Christel Reetz, bislang stellvertretende Bürgermeisterin in Wermelskirchen, zieht sich nach den von der SPD-Fraktion im Stadtrat verursachten Querelen zurück von ihrem Amt. Sie nahm, wie die beiden lokalen Zeitungen übereinstimmend berichten, nicht einmal mehr an der konstituierenden Sitzung der Fraktion teil, sondern ließ ihre Erklärung verlesen. “Ich bitte insbesondere diejenigen um Verständnis”, zitiert der Wermelskirchener Generalanzeiger die Erklärung von Christel Reetz, “die mich zum ‘Durchhalten’ ermutigt hatten.” Christel Reetz hätte wohl für eine Fortsetzung ihrer Tätigkeit als stellvertretende Bürgermeisterin zur Verfügung gestanden. Die Demontage einer verdienten Sozialdemokratin und der Verlust einer keineswegs unwichtigen öffentlichen Funktion, das ist nun das Ergebnis einer verheerenden Kommunikation, wie sie von der Fraktion der SPD öffentlich geführt worden ist. Zunächst wurde ins Feld geführt, man wolle sich nur noch an der Sachpolitik orientieren und keine Listenverbindungen mehr mit anderen Parteien eingehen. Danach sprach der Fraktionsvorsitzende davon, daß das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters doch eher der größeren CDU-Fraktion zustehe und man nicht als Knüppel gegen die CDU wirken wolle. Und jetzt? Jetzt wird im Nachgang Jochen Bilstein mit der Überlegung zitiert, man habe Christel Reetz “seitens der SPD-Fraktion und nicht auf der Liste der ‘Regenbogenfraktionen’ in der Sitzung des Rates am kommenden Montag zur Wahl” vorschlagen wollen. Interessant. Christel Reetz als Kandidatin auf einer eigenen Liste der SPD. Warum nicht schon früher? Hinter uns liegen zwei Wochen, in denen die SPD öffentlich ein Lehrstück für mißratenen Umgang mit eigenen Genossen, falsche Antworten auf politische Angebote anderer Parteien und eine vollkommen mißlungene Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit dargeboten hat. Mal wieder. Leider.
Monat: Oktober 2009
Zuspruch
Das alles hier ist ein Blog. Die Bezeichnung ist die Kurzform des englischen Wortes Weblog. Ein öffentliches Logbuch im Internet, also so etwas wie ein Tagebuch oder ein Journal. Ein Blog ist also ein für Autor und Leser einfaches Medium zur Darstellung von Meinungen zu allen nur denkbaren Themen. Ein Medium für den Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrungen. Dieses Blog hier ist keine Zeitung. Ich veröffentliche von Zeit zu Zeit nur, was mir so in den Sinn, vor die Augen, in den Kopf kommt. Privates spare ich dabei in aller Regel aus. Davon mache ich jetzt einmal eine Ausnahme. Heute morgen erreicht mich die Mail eines Freundes, der in der Zeitung gelesen hat, mit Freuden, wie er schreibt, daß ich nunmehr Gastmitglied in der SPD geworden bin. Kein Sozialdemokrat, notabene. “Hoffentlich kannst Du was bewegen. Ich würde mich darüber sehr freuen. Es ist wirklich höchste Zeit!” Für sich formuliert er, daß er sich auch gerne mehr ins öffentliche Leben der Stadt einbrächte, ihm dazu aber angesichts seiner beruflichen Lage die Zeit fehle. Sein Schlußsatz: “Für Deine Entscheidung, Dich in der Kommunalpolitik und in der SPD einzubringen, sage ich Dir: Hochachtung!!” Danke fürs ermutigende Wort.
