Krawall-TV

Dieser merkwürdige Dreikampf zwischen den Kanzlerkandidaten Scholz und Laschet sowie der Kanzlerinnenkandidatin Baerbock gestern Abend war schon merkwürdig und eigentlich kaum auszuhalten. Der heutige Vierkampf im Fernsehen zwischen Weidel, Wissler, Lindner und Dobrind übertrifft das gestrige TV-Ereignis doch noch. Selten habe ich vier so schlecht erzogene Erwachsene so schlecht miteinander streiten und so taub gegeneinander quatschend erlebt. Das ist die politische Elite? Drei Parteivorsitzende und ein CSU-Chef im Bundestag? Vier Menschen, die allesamt nicht mehr zuhören können? Streit wäre ja in Ordnung. Nur wenn der ersetzt wird durch armseligste Polemik, rhetorische Taschenspielertricks, hilflose Floskelei, wenn Argumente in der ganzen Sendung kaum zu vernehmen sind, dann hat eine derartige Sendung eigentlich keinen Sinn mehr. Sie ist allenfalls noch schlechtes Beispiel. Ein Informationssendung jedenfalls war das nicht. Klamauk ist aber auch nicht Teil des Programmauftrags Unterhaltung. Ich wäre für Abschaffen. Parteien sollten eine bundesweite Fernsehbühne erst wieder erhalten, wenn ihre Kommunikation diese Bezeichnung wieder verdient. Man muß sich einen TV-Auftritt verdienen. Durch gekonnte Gesprächsführung und spürbare Präsenz, durch respektablen Umgang auch mit politischen Gegnern, durch spürbare Orientierung an bürgerlichen Verhaltensregeln. Wenn Kindern schon beigebracht wird, daß Lautstärke Argumente nicht ersetzt, daß man nicht lügen darf, daß man respektvoll mit den Nächsten umgeht, daß man nicht dazwischenquatscht und Gesprächsteilnehmer ausreden läßt, daß man sich an Spielregeln halten muß, dann wäre es das Mindeste, das auch von der politischen Elite des Landes zu erwarten.

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