mehr glücklich mit seinen Worten – aus der Welt kriegt er sie so leicht aber nicht mehr.” Wie verlogen die blau-gelbe “ordnungspolitische Prinzipienreiterei” wirklich ist, wird erkennbar daran, daß laut Süddeutscher, “derselbe bayerische FDP-Minister, an dem am Donnerstag um 15 Uhr die Schlecker-Transfergesellschaft scheiterte, (..) es eine halbe Stunde vorher für gut (hielt), bei der bayerischen Bäckerei Müller-Brot Hilfe zuzusichern.”
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