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Unkraut-Posse

“Die Liberalen vor Ort reden nicht nur über Unzulänglichkeiten und legen den Finger in die Wunde, sie handeln auch: am kommenden Freitag soll das Unkraut am Rathaus fachgerecht entfernt werden.” Das ist wirklich der erste Satz eines Artikels in der heutigen Bergischen Morgenpost. Er liest sich, als wäre er unverändert aus der Pressemeldung der örtlichen Liberalen übernommen worden. Die FDP legt also den Finger in die Unkrautwunde der Stadt, die Henning Rehse in einem empörten Brandbrief an die Stadtverwaltung aufgerissen hat. Nur zur Erinnerung: Henning Rehse von der WNKUWG und Werner Güntermann von der FDP sind beide Alphatiere der “Regenbogenkoalition”, die den Bürgermeister stellt und über den größten Einfluß auf die Politik der Stadtspitze verfügen dürfte. So sieht eben die provinzielle Variante des Sommerlochs aus. Wenn die Regenbogenkoalitionäre keine anderen Sorgen haben, steht es um die Stadt ja nicht so furchtbar schlecht. Ich warte jetzt nur auf die Grünen und ihren Vorschlag, vor der “fachgerechten Unkrautentfernung” eine ordentliche Bestimmung der Kräuter und Pflanzen vorzunehmen, die da am Freitag gemeuchelt werden sollen. Zum Unkraut gehören nämlich nicht nur Löwenzahn, sondern auch Ehrenpreis, Vogelmiere, Taubnessel, Greiskraut, Rispengras, Vogel-Knöterich, Gänsedistel, Kleine Wolfmilch oder das Knopfkraut. Tja. Und am Samstag wird ein weiterer Bericht in der Morgenpost zu lesen sein, mit großem Photo, das die FDP-Gärtner bei der segensreichen Zupfaktion zeigt. Henning Rehse wird sich überlegen müssen, ob er nicht auch mit aufs Bild möchte, zupfend, um die Einheit der Koalition zu retten. Unkraut vergeht eben nicht.

