Alle Artikel vonWolfgang Horn

“Wortgranaten-Litanei”

Das meine ich, wenn ich sage: Schreibt den AfD-Steigbügelhaltern. Sie sie sind so fest mit ihrer Blase verhandelt, dass sie schon gar nicht mehr merken, wie einfältig, wie primitiv, wie weit jenseits von ernsthaftem Journalismus ihr Propagandageschrei ist. Warum hat das mit Journalismus nichts mehr zu tun? Weil: “Elitenideologie”, “Sprachjakobiner und Cancel-Orgien”, “Verbieten von Indianern und Schweineschnitzeln”, “großstädtische Bourgeoisie”, “rotgrüne Umerziehungs- und Moralträume”, “Flüchtlinge aufzunehmen, die, wie in Videos zu sehen, die Hamas-Barbarei bejubeln” – man gähnt beim Lesen angesichts dieser ewig wiedergekäuten Wortgranaten-Litanei. Viel Meinung, kaum Fakten, und die wenigen Fakten zum Popanz aufgeblasen. Elitenideologie – was ist das? Zählen der Porschefahrer Poschardt und der Privatflugzeugeigner Merz nicht auch zu den “Eliten”? Cancel-Orgien – wann, wo, wieviele, und wer cancelt wen? Der Alltag an unseren Hochschulen läuft zu 99 Prozent reibungslos. Sprachjakobiner – wenn Herr Ploß in Hamburg die igiitigitt-Gendersprache verbieten will, ist er dann nicht auch ein Jakobiner, nur von der anderen Seite? Ist irgendein Bundesbürger bekannt, dem es bei Strafe verboten wurde, sein Schweineschnitzel zu essen? Ist schon mal die Polizei gekommen, weil irgendwo in Deutschland jemand Indianer gesagt hat? Will wiederum Herr Poschardt verbieten, über den Zusammenhang von Fleischkonsum und Klima nachzudenken und wissenschaftliche Ergebnisse dazu zu veröffentlichen? Umerziehung – wer zieht wann wen um mit welchem Ziel? Ist es Umerziehung, wenn in Kneipen das Rauchen verboten wird, das Fahren mit Alkohol? Soll es Umerziehung sein, wenn angesichts des Klimawandels bestimmte gesetzliche Maßnahmen ergriffen werden, um den CO2-Ausstoß zu senken? Flüchtlinge, die den Hamas-Terror bejubeln – wieviele sind es in wievielen Städten? Ich lebe hier in Mainz, mir ist nichts bekannt von Flüchtlingsjubel über das Hamas-Massaker, auch aus den Migrantenhochburgen Frankfurt, Offenbach höre ich nichts. Dagegen erlebe ich täglich, wie reibungslos das Zusammenleben in diesen Vielvölkerstädten funktioniert. Herr Poschardt ist trunken vor Freude, dass er und Konsorten während der letzten Monate mit ihren Propaganda- und Desinformationskampagnen den Wahlerfolg der AfD herbeigeschrieben haben. Eine rechtsradikale Partei mit Macht auszustatten ist anscheinend ein kleineres Übel als das Regiertwerden von demokratischen Parteien in schwierigen Zeiten. Darum bitte: schreibt ihm. Macht ihm klar, dass es außer seiner Blase auch noch andere Menschen gibt, die anders denken als er. Fordert ihn auf, seine Behauptungen zu belegen, seine Wortgranaten mit Inhalten zu unterfüttern. Fragt ihn nach seinem journalistischen Ethos, seinem Verantwortungsbewusstsein. Und fragt ihn, wie weit er noch gehen will, ob er etwa schon zu Steve Bannon unterwegs ist, dem ehemaligen Berater Donald Trumps, der als dessen Wahlkampfstrategie empfohlen hat: Flute das Netz mit Shit. Pumpe an den seriösen Medien vorbei soviel unsinniges, hetzerisches, widersprüchliches, absurdes, faktenverdrehendes Zeug ins Internet, dass die Leute zuerst nicht mehr wissen, was und wem sie glauben sollen, und danach anfangen zu glauben, dass es prinzipiell gar keine gesicherten Fakten gibt.

