Ich habe Post bekommen. Ein veritabler Professor hat mir geschrieben, mehr noch: ein richtiger Minister der Bundesregierung. Prof. Dr. Karl Lauterbach hat mir, mit Hilfe meiner Krankenkasse, einen Brief zukommen lassen, mit dem er mich darüber informiert, daß die Corona-Krise leider noch nicht überstanden sei und es nach wie vor zu schweren Krankheitsverläufen kommen könne. Sein Rat sei, sich impfen zu lassen, um möglichst unbeschadet durch Herbst und Winter zu kommen, wenn man ein Lebensalter von sechzig und mehr Jahren erreicht habe. Zudem solle man in meiner Altersgruppe auch die jährliche Grippeschutzimpfung und eine gegen Lungenentzündung bedenken. Haben Sie vielen Dank, Herr Professor. Ich habe mich bereits zum vierten Mal gegen Corona impfen lassen und zur Grippeimpfung bin ich beim Hausarzt angemeldet. Schön, wenn sich ein Minister besorgt zeigt um die Gesundheit seiner „Untertanen“. Das meine und schreibe ich ganz ohne Häme und Unterton.
Alle Artikel vonWolfgang Horn
Nachstar
So. Heute die dritte, sehr kurze Augenoperation hinter mich gebracht, mal wieder am rechten Auge, wo sich ein „Nachstar“ gebildet hatte. Nachstar wird eine erneute Eintrübung an der Kapsel der herausoperierten Linse genannt und ist gleichsam eine Folge der ersten Operation. In nur wenigen Minuten wurde per Laser die LInsenkapsel von Eintrübungen beseitigt. Nicht einmal ein Augenverband war heute noch erforderlich. Man kann nur dankbar auf die Knie fallen angesichts der Leistungen und Erfolge, die die medizinische Kunst im Verein mit höchstentwickelter Technik und digitaler Technologie vollbringt, um die Leiden von Menschen gründlich, oft schmerzlos und nachhaltig zu beseitigen. Ich sollte alsbald klarer sehen als zuvor, vielleicht mit Hilfe der Korrektur einer doch eher schwachen Brille. Die Sachverhalte vor dem geistigen Auge und dahinter, im Gehirn, sind und bleiben so klar wie eh und je.
Krawallbürgertum
Power to the people: Iran
Im Wandel der Zeit …
Unterforderungsgebühren
Unanständig
Nein, nicht Erling Braut Haaland ist unanständig. Unanständig und verkommen ist, was er verdient, als weiß Gott erstklassiger zweiundzwanzigjähriger Fußballer beim englischen Fußballverein Manchester City: Vierhundertdreißigtausend Euro. Pro Woche wohlgemerkt. Nicht norwegische Kronen, Lire, Pfund oder australische Dollar. Euro. Der Physik-Nobelpreis wird für eine wissenschaftliche herausragende Leistung vergeben. Und da erfolgreiche Forschung bisweilen Jahre und Jahrzehnte währen kann, steht der Preis gleichsam für eine Lebensleistung. Dotiert ist der Nobelpreis für Physik mit circa neunhundertneunzigtausend Euro. Umgerechnet also für etwa zweieinhalb Wochen Kicken für Haaland in Manchester. Möglich gemacht durch Öleinnahmen in Vorderasien. Unanständig. Alltäglicher, unanständiger Kapitalismus.
