Tag: 30. Dezember 2023

Gottes Gesetz

Was in der Bibel „Gesetz Gottes“ genannt wird, ist eine Sozialordnung, und die muss man, wenn man unterm Zwang zur Kürze steht, herunterbrechen auf ein paar Regeln, die so oder so ähnlich immer wieder auftauchen, und zwar schon im Alten Testament. Dann lässt sich das Regelwerk so zusammenfassen:

Gerechtigkeit soll herrschen. Es darf keinen Armen unter euch geben. Not muss beseitigt werden. Ein Leben in Wohlstand zu erstreben, ist nichts Böses. Milch und Honig sollen fließen, allerdings gerecht verteilt werden. Flüchtlingen muss geholfen werden. Mächtige dürfen, ja müssen kritisiert werden. Die Herrschaft von Menschen über Menschen soll aufhören. Vor Gott zählt jeder gleich viel. Der Ziegenhirt in seinen Lumpen ist vor Gott nicht kleiner als der Pharao in seiner Pracht. Und, ja, auch das lässt sich herauslesen aus dem patriarchalen Buch: Es geht nicht ohne die Frauen. Schließlich: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, auch deine Feinde. Heil kann die Welt aber nur durch den Glauben werden.

Dort, wo sich die Menschen an dieses Gesetz halten, braucht es keine Polizei und keine Armee mehr, denn dort herrscht Frieden unter den Menschen – so lautete Gottes Utopie.

Zusammengenommen beschreiben diese Regeln den Bauplan für eine Schule der Empathie. Wir kennen sie seit Jahrtausenden. Es ist eine Schule, auf die sich im Prinzip so gut wie alle einigen können müssten, Juden, Christen und Muslime genauso wie Hindus, Buddhisten und Atheisten. Nur wurde die Schule nie gebaut. Oder wenn, dann immer nur für kurze Zeit.

Christian Nürnberger, Keine frohe Botschaft dieses Jahr, veröffentlicht auf seiner Facebookseite