Der Nächste bitte…

Nun also auch Jürgen Goldschmidt. Der FDP-Bürgermeister von Forst in der Lausitz, der Partnerstadt Wermelskirchens, steht unter dem Verdacht, in seiner Doktorarbeit gegen die Gebote und guten Sitten wissenschaftlicher Arbeit und wissenschaftlicher Publikation verstoßen zu haben. In dem einen oder anderen Fall, so schreibt die Bergische Morgenpost heute, seien ihm “Quellennennungen dadurch gegangen”. Zur wissenschaftlichen Güte der von der technischen Universität Berlin mit gut benoteten Arbeit trug unter anderem eine Statistik der wissenschaftlichen Fachpublikation “Superillu” über die Zu- und Auswanderungen in Ostdeutschland bei. Der zitierende Hinweis auf diese Quelle fachwissenschaftlicher Inspiration ist indes unterblieben. Wenn sich schon die Lokalredaktion der Bergischen Morgenpost den Hinweis nicht verkneifen kann, daß das Boulevardblatt “Superillu” hinlänglich bekannt sei für “Hübsche Mädchen aus Ostdeutschland- hüllenlos: Ob blond, ob braun, bei Superillu.de finden Sie junge Frau’n…..”,dann liegt der Gedanke wohl nahe, daß es sich nicht um eine bloße Vergeßlichkeit des Herrn Doktor gehandelt hat. Ich bleibe, mal wieder, an der Seite von Michael Spreng, dem konservativen Publizisten und Politikberater. Der kritisierte neulich in seinem Blog Sprengsatz, daß man sich mit Blick auf die beiden Europaabgeordneten der FDP, Silvana Koch-Mehrin und Jorgo Chatzimarkakis, offenbar damit abgefunden habe, “dass die beiden den Skandal aussitzen und ihr Mandat behalten wollen. Es geht immerhin noch um 35 Monatsdiäten in Höhe von 8.000 Euro. Auch das peinliche Schweigen der FDP-Spitze zu ihren beiden Ex-Doktoren wird nicht thematisiert. Kein Rösler und kein Bahr, Lindner oder Brüderle sagen etwas und kein Jornalist (Fehler im Original, W.H.) fragt etwas. Die Sagenichte und die Fragenichtse.” Vielleicht nicht das Gesetz, aber jedenfalls der bürgerliche Anstand geböte, Mandate und Ämter aufzugeben, wenn erwiesen ist, daß gegen die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens verstoßen worden ist. Immerhin haben die Plagiatoren fremdes geistiges Eigentum als eigene schöpferische Leistung ausgegeben. Das darf man niemandem durchgehen lassen. Schon mal gar nicht Politikern, Mandatsträgern oder Amtsinhabern, die eine öffentliche Rolle spielen, deren Aufgabe es ist, vorbildlich für das Gemeinwohl zu wirken, und deren Leitsatz ja wohl lautet, daß sich Leistung lohnen müsse. Daran ändert auch eine nur lokale oder regionale Bedeutung des Plagiatoren nichts.

2 Kommentare

  1. Nein, lupenreine Politiker gibt es nicht, so wenig, wie es lupenreine Bürger gibt. Und fehlerfreie Menschen ganz ohne Sünde dürften eher Angst bereiten denn Vergnügen. Dennoch darf dieser Betrachtungswinkel nicht dazu führen, daß jeglicher Maßstab an öffentlich tätige Personen pulverisiert wird. Vor allem dann, wenn sich diese mit dem Leitspruch exponieren, daß sich Leistung wieder lohnen müssen. Es ist eben keine Moralkeule, jene zu kritisieren, die sich mit fremden Federn schmücken, Eigentumsrechte verletzen, Regeln brechen, die sie für andere für verbindlich erklären.

  2. Wer mag sich die aufreibende Arbeit für die Gemeinschaft in deutschen Landen überhaupt noch antun, zumal allein aus hehren Motiven? Es gab und gibt sie nicht, die lupenreinen weisen Politiker. Der Mensch lernt, indem er fehlt, irrt, falsche Entscheidungen trifft.
    Die Scharmützel der Internetaera- es lebe die Moral- führen letztlich dazu, dass intelligente junge Menschen das schwierige Politikgeschäft gänzlich meiden werden. Wer mag schon gern zum Gegenstand allgegenwärtiger und ewig nachvollziehbarer Begutachtung und Bewertung werden, noch dazu auf einem Feld voller Tellerminen. Und was dann? Die, die nun in all ihren Blättern den Daumen senken, sind sie nicht allesamt durch das allgegenwärtige Netz selbst tagtäglich verführbar und Verführte? Es prüft nur keiner. Aber ich und Du, wir kennen den Alltag in diesem Gewerbe, und wissen, ohne Sünde ist hier keiner, oder? Mir macht der tagtägliche Internetpranger vor allem eines: Sorge und Angst.

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