Schlagwort: Ilse Aigner

Volksmund, Goethe und Frau Aigner

“Sage mir, mit wem Du gehst, und ich sage Dir, wer Du bist.” So der Volksmund. Der wiederum geht auf den Altmeister Goethe zurück: “Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist; weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann.” (“Maximen und Reflektionen”)  Und vermutlich hat der deutsche Dichtergott es von Euripides: “Jeder Mann gleicht der Gesellschaft, mit der sich umgibt.” Und jede Frau, natürlich, auch. Frau Aigner, unsere Bundesministerin für Verbraucherschutz, umgibt sich jetzt mit einem neuen Staatssekretär. Peter Bleser heißt der und ist bislang agrarpolitischer Sprecher der CDU im Bundestag. Mehr noch: Er gilt als Vertreter der – nein, das raten Sie nie: der Futtermittelindustrie. Doch, doch. Die Futtermittelindustrie, verantwortlich für den jüngsten Lebensmittelskandal, die Verseuchung von Tierfutter mit dioxinhaltigen Industriefetten aus schierer Profitgier, dieser Industriezweig rückt jetzt in Person von Herrn Bleser noch weiter im Ministerium auf. Sozusagen an die zweite Stelle hinter der Ministerin. Der Volksmund, Goethe und Euripides werden gewußt haben, warum sie aus der Umgebung auf das Wesen geschlossen haben. Wer der Futtermittelindustrie Fesseln anlegen muß, damit der Profitgier Einhalt geboten und die Gesundheit der Konsumenten gewährleistet werden kann, der sucht sich seinen Staatssekretär aus einer anderen Umgebung, etwa aus der Sphäre des Verbraucherschutzes. Aber das will Frau Aigner offenkundig nicht. Ilse Aigner ist keine Verbraucherschützerin. Ihr Ministerium heißt nur so. Den Grünen-Abgeordneten Friedrich Ostendorff zitiert Spiegel Online heute mit folgenden Worten: “Frau Aigner muss sich fragen lassen, ob Herr Bleser die richtige Besetzung für die Aufklärung des Dioxin-Skandals ist.” Spiegel Online weiter: “Eine Abkehr von der reinen Profitausrichtung sei kaum zu erwarten, da Bleser seit jeher gegen die Stärkung bäuerlicher Betriebe und für industrielle Massentierhaltung eintrete, so der Agrarpolitiker. Dem Bericht zufolge hatte Bleser während des Dioxin-Skandals immer wieder betont, schuld an den Futtermittel-Vergiftungen sei nicht das System der deutschen Agrarindustrie und der Massenproduktion, sondern kriminelle Machenschaften Einzelner. ‘Natürlich erwähnte er nicht, dass es nur dank der Ausrichtung der deutschen Landwirtschaft auf Massenproduktion und der undurchsichtigen Handelswege bei der Futterherstellung überhaupt möglich ist, dass ein einzelner Futtermittelhersteller Tausende von Bauernhöfen vergiften kann’, sagt Reinhild Benning, Agrarexpertin der Umweltschutzorganisation BUND.” Tja. Muß man sich aigentlich noch wundern, wenn die Politikerverdrossenheit nachgerade stündlich zunimmt?

Agrobusiness

Agrobusiness – dieses Wort habe ich heute zum ersten mal im Radio gehört, in WDR 5. Gemeint ist, natürlich, das landwirtschaftliche Geschäft, die Produktion von Lebensmitteln. So ganz abseitig ist es indessen nicht, unter agro auch ein Kürzel für aggressiv, Aggression zu vermuten. Glykol im Wein, Gammelfleisch, Dioxin in Eiern und Schweinen – die Kette der Lebensmittelskandale will nicht abreißen. Jahr für Jahr neue Verbrechen an der Gesundheit. Wir werden vergiftet. Aus Profitgier. Weil es offenbar billiger ist, dioxinverseuchte Industriefette dem Tierfutter beizumischen, als tierfuttergeeignete Fette einzukaufen. Profitgier. Der Verlust jeder Moral, allen Anstands, die aggressive Regellosigkeit ist in keinem Bereich industrieller Produktion wirklich eine angenehme Eigenschaft. Im Bereich der Lebensmittelproduktion indes ist sie nichts als ein Verbrechen. Die leibliche Gesundheit der Konsumenten wird aufs Spiel gesetzt für den schnellen Euro. Und unsere Landwirtschafts- und Verbraucherministerin Ilse Aigner? Sie plädiert für Selbstkontrollen der Unternehmer. Grotesk. Wem nach diesem erneuten Vergiftungsversuch nicht klar ist, daß wir einen starken Staat und regelmäßige und rigide staatliche Kontrollen brauchen, dem ist in seiner neoliberalen Verblendung nicht mehr zu helfen. Dieser schwarz-gelbe Spuk mit der Vergötzung des vogelfreien, ungeregelten Marktes muß alsbald ein Ende haben.

Weltmilchtag

Heute ist der Weltmilchtag. Dieser Internationale Tag der Milch wurde von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Internationalen Milchwirtschaftsverband (IDF) 1958 ins Leben gerufen und wird in über 30 Ländern veranstaltet. Die Bundesmilchministerin Ilse Aigner wirbt für Milch und Milchprodukte. Sie gehörten zum gesunden Leben und prägten Kulturräume. Was immer sie damit meinen mag.