Ceterum censeo

Ceterum censeo carthaginem delendam esse. Jahr für Jahr das Gleiche. Am achten September wird, für nur einen Tag, das Schlaglicht auf einen eigentlich ungeheuerlichen bildungspolitischen Skandal gerichtet. Um an den folgenden Tagen wieder im Dunkel der gesellschaftlichen Achtlosigkeit zu versinken. Hier und hier habe ich mich schon ausgelassen. Über den Weltalphabetisierungstag. Über die Millionen deutschsprachiger Erwachsener, die nicht zureichend lesen oder schreiben können. Über funktionale Analphabeten. Menschen also, die etwa den Beipackzettel eines Medikaments nicht erfassen, ein Rezept nicht lesen können, einen Fahrplan nicht verstehen. Wir sprechen hier nicht über Zuwanderer oder Flüchtlinge. Wir sprechen über erwachsene Deutsche, die in aller Regel eine Schule besucht haben und dennoch die geringsten schriftsprachlichen Aufgaben nicht meistern können. Menschen, die ihren Kindern nicht bei den Hausaufgaben helfen können. Mitbürger, die kein Formular einer Behörde auszufüllen wissen. Nachbarn, die man weder bei Facebook, noch in einer Buchhandlung oder Bücherei antreffen wird. Keine zu vernachlässigende Minderheit. Acht Millionen Menschen immerhin. Im Land der Dichter und Denker.

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