Christian Nürnberger auf seiner Facebookseite

© Christian Nürnberger CC BY-SA 4.0

“Neue Formen des Wahljournalismus”

Diesen grobschlächtigen Vertreter einer neofaschistischen Partei, für den es ohne Mandat in Wiesbaden wohl nur zum Platzwart beim FV Biebrich gereicht hätte, am Wahlabend derart ungefiltert seine Jubelparolen in die Kamera quaken zu lassen, um sich vor aller Welt blamieren zu dürfen, ist mehr als verspätet: Wer sich für die AfD in Hessen interessiert, hätte in der vergangenen Legislaturperiode fünf Jahre Zeit gehabt, um Lambrou und Konsorten beim Dilettieren im Plenarsaal zuzuschauen. Jetzt ist die Wahl gelaufen. Anstatt einer vor Schadenfreude und Verachtung für die Demokratie geifernden Alice Weidel im Hessischen Landtag das Mikrofon unter die Nase zu halten, sollten die Sender schleunigst neue Formen des Wahljournalismus finden. So wie die Sendungen bisher funktionieren, erwecken sie jedenfalls den falschen Eindruck, als sei das Erstarken der neofaschistischen Alternative für Deutschland normale demokratische Praxis.

Moritz Post, Frankfurter Rundschau

Internationaler Mädchentag

Der internationale Mädchentag, jährlich am elften Oktober begangen, macht auf die schwierige Situation von Mädchen in vielen Ländern der Welt aufmerksam. Ziele des Internationalen Tag der Mädchen sind unter anderem die Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen, die Bekämpfung der Zwangsehe und die konsequente Umsetzung von Antidiskriminierungsgesetzen.

Die ersten Ideen zum Internationalen Tag der Mädchen entstand im Jahr Zweitausendunddrei durch die Kampagne “Because I am a Girl” des Vereins Plan International Deutschland e.V.. Fünf Jahre später proklamierte Plan zum ersten mal den internationalen Tag der Mädchen und forderte die nationalen Regierungen auf, sich für die Einrichtung eines Mädchentages auf UN-Ebene einzusetzen. Im Dezember Zweitausendundelf ernannten die Vereinten Nationen (UN) den elften Oktober schließlich zum Internationalen Tag der Mädchen (International Day of the Girl Child).

Um auf die Belange der Mädchen aufmerksam zu machen, beleuchtet Plan jährlich am Internationalen Tag der Mädchen bekannte Orte und Gebäude in der Farbe Pink.

Beitragsbild © Mohamed Hassan auf Pixabay

Bürgerliche Maskierung

Heribert Prantl, Autor und Kolumnist der Süddeutschen Zeitung

Im Interesse Rußlands

Der Angriff der Hamas auf Zivilisten in Israel hat mich nicht überrascht. Das Land leidet unter einer chronischen Führungsschwäche, und es liegt im Interesse Russlands, mithilfe der iranischen Alliierten die Konflikte der Welt auszuweiten. Es wird auch auf dem Balkan und in Taiwan zu militärischen Aktionen kommen. Der Westen wirkt schwach und desorganisiert. Die Schutzmacht USA befindet sich, verursacht durch die Republikaner, in einer tiefen Krise. Interessant: Gerade Parteien, die sich patriotisch nennen, Betreiben das Geschäft der Feinde der offenen Gesellschaft: Das ist bei den US-Republikanern so bei der AfD, dem Rassemblement National und so fort. Die Bundesrepublik ist auf diese neue Zeit der Unruhe nicht gut vorbereitet. Immer noch wird prorusssiche und rechtsradikale Propaganda ungehindert verbreitet, die Sanktionen gegen Russland wirken nur partiell und die Bundesregierung wirkt ratlos. Europa ist viel zu schwach: Auf dem G20 oder anderen großen Gipfeln erscheinen diverse Menschen, die unterschiedliche Rollen in Europa oder den Einzelstaaten bekleiden. Die Europäische Union besitzt enormen wirtschaftliches und symbolisches Gewicht, teilt diese Macht aber so auf, dass niemand etwas davon spürt.
Die Nationalstaaten sind aber zu schwach, um noch irgendetwas zu bewirken. Und die Medien arbeiten hauptsächlich national.

Nils Minkmar, Newsletter: Der siebte Tag

Kopffüsser-Ehrentag

Der Tag des Oktopus findet jedes Jahr am achten Oktober statt. Der Internationale Tag des Oktopus ist der Auftakt der Ehrentage für Kopffüßer, die im Jahr Zweitausendundsieben vom The Octopus News Magazine Online Forum (TONMO) ins Leben gerufen wurden, um die intelligentesten aller wirbellosen Tiere zu feiern.

Das Datum, der achte Oktober, wurde gewählt, um Tiere mit acht oder zehn Gliedmaßen zu ehren. Oktopusse haben acht Arme, während Tintenfische und Kalmare acht Arme und zwei Tentakel haben, so dass der achte Tag des zehnten Monats die perfekte Wahl für den Beginn der Ehrentage der Kopffüßer war. Aber weil Cephalopoden so toll sind, wurden die Ehrentage bis zum zwölften Oktober verlängert.

Also: Heute keine frittierten Tintenfische …