Die Bank of America hat im dritten Quartal einen Verlust von mehr als 2,2 Milliarden Dollar “erwirtschaftet”. Der Berliner Tagesspiegel meldet nun, daß die US-Regierung den zum Jahresende abtretenden Konzernchef Kenneth Lewis als ersten Topbanker der Wall Street zum Verzicht auf einen Bonus und sein 1,5 Millionen Dollar schweres Grundgehalt für 2009 zwinge. So weit, so gut. Auf frühere Gehaltsansprüche aber hat die US-Regierung keinen Zugriff. Hinter den Kulissen werde somit laut US-Medien noch um die Höhe der Ansprüche von Lewis für seine insgesamt vier Jahrzehnte in der Bank gerungen. Die Angaben über die Höhe der Rentenansprüche reichen von 69 bis zu 125 Millionen Dollar. Mal eben überschlagen: Sein Grundgehalt betrug 1,5 Millionen Dollar. Mithin könnte Lewis, ohne sich wesentlich einzuschränken, noch mal knapp achtzig Jahre von dieser Rente leben – ohne Zinsen.
Monat: Oktober 2009
Home of the Brave
Die USA sind nicht nur das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern auch die Heimat der Freien und der Tapferen, wie es in der amerikanischen Nationalhymne heißt. Das gilt aber immer noch nicht restlos für die schwarze Bevölkerung. Zwar regiert mit Barrack Obama ein schwarzer Präsident, aber zugleich verweigert ein Friedensrichter im Hammond, Louisiana, einem schwarzen Amerikaner und seiner weißen Verlobten die Eheschließung. Die Süddeutsche Zeitung von heute: “Seiner Erfahrung nach seien Mischehen nicht von langer Dauer, begründete Richter Keith Bardwell nach Medienberichten seine Haltung. Kinder aus solchen Partnerschaften hätten zudem Probleme sich in die Gesellschaft einzugliedern, sagte Bardwell weiter.” Kein Wunder, wenn die Keith Bardwells gut eingegliedert sind in der Gesellschaft des amerikanischen Südens.
Immer billiger fliegen
Gestern abend im Taxi zurück von Pohlhausen nach Wermelskirchen. Für knapp 10 Euro. Im Gespräch mit dem Fahrer höre ich, daß eine Fahrt zum Kölner Flughafen etwa 60 Euro kostet. Heute lese ich im Kölner Stadt-Anzeiger, daß man nach Mallorca schon für 40 Euro fliegen kann. Verrückt. “Wer sehr flexibel ist, fliegt günstig wie nie”, so der Präsident des Deutschen Reiseverbands, Klaus Laepple. Die Preise lägen auf ausgewählten Strecken teils 20 Prozent bis 33 Prozent unter dem Vorjahr. Hintergrund sei ein Rückgang der Buchungen sowohl bei Geschäfts- als auch bei Privatreisen. Ein Flug nach New York ist derzeit für knapp sechs Taxifahrten von Wermelskirchen zum Kölner Flughafen zu haben.
17. Oktober: Internationaler Tag für die Beseitigung der Armut
1992 erklärte die Generalversammlung der Vereinte Nationen den 17. Oktober zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut. Eine Inschrift auf einer Marmorplatte auf dem Platz der Menschenrechte (Trocadero) in Paris erinnert an den Ursprung dieses Gedenktages.
