Knuffelkontakt

Wie schön Sprache doch sein kann. Selbst in der weltweiten Krise. Da werden in Belgien die persönlichen Kontakte, wie anderswo auch, rigide eingeschränkt, um das pandemische Geschehen zu bekämpfen, und es sind fortan jedermann nur noch ganz wenige enge Kontakte gestattet. Knuffelkontakte heißen die in Flämisch. Das sind ganz enge Kontakte zwischen Menschen samt Umarmung, Streicheln und Kuscheln. Wobei eigentliche keine Notwendigkeit zur Übersetzung besteht. Das Wörtchen „Knuffelkontakt“ ist selbsterklärend. In den nächsten Wochen muß der persönliche Kontakt auf nur einen „Knuffelkontakt“ reduziert werden. Singles indes werden zwei Knuffelkontakte zugestanden. Das finde ich ungerecht. Nirgendwo in den Heiligen Schriften steht geschrieben, daß verehelichte Menschen keine weiteren Knuffelkontakte pflegen dürfen. Auch andere Überlieferungen enthalten nicht ein Wort, nicht einen Satz zu Knuffelkontakten. Und vielleicht sind in der Pandemie Knuffelkontakte, selbst wenige, fürs Wohlbefinden, für die Erhaltung der Gesundheit, für mentalen Ausgleich, für Entspannung in Zeiten allgemeiner Anspannung besonders wichtig. Ich plädiere mithin für zwei Knuffelkontakte für jedermann und jede Frau. Mindestens. Immer.

Madame Vigée-Lebrun und ihre Tochter, Jeanne-Lucie-Louise, Siebzehnhundertneunundachtzig gemalt von der französischen Malerin Élisabeth Vigée-Lebrun

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.