Kompaß Life 3

Über siebenhundert Millionen Euro hatte die Deutsche Bank bei Kleinanlegern eingesammelt für den Lebensversicherungsfond Kompass Life 3. Üblicherweise kaufen solche Fonds Lebensversicherungen auf, um im Todesfall die Versicherungssumme zu kassieren. Kompass Life 3 jedoch kauft keine Policen auf, sondern bot den Einlegern eine Art Wette auf die Lebensdauer von etwa fünfhundert beobachteten amerikanischen Bürgern im Alter von zweiundsiebzig bis fünfundachtzig an. Je früher Menschen aus dieser Gruppe sterben, desto höher der Gewinn für die Einleger. Ein wahrhaft morbides Finanzprodukt, das in die Zeit und die demographischen Umstände paßt. Makaber, makaber. Nun aber hat sich der Bundesverband der Banken gemeldet. Diese famose Geschäftsidee sei “mit unserer Wertordnung, insbesondere der in ihrem Mittelpunkt stehenden Unantastbarkeit der menschlichen Würde, kaum in Einklang zu bringen”. Ein Gericht müsse die Frage klären, ob die “Wette auf die Lebensdauer eines ausgewählten Personenkreises nicht gegen sich aus unserer Sittenordnung ergebende Verhaltensverbote” verstoße. Immerhin. Beim Bundesverband der Banken haben Verstand und Moral vielleicht doch noch eine kleine Chance, anders als bei der größten deutschen Geschäftsbank. Man möchte kotzen.

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