Gestern ist Mikis Theodorakis gestorben. Der große Komponist und Musiker aus Griechenland, der der Welt eine einzigartige Musik geschenkt und sie verbunden hat mit der Auflehnung gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Mikis Theodorakis war auch Politiker und Schriftsteller, sowie, vor allem: ein Volksheld. Widerstandskämpfer gegen die Naziherrschaft in Griechenland und im Bürgerkrieg auf der Seite der Linken. Sechzehn Jahre war ich alt, als ich in den Sommertagen des Jahres Neunzehnhundertsiebenundsechzig mit meinem Freund Dieter nach Italien getrampt bin, mit einer nur kleinen Tasche mit Klamotten ausgerüstet und einem Schlafsack versehen und ganz wenig Geld im Portemonnaie. Sonst nichts. In Livorno gab es abends im Fußballstadion ein Konzert des Theodorakis-Orchesters mit Maria Farantouri, der großen Sängerin auch Theodorakisscher Musik. Seit April herrschten in der Wiege der Demokratie in Europa die Obristen unter Pattakos und Papadopoulos. Und ungeheuer viele Griechen waren mit Dieter und mir und zahllosen Italienern im Stadion und feierten die Lieder, die Mikis Theodorakis geschrieben hatte und die den Widerstand gegen die Militärdiktatur stützten, an jenem Abend in Livorno und auf der ganzen Welt. Die Musik hatte uns damals alle eingenommen und vereint, alt und jung, deutsch, griechisch, italienisch, links oder liberal, bürgerlich oder anarchistisch. Geschlafen haben Dieter und ich in dieser Nacht nicht.
Heinrich Klaffs – Mikis Theodorakis, “Fabrik” Hamburg, 1971 CC BY-SA 2.0