Tag: 17. Dezember 2009

Uhle

“Das Leiden hat ein Ende”, schreibt Andreas Weber im heutigen General-Anzeiger. Die Bergische Morgenpost titelt: “Uhle kauft das Kaufhaus.” Das insolvente Kaufhaus Scherz wechselt den Besitzer. Abriß der Obergeschosse, Umbau, 350 Parkplätze, attraktiver Shop-Mix, Vollsortimentkaufhaus inclusive Lebensmittel- und Feinkostabteilung – Großinverstor Uhle will klotzen, nicht kleckern. “Wir nehmen den Geschäftsleuten nichts weg. Wir werden Frequenzbringer, der alle die Kunden an den Ort bindet, die vorher zum Einkaufen in andere Städte gefahren sind”, prognostiziert Uhle. Wermelskirchen wird es brauchen können. Bürgermeister Weik hat nach dem Ausschreibungs-Desaster für den Loches-Platz, an dem Gerhard Uhle bekanntlich sehr interessiert war, den Kontakt zum Bochumer CDU-Mitglied gehalten. Und: Der Erfolg gibt ihm Recht. Und also darf er das Lob des Investors einheimsen, nach dem Uhle sich in Wermelskirchen nicht weiter engagiert hätte, wenn Weik nicht wiedergewählt worden wäre. 1:0 für den Bürgemeister.

Bambi auf glattem Parkett

Christian Lindner, Bundestagsabgeordneter und FDP-Talent aus Wermelskirchen, ist neuer Generalsekretär der Liberalen. Eine steile Karriere brachte den Dreißigjährigen zunächst in den nordrheinwestfälischen Landtag, dann auf den Stuhl des NRW-Generalsekretärs seiner Partei, weiter in den Bundestag und jetzt schließlich auf den wichtigsten Posten nach dem des Vorsitzenden seiner Partei. “Bambi” nannte ihn sein erster Förderer, Jürgen W. Möllemann. Ein scheues Rehlein ist Christian W. Lindner indes gewiß nicht mehr. Auf den stets wiederkehrenden Hinweis auf den Möllemannschen Spitznamen kontert Lindner laut Süddeutscher Zeitung: “Lesen Sie das Buch bis zum Schluss: Am Ende ist Bambi der Herrscher des Waldes.” Gut gegeben. Bis Bambi allerdings zum Herrscher des FDP-Waldes aufsteigen kann, muß, wie man sehen kann, so manch glattes Eis überwunden werden, was, wie man ebenfalls sieht, kaum ohne die Hilfe von Freunden gelingt. Mal sehen, ob Bambi seinen Klopfer in der Partei hat.

Bambi auf glattem Parkett

Chapeau: Ein Austritt, der Ehre einlegt

Chapeau, Hut ab! Peter Voß, seit 35 Jahren Mitglied der CDU, ist ausgetreten. Der ehemalige Intendant des Südwestrundfunks hat seinen Hut genommen, weil Roland Koch als Strippenzieher in der Affaire um die Besetzung des Chefredakteurpostens beim ZDF “der CDU, dem ZDF und den Medien im Allgemeinen schwer geschadet” habe. “Was hier passiert ist, ist höchst gefährlich für das Image des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und ein Angriff auf die Unabhängigkeit des Senders.” Voß geht laut Spiegel Online  indes einen Schritt weiter: “”Merkels Beteiligung ist offensichtlich. Ich bin mir sicher, dass Koch sich ohne den Segen der Bundesregierung nicht durchgesetzt hätte – er war nur das Sprachrohr.” Ex-Intendant Voß sieht nun zwei Möglichkeiten für das ZDF: Entweder die Länder schaffen es, den Staatsvertrag zu korrigieren – “oder es muss eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht geben”.

Von Putzfrauen, Bänkern und Steuerberatern

Die Leistungsträger einer Gesellschaft, so wird uns seit Jahren immer wieder erklärt, sind vor allem jene, die für ihre Leistungen überdurchschnittliche Gehälter, Honorare und Boni kassieren. Leistung ist in unserer Gesellschaft mehr oder weniger ausgesprochen an Einkommen gekoppelt. Nicht an Verdiensten. Eine Studie der  britischen New Economics Foundation (NEF), nach eigenen Angaben eine unabhängige Denkfabrik, deren Forscher über soziales und nachhaltiges Wirtschaften nachdenken, räumt nun mit dem Irrglauben auf, wer viel verdiene, habe auch viel geleistet. Wie der Spiegel berichtet, haben Experten dieser Stiftung  das Einkommen unterschiedlicher Berufsgruppen mit der Wirtschaftsleistung oder der Leistung für die Gesellschaft verglichen. Das Ergebnis: Verheerend. Im Falle von Spitzenbänkern verhält es sich so, daß für jedes Pfund Einkommen die Gesellschaft sieben Pfund draufzahlt. Werbeagenturen vernichten mit jedem Pfund Verdienst einen gesellschaftlichen Wert von elf Pfund. Im Falle von Steuerberatern schließlich kostet jedes verdiente Pfund die Gesellschaft den Gegenwert von 47 Pfund. “Bei vielen Jobs im Niedriglohnsektor fällt die Rechnung ganz anders aus, nämlich positiv. So liege das Verhältnis zwischen Einkommen und gesellschaftlicher Wertschöpfung bei Müllmännern bei eins zu zwölf. Müllmänner helfen demnach, durch Recycling CO2-Emissionen einzusparen und Rohstoffverbrauch zu verringern. Die hochbezahlten Banker hingegen hätten mit fehlgeschlagenen Spekulationen hohen volkswirtschaftlichen Schaden angerichtet.” Im Bereich der Kinderbetreuung etwa bewirke ein Pfund Einkommen einen gesellschaftlichen Gewinn zwischen 7,00 und 9,50 Pfund. Selbst Reinigungskräfte in einem Krankenhaus tragen laut der Studie mehr zum Wohl der Gesellschaft bei als Banker. “Für jedes Pfund, das wir ihnen zahlen, generieren sie mehr als zehn Pfund an gesellschaftlichem Wert”, schreiben die Autoren. Fazit: Es sei schlicht falsch, von hohem Einkommen auf gesellschaftliche Leistung zu schließen. Vor allem jene Wirtschaftszweige mit höchsten Einkommen tragen kaum die Kosten, die sie der Gesellschaft tatsächlich aufbürden.