Johann Georg Elser 

Da war ich am Samstag doch ein wenig zu flott, als ich ahnungslos den achten November zum Tag mit privater, aber kaum historischer Bedeutung erklärte. Am achten November Neunzehnhundertneununddreißig nämlich verübte der Kunstschreiner und Widerstandskämpfer Johann Georg Elser im Münchner Bürgerbräukeller ein Sprengstoffattentat auf Adolf Hitler und nahezu die gesamte nationalsozialistische Führungsspitze aus, das nur knapp scheiterte. Elser war früh ein Gegner des Nationalsozialismus, verweigerte nach Neunzehnhundertdreiunddreißig den Hitlergruß und nach Augenzeugenberichten verließ er den Raum, wenn Hitler-Reden im Rundfunk übertragen wurden. In seiner Vernehmung bei der Gestapo sagte er: „Die von mir angestellten Betrachtungen zeitigten das Ergebnis, dass die Verhältnisse in Deutschland nur durch eine Beseitigung der augenblicklichen Führung geändert werden könnten. Unter der Führung verstand ich die ‚Obersten‘, ich meine damit Hitler, Göring und Goebbels. Durch meine Überlegungen kam ich zu der Überzeugung, dass durch die Beseitigung dieser drei Männer andere Männer an die Regierung kommen, die an das Ausland keine untragbaren Forderungen stellen, die kein fremdes Land einbeziehen wollen und die für eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse der Arbeiterschaft Sorge tragen werden. Elser wollte die führenden politischen Personen des NS-Staates mit einer Zeitbombe ausschalten und so den etwa zwei Monate zuvor von Deutschland ausgelösten Krieg gegen Polen, der sich zum Zweiten Weltkrieg ausgeweitet hatte, im Alleingang stoppen. Am achten November Neunzehnhundertneununddreißig waren im Münchener Bürgerbräukeller etwa eintausendfünfhundert bis zweitausend Zuhörer, nach anderen Angaben sogar dreitausend Zuhörer, darunter ein großer Teil der NS-Führungsspitze, zum Gedenken an den Hitlerputsch Neunzehnhundertdreiundzwanzig versammelt. Weil Hitlers geplanter Rückflug nach Berlin wegen Nebels ausfiel und er stattdessen auf einen Sonderzug ausweichen musste, beendete er seinen Aufenthalt im Bürgerbräukeller früher als von Elser erwartet. Er verließ mit seinem Führungsstab das Gebäude bereits dreizehn Minuten vor der Explosion der Zeitbombe. Die Bombe explodierte exakt zu der von Elser vorgesehenen Zeit. Die Explosion des Sprengsatzes verwüstete den Saal, in dem sich zu diesem Zeitpunkt nur noch hundertzwanzig bis hundertfünfzig Menschen aufhielten. Sie tötete acht und verletzte siebenundfünfzig Personen, davon fünfzehn schwer. Das Explosionsgeräusch war für Radiohörer, die die Berichterstattung über die Veranstaltung verfolgten, deutlich zu hören.

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