Tag: 11. November 2009

Singular

Joachim Gauck, ehemals Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik – eine Behördenbezeichnung, die klingt, als sei sie direkt der öffentlichen Sprache der ehemaligen DDR entlehnt worden, – hat mich neulich überrascht. Am neunten November, in einer der vielen Radiosendungen zum Fall der Mauer im Deutschlandfunk, leitete er aus der Losung “Wir sind das Volk” den Singular ab, der nach Gauck lautet: “Ich bin ein Bürger.” Und daraus wiederum lasse sich ableiten: “Ich habe Rechte und ich trage Verantwortung.” Der Singular ist das eigentliche Kennzeichen unserer Republik.

Pils

Heute ist nicht nur Ajuja, also Eröffnung der Karnevalssession in Köln und im Rheinland, oder Dr hillige Zintemäätes, also Martinstag. Heute jährt sich unter anderem auch zum 167 mal der Tag, an dem zum ersten mal in der Geschichte des Bieres in drei Pilsener Gasthöfen Bier nach Pilsener Brauart ausgeschenkt wurde. Der Pilsner Braumeister Martin Stelzer vom Bürgerlichen Brauhaus in Pilsen hatte 1842 den bayerischen (!) Braumeister Josef Groll aus Vilshofen nach Pilsen verpflichtet, um „den Böhmen in Pilsen ein gutes Bier zu brauen“. Denn das ehemalige Pilsner Bier – ein dunkles, trübes, warm vergorenes Bier – hatte einen derart schlechten Ruf, daß sogar mehrere Fässer aus Protest öffentlich auf dem Rathausplatz ausgeschüttet worden waren. Josef Grolls Sud nach Pilsner Brauart wurde erstmals am 11. November 1842 öffentlich ausgeschenkt und so begann der weltweite Siegeszug dieses Original Pilsner Urquell.

Lärmbelästigung

Was entginge uns nicht allen, gäbe es nicht die Süddeutsche Zeitung. Da berichtet die SZ vom britischen Ehepaar Steve und Caroline Cartwright aus Washington bei Newcastle. Dieses Paar steht vor den Schranken des Gerichts. Nachbarn, die im Schlaf gestört werden, ein Passantin wie auch der Postbote der Cartwrights haben sie angezeigt. Grund: Das lautstarke Liebesleben der Briten, das sogar einen Fernseher in voller Lautstärke übertöne.

Caroline Cartwright erklärte vor Gericht, sie könne ihr Geschrei nicht kontrollieren. Sie habe schon versucht, nur morgens Sex zu haben oder sich ein Kissen auf den Kopf zu legen, um niemanden zu stören. Durch den Stress wegen der Beschwerden habe sie nun auch angefangen zu trinken. Anwohner klagten, dass der Sex um Mitternacht beginne und zwei bis drei Stunden dauere. Die Nachbarin Rachel O’Connor sagte, der Sex der Cartwrights sei “ziemlich unnatürlich” und “exzessiv”. “Sie klingen, als hätten sie beide große Schmerzen.” Die Behörden stellten sogar schon Lärmmessgeräte in dem Schlafzimmer auf. Eine Zeugin sagte, die Frau klinge so, “als würde sie umgebracht”.

Eine Beschwerde der 48jährigen Caroline Cartwright, weil sie ihre Menschenrechte verletzt sah, lehnte der Richter am Dienstag jedoch ab.