Tag: 19. Oktober 2023

Wagenknecht-Delirium


Sarah Wagenknecht hat der Linken mit all dem maximalen Schaden zugefügt. Die Partei befindet sich in einer Art Wagenknecht-Delirium, sie dringt mit ihren politischen Botschaften nicht mehr durch und verliert eine Wahl nach der anderen, weil sich alles nur noch um die Feindin in den eigenen Reihen dreht.  (…) Gänzlich unangebracht ist dagegen die um sich greifende Häme über den Niedergang der Linken. Es kann keine gute Nachricht sein, wenn eine demokratische Partei zu verschwinden droht. Zumal die Linke in der deutschen Parteienlandschaft eine wichtige Rolle ausfüllt. Ohne sie gäbe es im Deutschen Bundestag keine Stimme mehr, die sich gegen die Verschärfung des Asylrechts stellte, die für eine grundlegende Umverteilung von oben nach unten einträte, die Protestaktionen gegen die drohende Klimakatastrophe auch dann verteidigte, wenn sie nerven. Man muss solch eine Partei nicht wählen, aber es ist gut, dass es sie gibt. (…) Die Linke dagegen ist ihr größtes Problem los. Und wenn es dem Rest gelingen sollte, jenseits des Ärgers über Wagenknecht wieder so etwas wie eine gemeinsame Idee zu entwickeln, dann hätte diese Partei eine realistische Chance, sich selbst zu retten.

Boris Herrmann, Endlich ist’s vorbei, in: Süddeutsche Zeitung vom zwanzigsten Oktober Zweitausenddreiundzwanzig