Baron mit Eselsmütze

Es ist schon sehr, sehr lange her. Und ich habe es selbst nicht mehr erlebt. Aber es gab Zeiten, in denen sich ungehörige Schüler, auch solche, die beim Tischnachbarn abgeschrieben hatten, in die Ecke stellen mußten, das Gesicht zur Wand. Zur besonderen Beschämung, zur Strafverschärfung, setzte man ihnen eine Eselsmütze auf, eine spitze Mütze mit zwei Eselsohren. Für mich steht der Baron im Amt des Verteidigungsministeriums ab heute mit der Eselsmütze auf dem gegelten Haupt in der Ecke der Republik. Mehr als achtzig Passagen hat die Internetcommunity mittlerweile in der Doktorarbeit des Blaublüters gefunden, die wohl aus fremden Federn stammten, aber als eigener Guttenbergscher Gedanke in seiner Arbeit landeten, mit der er sich die Doktor”würde” ergaunert hat. Da reicht eine einzige Eselsmütze wohl kaum aus. Er werde “vorübergehend” auf die Verwendung seines Titels verzichten, ließ sich der ansonsten so mediengeile Minister heute vor einem kleinen, ausgesuchten Kreis von Journalisten kleinlaut vernehmen, während die gesamte Hauptstadtjournaille vergeblich in der Bundespressekonferenz auf Aufklärung durch den Minister wartete. Noch eine Eselsmütze für das feige Kneifen des Herrn Baron. Zudem ist der Titel kein Titel, sondern ein akademischer Grad. Der einzige akademische Grad im übrigen, den man in seinen Ausweis oder Reisepaß eintragen lassen kann. Und auf diesen akademischen Grad kann der Adelssproß auch nicht so einfach verzichten. Er ist ihm verliehen worden. Der Verwaltungsakt ist per einfacher halböffentlicher Erklärung auch nicht rückgängig zu machen. Die Universität könnte ihm den Grad entziehen, wenn sich herausstellen sollte, daß der Baron gegen die Bedingungen der Promotionsordnung verstoßen hat. Und das sollte sie dann auch tun. Wie kann man ansonsten Schülern und Studenten noch erklären, daß Prüfungen, alle Prüfungen ohne Betrug, ohne geistigen Diebstahl zu absolvieren sind, wenn in der Spitze des Staates für einzelne diese fundamentalen Regeln außer Kraft gesetzt werden. Die Zeiten sind, gottlob, vorbei, in denen für den Adel Sonderbedingungen galten. Karl Theodor zu Guttenberg ist nicht mehr als eine kleine Wurst. Eine adlige Wurst. Schneidig, wenn’s um andere geht, Untergebene, kleinlaut und feige im eigenen Fall. Ein Betrüger. Mit Eselsmütze.

2 Kommentare

  1. Ich finde aber, Frau Doktor, daß wir unduldsamer sein dürfen, müssen. Nich nur, weil er womöglich Steuergelder für seine Arbeit missbraucht hat, sondern vor allem, weil er betrogen, geistiges Eigentum gestohlen und danach die Medien und die Öffentlichkeit belogen hat, ist Freiherr zu Guttenberg nicht mehr tragbar. Er bleibt, was er immer war, ein Blender, ein Poseur.

  2. Bis gestern hatte ich noch dazu tendiert zu sagen: “Also Rücktrittsforderungen sind nun doch überzogen.” Seit ich aber gelesen habe, dass er eine komplette wissenschaftliche Ausarbeitung von Bundestagsmitarbeitern “eingepflegt” hat (oder hat einpflegen lassen), finde ich den Betrug (auch am Steuerzahler/an der Steuerzahlerin) so ungehörig, dass ich Rücktrittsforderungen für berechtigt halte. Da hilft es auch nix, wenn Angela Merkel sagt, sie bräuchte einen Minister und keinen wissenschaftlichen Assistenten.
    Außerdem erhärtet sich damit die Vermutung, dass ein Ghostwriter mit im Spiel war. So blöd kann man doch nicht sein! (und wenn man es ist, ist das ein Grund mehr für den Rücktritt): Ohne Not, nur für das Prestige eines Doktortitels!…
    gez. Dr. Petra Weber

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