Genosse – oder so …

Genosse, das leitet sich vom althochdeutschen “ginoz” ab und das ist jemand, der mit einem anderen etwas genießt. Noch zu finden im deutschen Wort “Bettgenosse”. Heute aber bezeichnet das Wort eher einen Gefährten, jemanden, mit dem man eine gemeinsame Erfahrung in einem bestimmten Bereich teilt, der dieselben Ziele hat und auf den man sich aus diesem Grund verlassen kann. Gemeint ist meist die Politik, Politik linker Parteien, Sozialdemokraten, Sozialisten oder Kommunisten.  Nun wird es zusehends schwieriger, Politik und Genuß unter einen Hut zu bekommen. Früher, als Parteien, linke zumal, auch Familienersatz waren, Heimat, soziale Umgebung, Umfeld, da hatte das Wörtchen Genosse seinen besonderen Sinn. Man arbeitete zusammen, kämpfte gemeinsam für die gleichen Interessen, lebte gemeinsam, im Viertel, Stadtteil, in sozialen Verbänden, Gewerkschaften, Genossenschaften. Und die, denen man zugetan war, von denen man lernte, die man beschützte, das waren die Genossen. Heute ist eher so etwas wie intellektuelle Übereinstimmung in politischen Fragen zu finden, nicht mehr aber gemeinsames Leben, Arbeiten und Kämpfen. Genosse ist man im Kopf. Mehr als mit dem Leib. Ich bin auch ein Genosse. Ein Gast-Genosse, um es genau zu sagen. Gast und Genosse der Wermelskirchener SPD. Für ein Jahr. Und heute Abend habe ich wieder einen tiefen Blick in das Innenleben der Sozialdemokratischen Partei werfen dürfen. Mitgliederversammlung. Thema: Koalitionsvertrag. Gut vorbereitet, eine stringente Diskussion, die vor allem die Frage behandelte, welche Auswirkungen die Absichtserklärungen auf Landesebene für die praktische kommunalpolitische Arbeit haben dürften. Dabei standen zwei Themenbereiche im Vordergrund: Bildung und Schule sowie die Kommunalpolitik, kommunale Finanzen, Änderungen der Gemeindeverfassung, Schulden. Das Dilemma: Die Partei ist die Fraktion und das Denken der Fraktion beherrscht das Denken der Partei. Vermutlich ist das bei den anderen Parteien hier im Ort nicht grundlegend anders. Was wichtig ist für den Rat und die Ausschüsse, das ist Thema der Partei. Kommunalpolitik wird verengt auf Rat und Verwaltung. Und dann fehlt am Ende die Kraft, sich auch den ganz anderen Themen zuzuwenden, die mit dieser eng verstandenen Kommunalpolitik nicht zu treffen sind. Was denken die Bürger? Welche Debatten gibt es in der Stadt? Können wir gegen den Wegzug des Kinderarztes etwas ausrichten? Wenn nein, befassen wir uns nicht sehr gründlich damit. Weil wir keinen Einfluß haben und keinen Zugriff. Haben wir Möglichkeiten, kommunale wohlverstanden, gegen die Verlagerung der Polizeistation etwas zu unternehmen? Nein, Landessache. Also mischen wir uns nicht ein. Auf diese Weise wird politische Kultur verengt. Auf Machbarkeit. Einmischen? Natürlich! Aber dort, wo wir  Handlungsmöglichkeiten haben. Alles andere will gut bedacht sein. Auf diese Weise wird öffentliche Kommunikation drittrangig. Nicht nur in der SPD. In allen anderen Parteien auch. Von Ausnahmen abgesehen, etwa den Leserbriefen von Henning Rehse. Und mit diesen Briefen will Henning Rehse punkten, für die WNK.  Das ist vollkommen legitim. Aber kein Beitrag zu einer öffentlichen Kommunikationskultur der Parteien. Zudem schreibt die Leserbriefe immer wieder nur Henning Rehse, nicht auch andere WNK-Leute. Grüne, Linke, Büfo, CDU, immer mal wieder ist etwas zu lesen, nicht wirklich viel, aber zu Themen aus Rat und Verwaltung. Kinderarzt oder Polizeistation sind nur zwei willkürlich gegriffene, aber gute Beispiele. Warum gibt es keine parteiübergreifende Initiative, solche Dinge breit und öffentlich zu behandeln? Nur, weil wir, die Parteien, vordergründig nichts ändern können? “Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.” So heißt es im Artikel 21 (1) unseres Grundgesetzes. Wirken mit. Tun sie aber oft genug nicht. Der Bürger macht sich so seine Gedanken, meist an den Parteien vorbei. Sammelt mitunter sogar tausende von Unterschriften, so ganz ohne die Parteien. Weil die Parteien oft dort nicht sind, wo Bürger Sorgen haben, debattieren, wo öffentlicher Meinungsaustausch ist. Politische Willensbildung geht weit über das hinaus, was im kommunalen Rahmen in Rat oder Verwaltung eine große Rolle spielt. Zur politischen Willensbildung gehören auch die  zentralen Begriffe und Werte, die unsere Demokratie auszeichnen, etwa Gemeinwesen, Gemeinwohl. Was ist das? Geht Politik immer noch vom Gedanken des Gemeinwohls aus? Welche Werte bestimmen und beherrschen unsere Gesellschaft? Wie verhält es sich mit der Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft? Geht es gerecht zu in unserem Land, in unserer Stadt? Lassen wir, lassen sich die Parteien immer von diesem Grundgedanken sozialer Gerechtigkeit leiten, wenn sie ihre Politik entwickeln? Wie bestimmen wir das Verhältnis von politischer Konkurrenz, von der Vertretung von Interessen und dem Gemeinwohl? Sitzen in solchen Fragen die Parteien nicht eigentlich im selben Boot? Offenbar nicht. Denn Debatten über politische Kultur – und darum geht es – stehen zurück hinter Ratsproblemen und Verwaltungsfragen. Kein Wunder, finde ich, daß Politik nicht mehr sexy ist, daß die Parteien einen Bedeutungsverlust erleiden, auch auf kommunaler Ebene. Wer das Gespräch der Bürger nicht fördert, wird von den Bürgern auch nicht mehr gefragt, nicht mehr gefordert, nicht mehr wahrgenommen, nicht mehr als nützlich empfunden. All das ist kein spezifisch sozialdemokratisches Problem. Es trifft Christ- oder Freidemokraten gleichermaßen, Grüne oder Linke, Büfo oder WNK. Wie soll sich Meinungsfreude entwickeln, Debattierlust, Mitwirkung, wenn Parteien nicht über ihren Tellerrand kommunalpolitischer Mühsal schauen können? Wie soll eigentlich Zivilcourage entstehen, gestärkt, vorgelebt werden im Gemeinwesen, wenn sich in Parteien immer wieder die Bekehrung der Bekehrten vollzieht? Ab morgen werden wir in Nordrhein-Westfalen mit einem für unser Land vollkommen neuen Politikmodell zu tun haben, einer Minderheitsregierung. Einer Regierung, die sich von Fall zu Fall ihre Mehrheiten neu suchen muß. Die alten Antworten werden nichts mehr wert sein. Fundamentalopposition, wie von der CDU angekündigt, ist der falsche Weg. Wer garantiert der CDU eigentlich, daß ihr Einfluß durch eine solche Politik größer wird? Politik muß, dafür sorgen die Wähler nunmehr fast bei jeder Wahl, neue Antworten finden, auf neue und alte Fragen. Politik muß kommunikationsfähiger, kommunikationsfähig werden, nach innen und in Richtung der Bürger. Und ob man sich nun Genosse nennt oder Parteifreund, Bruder oder Kamerad, das spielt in Wahrheit keine große Rolle. Merkwürdig, welche Gedanken einen ereilen, nur weil man einen warmen Abend lang ohne auch nur eine Zigarette auf eigentlich doch erfreuliche Weise politische Fragen diskutiert und es genossen hat. Mit den Genossen. Mal wieder.

