Wie ich auf den Scooter kam

Siebzig bin ich und auf den Scooter gekommen. Scooter? Ja. Scooter, besser: E-Scooter, so heißt man heute den Roller, früher Tretroller, heute Roller mit elektrischem Antrieb in Vorder- oder Hinterrad. Nach vielleicht fünfundsechzig Jahren bin ich zum ersten Fortbewegungsmittel zurückgekehrt – in technisch höchster Vollendung indes -, mit dem ich, wie andere Jungs in meinem Viertel in Porz, “Klein-Korea“, auch, bereits als Vor-Schul-Kind die Straßenzüge rund um unsere Wohnung erkunden konnte, vor dem ersten Kinderfahrrad noch. Einst war man, waren wir bereits glücklich, als der zusammenklappbare, wenn ich mich recht erinnere, Holzroller mit Hartgummireifen vom Stahl-Roller mit luftgefüllten Ballonreifen abgelöst wurde, was das Treten mit dem „Spielbein“ enorm erleichterte. Treten muß man auf dem Scooter, E-Scooter dagegen nur ein, zwei mal, bis der Elektromotor sich zuschaltet und von da an größere körperliche Anstrengung nicht mehr abgefordert wird. Bis zu zwanzig Stundenkilometer erreicht man auf einem derartigen Gefährt. Vorausgesetzt, man ist nicht zu schwer und es geht nicht zu steil die Steigungen hinauf. In den letzten Jahren habe ich noch häufiger das Fahrrad, das E-Bike, zur Fortbewegung nutzen können. Diese Zeiten sind wohl vorbei. Meine Lunge spielt nicht mehr richtig mit. Sie will nicht, daß ich mehr als einige Schritte zu Fuß absolviere und auch nicht, das ich wieder aufs Rad steige. Was bleibt? Natürlich das Auto. Aber selbst in einer autofreundlichen Stadt wie Wermelskirchen mit vielen Parkmöglichkeiten und einem Auto in den sehr handlichen Ausmaßen eines Smart bleiben am Ende Strecken, die ich derzeit kaum mehr zu Fuß bewältigen kann. Deswegen bin ich auf den Scooter gekommen. Für die Besuche der Cafés in der Stadt, des einen oder anderen Meetings oder Konzerts. Praktisch, zweifelsohne. Mit einer Batterieladung ließe mich der Scooter etwa dreißig Kilometer cruisen. Langsam genug, schnell genug, in der frischen Luft, auf Straßen oder der Trasse. Für Wald, Feld oder Schotterwege kaum geeignet, jedenfalls nicht für mich. Das neue Lob der Langsamkeit. Und dreißig Kilometer am Stück, im Stehen, auf einem schmalen Trittbrett, ein Fuß hinter dem anderen, das muß man nicht unbedingt haben, oder? Ich jedenfalls nicht. Gleichwohl. Einen Scooter mag man für eine Marotte halten. Mir ermöglicht er aber eine städtische Mobilität, auch soziales Handeln, Umgang mit Freunden und Bekannten, Teilnahme am öffentlichen Leben, die ich ohne Roller kaum mehr genießen könnte. Nach etwa fünfundsechzig Jahren erweitert ein Roller erneut meinen persönlichen Radius. Back to the roots. Der Kreis schließt sich. Immerhin.

1 Kommentare

  1. Hi Wolfgang, ich sah heute einen Mann ganz lässig mit dem Scooter fahrend in der Stadt…dachte noch, oh, der sieht aus wie Wolfgang 😊 Haare wehten im Fahrtwind und es sah cool aus👍 Jetzt weiss ich, dass Du es wirklich warst😃 Viel Freude mit Deinem neuen Gefährt, allzeit gute Fahrt und toll, dass Du eine Alternative gefunden hast…👍

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