17. Oktober 1987.
Verfechter der Menschenrechte aus aller Welt haben sich auf diesem Platz versammelt. Sie haben den Opfern von Hunger, Unwissenheit und Gewalt Ehre erwiesen. Sie haben ihrer Überzeugung Ausdruck gegeben, dass Elend nicht unabänderlich ist. Sie haben ihre Solidarität mit all jenen Menschen bekundet, die irgendwo auf der Welt für die Überwindung des Elends kämpfen. „Wo immer Menschen dazu verurteilt sind, im Elend zu leben, werden die Menschenrechte verletzt. Sich mit vereinten Kräften für ihre Achtung einzusetzen, ist heilige Pflicht.“
Père Joseph Wresinski
Unterstützung für Christel Reetz
Die Bergische Morgenpost hat die Bürger Wermelskirchens nach ihrer Meinung zur stellvertetenden Bürgermeisterin Christel Reetz gefragt. Ergebnis: ” ‘Alle’ wollen Christel Reetz wieder zur ersten stellvertretenden Bürgermeisterin haben. Bis in die späten Abendstunden gingen bei der Bergischen Morgenpost (…) Unterstützer-E-Mails ein. Der Tenor: Sympathieadressen an Christel Reetz und Unverständnis über die SPD.” Das Eigentor der örtlichen SPD wird immer peinlicher. Da hat eine Partei eine beliebte Politikerin, verwehrt ihr aber die Fortführung ihres bisherigen Amtes. Ohne jede nachvollziehbare Begründung. Ein Leser bescheinigt der beliebten SPD-Politikerin, “sie habe jahrelange Ratserfahrung (und) sei im Parteiengezänk der vergangenen Jahre stets neutral geblieben.” Und: Ihre Mitgliedschaft in der SPD störe keineswegs. Im Gegensatz zu allen Mitgliedern der streitbefangenen Fraktionen CDU und FDP. SPD-Fraktionsvorsitzender Jochen Bilstein sehe aus “aus falscher Treue zu den Krakeelern der CDU nicht, dass durch Frau Reetz ein positives Licht auf die SPD fallen könnte. Das übersieht dieser völlig ungeeignete Kommunalpolitiker.” Die Kritik der Leser am Vorgehen des Fraktionsvorsitzenden ist so massiv wie die Unterstützung für Frau Reetz. Die SPD hat offenbar immer noch kein Ohr am Bürger und die Fraktionsspitze handelt wie ein selbstreferentieller Autist. Ich höre jetzt schon, daß die SPD-Verantwortlichen, jedenfalls aber Jochen Bilstein, diese Leserbefragung der Morgenpost mal wieder als Wahlkampffortsetzung der Bergischen Morgenpost diffamieren werden. Tja, da zitieren wir doch lieber noch einmal Seneca, den Jüngeren: “Man muß so lange lernen, als man unwissend ist – also ein Leben lang, wenn wir dem Sprichwort glauben. Daraus ergibt sich zwingend der folgende Gedanke: Man muss ein Leben lang lernen, wie man das Leben gestalten soll. […] Ich zeige durch mein Beispiel, dass man auch im Alter noch zu lernen hat.” Ich jedenfalls setze noch auf die Lernfähigkeit der örtlichen Genossen. Und die (Partei-)Wüste ist der falsche Platz für Christel Reetz.
Brender ausgezeichnet
Der Chefredakteur des ZDF, Nikolaus Brender, ist gestern in Köln mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet worden. Der Kölner Stadt-Anzeiger schreibt heute: “Die Jury zeichnete Brender „für seine vorbildhafte journalistische Haltung“ aus. Der ZDF-Chefredakteur stehe „für Qualität und Unabhängigkeit“ und setze sie „auch gegen Widerstände durch“. Brenders Haltung und die daraus folgenden Handlungen machten insbesondere jüngeren Journalisten Mut, keinem Druck oder Einflussversuch nachzugeben.” Wer erinnert sich nicht an die wochenlangen Auseinandersetzungen in Mainz, als der hessische Ministerpräsident und stellvertretende Verwaltungsratschef des ZDF, Roland Koch, das ZDF unbedingt von Nikolaus Brender befreien wollte. Brender hat sich als einer der wenigen Spitzenjournalisten sehr kritisch mit dem Verhalten der Politiker im letzten Bundestagswahlkampf auseinandergesetzt.