“Wir treffen uns am 2. Advent”

“Für alle, die Lust auf ein Pläuschchen haben, wir treffen uns am 2. Advent (6. Dezember) um 16 Uhr am Glühweinstand.”  Zweiter Advent? Das wäre dann aber der fünfte Dezember. Gerade noch wollte ich das Loblied auf die WNK singen, wegen des aktuellsten aller Internetauftritte der Wermelskirchener Parteien, wegen wirklich vorausschauender Planung, da muß ich dieses Unterfangen auch schon wieder abblasen. Gemeint ist nicht 2010. Auf der WNKUWG-Website stapelt sich unter der Rubrik “Aktuell” noch Kram aus dem vergangenen Jahr. Nur Kram aus dem vergangenen Jahr. Nun ja, ein Kommunalwahlsieg ist vielleicht noch kein Grund, die eigene Website zu aktualisieren.

Auge um Auge …

Henning Rehse, WNKUWG, im Nachwahlinterview mit der Bergischen Morgenpost. Statements, wie man sie erwarten konnte nach der fulminanten Verschiebung der Mehrheiten im Wermelskirchener Rat: Natürlich sollen jetzt Themen, die zuvor von der Mehrheit von CDU und SPD beerdigt worden sind, noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden, natürlich hat der solide Haushalt Priorität. Alles irgendwie erwartbar beim Vertreter der Wahlsieger.

Vielleicht erwartbar, aber nicht sehr klug: Die Fortsetzung der Ausgrenzung. “Solange die Herren Bosbach und Schmitz Mitglieder in der Fraktion (der CDU, W.H.) sind, werden wir keine Gespräche führen. Wir hatten mit der CDU einen Vertrag vor laufenden Kameras geschlossen. (…) Bosbach und Schmitz haben im Hintergrund diesen Vertrag torpediert. Das passiert uns kein zweites Mal.” Auch der SPD werde man kein Gesprächsangebot machen, da man zu wenige Berührungspunkte habe.

Tja, ich habe es geahnt und hier auch schon geschrieben: Das Wahlergebnis verleiht Kraft, soviel vielleicht, daß man kaum mehr laufen kann. Jedenfalls geraume Zeit. Ob’s klug ist, auf Ausgrenzung mit Ausgrenzung zu antworten, gut alttestamentarisch, bezweifle ich. Der Klügere gibt nicht immer nach, hat aber immer die besseren Angebote.

Schnelles Internet

Das Internet, so meint man, sei das schnellste und aktuellste aller Medien. In technischer Hinsicht mag das stimmen. Allein es kann nur so schnell und aktuell sein, wie jene, die die Internetseiten pflegen. Nehmen wir Wermelskirchen. Die SPD befindet sich noch im Wahlkampf, mit ihr CDU, WNKUWG, Bürgerforum und Grüne. Nur die FDP feiert Ihren Sieg und den von ihr unterstützten Bürgermeister. Die beiden nicht gewählten Kandidaten haben wenigstens mit einem kurzen Satz darauf reagiert, daß sie die Wahl nicht gewonnen haben.

Es wird in der Tat Zeit, daß in Wermelskirchen flächendeckend das schnelle Internet eingeführt wird.

Nachtrag (17:50 Uhr): Die Partei “Die Linke” hat jedenfalls seit gestern schon ihre Homepage aktualisiert und informiert darüber, daß sie in den kommenden fünf Jahren im Rat mitarbeiten werde.