Schlagwort: Robert Prutz

Hütet Euch!

Die Länder sind sich im wesentlichen einig, die politischen Kräfte auch. Nur die FDP schert aus. In Sachsen, Niedersachsen und Bayern. Keine Transfergesellschaft für die elftausend Schleckermitarbeiterinnen. Die FDP wird diese wohl demnächst zu IT-Fachkräften oder Betriebswirtschaftlerinnen umschulen lassen. Sie ist ja eine solch soziale Partei, die Einskommazweiprozentliberalen. Für Banken, Bänker, Manager lassen sich die Blau-Gelben nicht lange bitten. Nicht, daß Herrn Lindner der Wind am Ende doch stark ins Gesicht bläst, statt in den Rücken. Die Wähler in NRW haben ein gutes Gedächtnis.

Pereant ist Lateinisch und bedeutet: Hütet Euch. Robert Prutz, ein deutscher Schriftsteller und Universitätsprofessor  hat bereits 1845 gewarnt.

Pereant die Liberalen, / Jene blassen, jene fahlen, / Die in Zeitung und Journalen / Philosophisch sich ergehn: / Aber bei des Bettlers Schmerzen / Weisheitsvoll, mit kaltem Herzen / Ungerührt vorübergehn.

“… mit kaltem Herzen ungerührt vorübergehn”

Was die – gescheiterte – bürgerliche Revolution von 1848 nicht alles so hervorgebracht hat. Ein in Vergessenheit geratenes Volkslied von Robert Eduard Prutz (1816 – 1872) beispielsweise. Prutz war Schriftsteller, Dramatiker und einer der profiliertesten Publizisten des Vormärz. Literaturwissenschaftler und Dichter, Dramaturg und Universitätsprofessor. Wegen seiner radikalen Ansichten politisch verdächtigt, zog er sich nach Jena zurück. Wegen seiner Kritik an der Zensur wurde er der Stadt verwiesen. Seine 1845 verfasste dramatische Satire “Die politische Wochenstube” brachte ihm eine Anklage wegen Majestätsbeleidigung ein, die durch Alexander von Humboldts Vermittlung niedergeschlagen wurde. 1846 lehrte er in Berlin, war 1847 Dramaturg in Hamburg und 1849 bis 1859 außerordentlicher Professor für Literatur in Halle.

Hütet euch vor Liberalen
Die nur reden, die nur prahlen
Nur mit Worten stets bezahlen
Aber arm an Taten sind:
Die bald hier-, bald dorthin sehen
Bald nach rechts, nach links sich drehen
Wie die Fahne vor dem Wind.

Hütet euch vor Liberalen
Jene blassen, jene fahlen
Die in Zeitung und Journalen
Philosophisch sich ergehn:
Aber bei des Bettlers Schmerzen
Weisheitsvoll, mit kaltem Herzen
Ungerührt vorübergehn.

Hütet euch vor Liberalen
Die bei schwelgerischen Mahlen
Bei gefüllten Festpokalen
Turm der Freiheit sich genannt
Und die doch um einen Titel
Zensor werden oder Büttel
Oder gar ein Denunziant.

Robert Prutz – um 1848, gefunden auf der Seite “Volksliederarchiv”