Tag der Deutschen Einheit
Hat es je einen Tag der Deutschen Einheit gegeben, dritter Oktober oder siebzehnter Juni, der in einer Krisengemengelage begangen werden mußte, wie wir sie heute vorfinden? Ein Krieg mitten in Europa, im zweitgrößten Flächenstaat des Kontinents angezettelt von der Atommacht Rußland. Eine Energiepreiskrise, zurückgehend auf den Krieg in der Ukraine und eine nachgerade abenteuerliche Bindung und Selbstfesselung an russische Energielieferungen über lange Jahre und unterschiedliche Parteikonstellationen hinweg. Eine Energieliefer- und produktionskrise, weil russisches Öl und Gas zur Waffe im Krieg gegen die Ukraine werden und konservative Kräfte im Land viele Jahre eine angemessene Nutzung erneuerbarer Energien hintertrieben haben. Eine Klimakrise, weil sich alle politischen Kräfte im Land gegen jeden Rat von Wissenschaftlern und Experten viel zu lange davor gedrückt haben, die erforderlichen politischen und ökonomischen Maßnahmen in die Wege zu leiten. Eine Preiskrise, weil zum ersten Mal seit etwa siebzig Jahren in Deutschland die Inflationsrate auf zehn Prozent gestiegen ist. Eine Krise der Volksgesundheit und des Gesundheitssystems, weil die Corona-Pandemie auch nach drei Jahren noch nicht wirklich zurückgedrängt und es fraglich ist, ob die nächste Welle, hervorgerufen durch die Omikron– oder eine neue Variante des Virus, halbwegs glimpflich verläuft. Das Gesundheitssystem ist derzeit nicht so ausgestattet, daß der dringend benötigte Bedarf an Pflegekräften gedeckt werden könnte. Das Bildungswesen im Land bedarf dringend der Erneuerung. Es fehlen Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Bildungsmanager. Infrastruktur zerfällt. Brücken und Straßen, Schulbauten und andere öffentliche Einrichtungen sind oft in beklagenswertem Zustand. Die Modernisierung und Digitalisierung großer gesellschaftlicher Bereiche, des Gesundheitswesens, Bildung, Schule und Hochschule, Verkehr und Transport, öffentliche Verwaltung ist nicht einmal ansatzweise in Angriff genommen. Eine Demokratiekrise schließlich, in die der verantwortungslos-rechtspopulistische Versuch münden kann, wissenschaftliche Erkenntnisse und politische Tatsachen, historische Gewissheiten und moralische-ethische Werte zu zerstören und eine hemmungslos-ungezügelte, beleidigend-haßerfüllte öffentliche „Kommunikation“ in sogenannten sozialen Netzwerken zu installieren und hernach auf die Straße zu bringen, die sich jeglicher Regelung entzieht, weder sprachliche noch Normen des Umgangs anerkennt, die Lüge und Denunziation hoffähig macht. Intendiert ist eine Spaltung der Gesellschaft in ein „Wir“ und in ein „Die“, die Belebung von Ressentiments, der verächtliche Umgang mit Minderheiten, ethnischen, religiösen, Menschen mit abweichender sexueller Orientierung, sozialen Minoritäten, Flüchtlingen und Asylbewerbern, Fremden. Politische, gesellschaftliche oder andere Eliten, beispielsweise Wissenschaftler, werden geschmäht. Und dennoch: Unser Land, unsere Gesellschaft hat jeden Grund, die Einheit zu feiern, die Freiheit von Diktatur und Unterdrückung. Trotz all der Krisen und weiterer krisenhafter Entwicklungen, beispielsweise der globalisierten Produktion und der Hunger- und Ernährungskrise in weiten Teilen der Welt, vor allem in Afrika, halten die Klammern der Gesellschaft noch. Am Tag der Deutschen Einheit wird immer wieder deutlich, daß Freiheit keine auf Dauer unterdrückbare Idee ist. Allen Krisen zum Trotz. Sie, die Freiheit bricht sich Bahn, wenn ihre Idee viele Menschen erfaßt. Dann zerbricht die Macht, zerbröseln die Strukturen, Regeln, Gesetze, Bestimmungen der Einschränkung. Wenn sich freie Menschen verbünden, in großer Zahl in der Idee von Freiheit und Demokratie, von Rechtsstaat und Vernunft, von Gerechtigkeit, Gemeinwohl, Offenheit haben Autokraten, haben Despoten und Diktaturen keine Chance. Das lehrt der Tag der Deutschen Einheit. Mögen die Völker in der Ukraine und in Rußland, im Iran und den arabischen Ländern, überall dort, wo derzeit noch Unfreiheit und Despotie herrschen, alsbald ihren eigenen Tag der nationalen Einheit begehen können, den Tag der Befreiung.