Ausgedünnt – WGA und Morgenpost

Einunddreißig Jahre sind es nun, die ich bereits in Wermelskirchen lebe. Das sind auch einunddreißig Jahre Lektüre des Wermelskirchener Generalanzeigers. Der Mantel, also Politik, Wirtschaft, überregionaler Sport und Gesellschaft, geliefert von der Westdeutschen Zeitung in Wuppertal, ist nicht wirklich mitreißend. Ein gediegenes Provinzblatt. Aber das ist in Ordnung. Für Brilliantes lesen wir eben die Süddeutsche Zeitung oder ein anderes überregionales Blatt. Also: Einunddreißig Jahre lang lokaler Sport. Gut. Aktuell. Umfassend. Einunddreißig Jahre lang gediegene Lokalberichterstattung. Tag für Tag. Alles, was so täglich im Dorf passiert, wird reportiert. Alles, was mehr oder weniger von Belang ist. Aber: Einunddreißig Jahre sind eine lange Zeit. Vielleicht verklärt die Erinnerung an die, sagen wir: letzten fünfundzwanzig, dreißig Jahre den Blick auf die aktuelle lokale Berichterstattung des WGA. Ich hielt den WGA für ausreichend, um über die kommunalpolitischen Dinge auf dem Laufenden zu sein. Das will mir derzeit kaum mehr gelingen. Mehr und mehr drängt sich mir der Eindruck auf, daß im WGA Kommunalpolitik bestenfalls noch stattfindet, wenn es wirklich unabweisbar ist oder Wahlkampf die Stadt beherrscht. Aber sonst? Funkstille. Eher Schreibstille. Der Stadtrat findet statt im WGA, die Ausschüsse auch. Anders geht’s wohl auch nicht. Die Parteien hingegen, ihre Konzepte, ihre Grundpositionen, ihre Bemühungen, ihre Fehler, ihre Initiativen, ihr Personal – Fehlanzeige. Parteien wirken an der politischen Willensbildung des Volkes mit, sagt uns unser Grundgesetz. Parteien können aber an der politischen Willensbildung des Volkes nicht wirklich mitwirken, wenn sich die Medien, die Zeitungen der Aktivitäten der Parteien verschließen, sie ignorieren. Ich habe es immer als Glück empfunden, in einer Stadt zu leben, in der zwei Zeitungen unterschiedlicher Verlage miteinander konkurrieren. Das Glück ist dahin, wenn die eine Zeitung das Feld der kommunalpolitischen Berichterstattung der anderen überläßt. In der anderen lokalen Zeitung, der Bergischen Morgenpost, werden, wie ich neulich hörte, Leserbriefe von Kommunalpolitikern nicht veröffentlicht. Und der Generalanzeiger macht sich dünn, wenn es um kommunale Politik geht. Die eine Zeitung läßt sich nicht reinreden, bei der anderen Zeitung gibt es nichts zum reinreden. Die Zwei-Zeitungs-Landschaft in Wermelskirchen wird von innen ausgedünnt. Schade.

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