Schland

Schland ist ein kinderarmes Land: “Nur noch 16,5 Prozent der über 81 Millionen deutschen Staatsbürger sind jünger als 18 Jahre. Das geht aus dem aktuellsten Bericht des Statistischen Bundesamtes mit dem Titel ‘Wie leben Kinder in Deutschland?’ hervor.” So die Onlineausgabe der Süddeutschen am dritten August des vergangenen Jahres. Bei unseren Nachbarn, den Franzosen liegt dieser Anteil immerhin bei mehr als zweiundzwanzig Prozent. In Großbritannien, den Niederlanden oder den skandinavischen Ländern beträgt der Anteil der Kinder und Jugendlichen mehr als ein Fünftel. Wir haben aber nicht nur die wenigsten Kinder. Wir haben auch die meisten armen Kinder in Europa. In Schland ist jedes sechste Kind unter achtzehn Jahren von Armut bedroht. Bundesweit gaben sieben Prozent der Familien mit Kindern unter sechzehn Jahren an, ihrem Nachwuchs aus finanziellen Gründen keine regelmäßige Freizeitbeschäftigung wie Sport oder Musizieren ermöglichen zu können. “Wer arm ist, ist in vielen Bereichen des Lebens benachteiligt. Neben Bildung, Beruf oder Krankenversorgung erfahren in Armut lebende Jugendliche auch im sozialen Leben grundlegende Nachteile.” So zu lesen in der Studie “Monitor der Jugendarmut 2012” von der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS), einem Zusammenschluss von sechzehn katholischen Organisationen und Landesarbeitsgemeinschaften. Sie vertritt die Interessen von sozial benachteiligten und individuell beeinträchtigten Jugendlichen in Politik, Kirche und Gesellschaft. Die BAG KJS fordert deshalb, den monatlichen Hartz-IV-Regelsatz von Jugendlichen nach oben zu korrigieren. Zudem bräuchten junge Menschen eine ganzheitliche Förderung zur Persönlichkeitsbildung. “Die Würde von Jugendlichen muss Handlungsgrundlage für alle Hilfs- und Förderangebote sein.” Dagegen ist die Zahl derer in Schland  um drei Prozent gestiegen, die über ein anlagefähiges Vermögen von mehr als einer Million Dollar verfügen, natürlich ohne die selbstgenutzten Immobilien sowie Sammlungen wertvoller Objekte. Knapp eine Million Menschen gehören in Schland zu dieser Gruppe. Damit liegt Schland hinter den USA und Japan auf Platz drei der Länder mit den meisten Dollar-Millionären. Nachzulesen in Spiegel Online. Und: Rein rechtlich betrachtet, ist es in Schland völlig in Ordnung, wenn eine Pharmareferentin einem niedergelassenen Arzt einen Scheck von achtzehntausend Euro ausstellt, weil der Doc die Pillen des Pharmaunternehmens besonders eifrig verschrieben hatte. So zu lesen in einem Artikel der Süddeutschen Online von heute. Kann ein Patient in Schland also noch seinem Arzt vertrauen, wenn der Geld von dem Pharmakonzern annehmen darf, dessen Pillen er verschreibt? Man möchte glauben, daß das Land, das mit diesen wenigen Zeitungsberichten beschrieben wird, Schland, mit unserem Land, Deutschland, nichts zu tun hat. Man möchte.

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