Mausetot

VON WOLFGANG HORN

Harry Kane? Nein, den muß man nicht unbedingt kennen. Außer, wenn Sie fußballbegeistert sind. Dann wissen Sie, daß Harry Edward Kane von der britischen Insel nach München umgezogen ist, um dort für den FC Bayern die Fußballschuhe zu schnüren. So weit, so gut. Gut einhundert Millionen Euro hat sich der deutsche Kickerkrösus das kosten lassen. Einhundert Millionen. Womöglich noch mehr für Erfolgsprämien. Der teuerste Spielertransfer je in Deutschland. Für einen einzigen dreißigjährigen Mann. Geld schießt keine Tore. So war bislang immer zu lesen. Ist das jetzt anders? Kommt mit Kane garantiert der Erfolg, auf den die Bayern warten? Die Championsleague? Tja … Oder nehmen wir Neymar. Kennen Sie auch nicht? Egal. Mit vollem Namen heißt er Neymar da Silva Santos Júnior. Und kickt demnächst in Saudi-Arabien. Nachdem er bislang beim Paris Saint-Germain Football Club tätig war, der aus Katar bezahlt wird. In zwei Jahren soll Neymar beim saudischen Klub Al-Hilal, so kann man lesen, dreihundertzwanzig Millionen Euro kassieren. Verrückt? Ja, auf jeden Fall. Dabei hat PSG, der Pariser Club, Zweitausendsiebzehn bereits die Rekordsumme von zweihundertzweiundzwanzig Millionen Euro an den FC Barcelona überwiesen. Schon das war vollkommen bekloppt. Heute ist das große brasilianische Kind bereits einunddreißig Jahre alt und kassiert neben dem aberwitzigen Gehalt auch noch einen privaten Fuhrpark aus vier Mercedes-Luxuskarossen sowie drei Wagen der Marken Aston Martin, Lamborghini und Bentley, einen persönlicher Chauffeur, eine Luxus-Herberge mit mindestens 25 Zimmern, drei voll ausgestattete Saunas, fünf Vollzeit-Butler, die unter anderem seinen persönlichen Koch aus Brasilien unterstützen sollen, die volle Übernahme seiner Kosten für Hotel-, Restaurant- und Stadt-Besuche, die er an seinen freien Tagen tätigt, einen Swimmingpool, der mindestens zehn Meter breit und vierzig Meter lang sein soll sowie die Nutzung eines Privatjets, wann immer er oder sein Anhang diesen benötigen. Das alles ist eigentlich unaushaltbar bekloppt. Damit ist der schöne Sport tot. Mausetot. Geld schießt keine Tore. Aber wenn der Sport verkommt zur vollkommen hirnrissigen Kapitalvernichtung, wenn er soweit jenseits der Vorstellungskräfte der Fans und Sportbegeisterten abdriftet, so gar nichts mehr mit dem Alltag der Menschen zu tun hat, ohne die es den Sport, die Vereine und Verbände nicht gäbe, dann schießt Geld keine Tore, sondern erschießen Geld und Scheichs den Sport. Der Fußball ist tot. In der Wüste zugerichtet. Leider.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.