“Neue Formen des Wahljournalismus”

Diesen grobschlächtigen Vertreter einer neofaschistischen Partei, für den es ohne Mandat in Wiesbaden wohl nur zum Platzwart beim FV Biebrich gereicht hätte, am Wahlabend derart ungefiltert seine Jubelparolen in die Kamera quaken zu lassen, um sich vor aller Welt blamieren zu dürfen, ist mehr als verspätet: Wer sich für die AfD in Hessen interessiert, hätte in der vergangenen Legislaturperiode fünf Jahre Zeit gehabt, um Lambrou und Konsorten beim Dilettieren im Plenarsaal zuzuschauen. Jetzt ist die Wahl gelaufen. Anstatt einer vor Schadenfreude und Verachtung für die Demokratie geifernden Alice Weidel im Hessischen Landtag das Mikrofon unter die Nase zu halten, sollten die Sender schleunigst neue Formen des Wahljournalismus finden. So wie die Sendungen bisher funktionieren, erwecken sie jedenfalls den falschen Eindruck, als sei das Erstarken der neofaschistischen Alternative für Deutschland normale demokratische Praxis.

Moritz Post, Frankfurter Rundschau

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