Mir reicht’s – noch nicht …
Mit dem Ausruf: “Mir reicht’s!” hat das alles hier angefangen, am 12. August. Der erste Absatz meines ersten Beitrages hier lautete: “Ich bin 58 Jahre alt und lebe seit nunmehr 30 Jahren in Wermelskirchen. Kommunale Politik nehme ich vor allem über die Berichterstattung der beiden lokalen Zeitungen wahr. Einer Partei gehöre ich nicht an, ich schreibe keine Leserbriefe und ich mische mich nicht ein. Mein Interesse an kommunalen Vorgängen dürfte so eingeschränkt sein wie bei vielen anderen Bürgern dieser Stadt auch. Und, ich gebe es gerne zu: Von vielen Dingen, die auf kommunaler Ebene geregelt werden müssen, habe ich nicht genug oder keine Ahnung.” Das alles ist immer noch so, inclusive der Altersangabe. Nur eines hat sich geändert: Ich habe nach dem verheerenden Ergebnis der Bundestagswahl – wie im übrigen viele andere Menschen im ganzen Land auch – die Gastmitgliedschaft in der SPD beantragt und erworben. Wer derart geschunden ist, am Boden liegt, wie die SPD, im Bund, im Land und am Ort, der braucht Zuspruch, Hilfe und Solidarität, Mitarbeit. Vielleicht auch mehr kritische Geister, mehr unabhängige Köpfe, die das ihrige dazu tun, mitreden, Debatten entfachen, Kritik üben, so daß die einst große und bedeutende Sozialdemokratie wieder erstarkt. Ein Jahr lang darf ich jetzt für einen minimalen Beitrag mitreden, mitdiskutieren. Weiterlesen
Guten Appetit
Das verstehe, wer will: Ein Großhändler hat vor dem Landgericht Deggendorf gestanden, über Jahre hinweg vergammeltes Fleisch verkauft zu haben. Das meldet heute Spiegel Online. In einigen Fällen war das Haltbarkeitsdatum um Jahre abgelaufen, in einem anderen Fall schimmerte das Fleisch bläulich und stank bestialisch. Es wurde zu Sauerbraten verarbeitet. “Zudem berichtet die Anklage von gelblichem oder grünlichem, schmierigem, klebrigem oder stinkendem Fleisch.” Bereits Ende 2006 war gegen den Großhändler und Metzger ein Berufsverbot verhängt worden, gegen das er bis 2008 mehrfach verstoßen habe. Und jetzt der Deal: Im Vorfeld, so Spiegel Online, habe es eine Absprache gegeben, nach der der Täter für sein Geständnis eine maximal zweijährige Bewährungsstrafe, eine Geldstrafe von 300 Tagessätzen und ein zweijähriges Berufsverbot erhalten soll. Prost Mahlzeit. Hat denn niemand überlegt, daß der feine Metzger zur Strafe in den nächsten Jahren sein eigenes Gammelfleisch restlos aufessen müßte?
Ein- und Ausladungen bei Anne Will
Interessant. Im Blog von Jacob Fricke ist zu lesen, daß für die gestrige Sendung von Anne Will ursprünglich Sevim Dagdelen, migrationspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, eingeladen war. Wie Jacob Fricke weiter schreibt, habe Sevim Dagdelen mitgeteilt, daß ihre Ausladung vom stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU Fraktion, Wolfgang Bosbach, betrieben worden sei. Auf den Internetseiten von Anne Will finde sich bis dato keine Stellungnahme. Vielleicht sind wir vom Staatsfunk weniger weit entfernt, als wir mutmaßen.
Heilung unerwünscht !
Ein Programmtip: Millionen Menschen leiden unter schweren Hauterkrankungen. Viele dieser Patienten könnten mit einer neuen Spezial-Salbe behandeln werden. Doch die großen Pharmakonzerne weigern sich, die Neuheit auf den Markt zu bringen. Die Salbe ist wohl zu gut: nämlich wirkungsvoll und preiswert. Die Pharmaindustrie fürchtet die billige Konkurrenz. Einige Konzerne wollen die Patentrechte des Medikaments sogar kaufen, um dessen Vermarktung komplett zu verhindern. Ein „Aspirin für die Haut” soll auf keinen Fall auf den Markt kommen. Spannend, nicht wahr? Zu sehen heute Abend, um 21.00 Uhr im Ersten (ARD). Heilung unerwünscht!
Integrationsunfähig
“Das Beherrschen der deutschen Sprache in Wort und Schrift ist die Voraussetzung für Integration”, so gestern Abend der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach (CDU) in der ARD bei Anne Will. Tja, dann werden wir die vier Millionen Analphabeten im Land wohl als integrationsunfähig abschreiben müssen. Und wohlgemerkt, bei dieser Zahl handelt es sich überwiegend um Menschen ohne Migrationshintergrund, um Menschen deutscher Sprache.
“Zeit der Befreiung”
“Zum ersten Mal wurden Jugendliche ernst genommen. Es war eine Zeit der Befreiung, in der sich Popmusik zu Kunst entwickelte. Damals verstand man unter Popmusik Bob Dylan, Led Zeppelin und Jimi Hendrix. Musik hatte eine gesellschaftliche, politische Komponente. Sie war die Stimme der Jugend und nicht nur pures Entertainment.” Marius Müller-Westernhagen im Tagesspiegel auf die Frage, woran er denke, wenn er sich an 1966 erinnere.