Boss-Day
“Ehrenmord”-Krimi auf der Buchmesse
Der “Ehrenmord”-Krimi erscheint nun doch. Nachdem der Düsseldorfer Droste Verlag Bedenken hatte, den Roman von Gabriele Brinkmann zu veröffentlichen, weil man islamistische Reaktionen befürchtete, hat sich nun der Leda-Verlag in Leer entschlossen, den Krimi unter dem Titel “Wem Ehre gebührt” zu publizieren. Schon am kommenden Freitag sollen auf der Buchmesse die ersten Exemplare zu haben sein. Ab 19. Oktober wird das Buch im Handel sein. “Der Roman ist kritisch und dürfte manchen provozieren, natürlich, aber er differenziert auch”, sagte die Verlegerin Heike Gerdes. Das Buch greife nicht “die Türken” oder “den Islam” an, sondern nur die Auswüchse einer frauenfeindlichen Einstellung, die sich auf Tradition und Religion berufe, um Männern die Macht zu erhalten.
Zur Strafe acht Jahre Opposition
Zur Strafe acht Jahre Opposition – so überschreibt die Süddeutsche Zeitung heute einen Kommentar, nein: eher ein öffentliches Nachdenken von Dieter Degler über die SPD. Es sei ihm alles zu schnell gegangen nach der verlorenen Wahl, moniert Degler: Steinmeier noch am Wahlabend zum Fraktionsvorsitzenden gekürt, Gabriel ein paar Tage später Parteivorsitzender, Nahles, Wowereit, Kraft und Scholz drumrum – Blitz-Personalien nennt er das Verfahren. “Statt zunächst gründlich die Ursachen der krachenden Niederlage zu analysieren, daraus die inhaltlichen Konsequenzen und Handlungsoptionen zu destillieren und anschließend, als letztes, die sich daraus ableitenden personellen Konstellationen festzuzurren, macht es die SPD genau anders- und falschherum.” Vier Vorschläge macht Degler der “verwirrten” Partei. Erstens müsse das Verhältnis zur Linken nüchtern und ohne Selbstmitleid geklärt werden. Diese sollte als Konkurrenz ernst genommen und als möglicher Koalitionspartner akzeptiert werden. Eine bloße Wende nach links nutze nichts, mache die Linke keineswegs überflüssig. Zweitens müsse ein für die Wähler schlüssiges Bündnisverhalten erkennbar sein. Matschies Wahlkampf gegen die CDU in Thüringen und seine Koalitionsverhandlungen mit eben dieser CDU spalte die Partei und mache sie unglaubwürdig. Auch die Ausschließeritis müsse aufgegeben werden. Drittens solle die SPD sich bemühen, “das zerfallene Mitte-Links-Lager wieder zu stabilisieren. Dazu gehören bessere diplomatische Beziehungen zu Grünen, Linken und der FDP. Dazu gehört ein Anti-Verelendungs-Programm, das finanzierbar und damit überzeugender ist als der linke Spruch “Reichtum für alle”.” Dazu gehöre die Erneuerung und Verjüngung einer “vergreisenden” Partei, “die zwar im Internet-Zeitalter lebt, es aber nicht mehr versteht.” Und viertens schließlich müsse die Partei wieder lernen, mit dem Volk zu kommunizieren. “Viele Lösungsansätze schlummern in sozialdemokratischen Köpfen und Papieren, aber sie erreichen die Wähler nicht mehr. Während der heute vielgeschmähte Gerhard Schröder selbst fragwürdige Positionen öffentlich darstellen konnte als seien sie der Gral der Weisheit, gelingt es der aktuellen Führungsriege nicht einmal, ihre Verdienste während der großen Koalition angemessen ans Publikum zu bringen.” Dabei würden die gesellschaftlichen Probleme immer schwieriger, die Bindungen an Parteien nähmen ab und die mediale Verblödung produziere immer mehr politisch Desinteressierte. “Die ersten Schritte nach der Bundestagswahl deuten allerdings nicht darauf hin, dass sich die SPD nun gründlich den Mühen der Wiederaufbau-Ebenen widmen will. Wer das aber nach einem solchen Debakel unterlässt, wird mit Opposition nicht unter acht Jahren bestraft.”
Da kann ich nur noch hinzufügen: Das alles gilt in Wermelskirchen auch.