Ein Lehrstück, in schwarz-gelb

Wenn wir schon mal beim 1. FC Köln sind: Lange Jahre im Aufsichtsrat und sogar Vizepräsident des Clubs war Bernhard Worms. Worms war Oberpostrat im Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen und später Abteilungspräsident bei der Oberpostdirektion Düsseldorf. Aber das ist noch lange nicht alles. Bernhard Worms ist Multifunktionär. Mitglied in 34 Vereinen, im Bund Katholischer Unternehmer (BKU) und Vorsitzender der Karl-Arnold-Stiftung. Und das allerwichtigste: Worms ist Mitglied der CDU. 1952 wurde er Mitglied der Amtsvertretung Pulheim, dann Mitglied des Pulheimer Gemeinderates und im Kreistag im Kreis Köln-Land. 1965 avancierte er zum Regierungsrat in der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen und bis 1966 Persönlicher Referent des Ministerpräsidenten Franz Meyers. Von 1970 bis 1990 war er Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen, von 1975 bis 1983 erster ehrenamtlicher Landrat des Rhein-Erft-Kreises, von 1983 bis 1990 Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen und später  Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung unter Norbert Blüm. Pulheim, Kreis Köln-Land, Rhein-Erft-Kreis? Richtig! Bernhard Worms war einer der entscheidenden Förderer von Jürgen Rüttgers. Denn der stammt schließlich aus Brauweiler und wohnt heute noch in Pulheim. Man kennt sich, man hilft sich. Am 23. Mai 2007, so das Blog “Wir in NRW” in seiner heutigen Ausgabe, am 23. Mai 2007 also schreibt Berhard Worms in seiner Eigenschaft als Vorstand der Europäischen Senioren Union, Vorsitzender der bundesdeutschen Senioren-Union war er bis 2002, einen Brief an die Staatssekretärin Gierden-Jülich. Frau Gierden-Jülich ist die Tochter seines langjährigen Weggefährten und Vertrauten Karlheinz Gierden. Gierden war Oberkreisdirektor des früheren Kreises Köln-Land. Bernhard Worms und Karlheinz Gierden gelten als entscheidende Förderer des jungen Jürgen Rüttgers. In dem Schreiben von Worms an die zwischenzeitlich als Staatssekretärin im NRW-Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration arbeitende Tochter seines Freundes geht es um einen Zuschuß für eine Parteiveranstaltung. Nämlich einen Kongreß der Europäischen Senioren Union, deren Geschäftsstelle in – natürlich – Brauweiler beheimatet ist. Berhard Worms beantragt den Zuschuß von 12.000 Euro beim Versorgungsamt in Düsseldorf. Wir in NRW schreibt: “Der Antrag an das zuständige Düsseldorfer Versorgungsamt endet mit der Schlussbemerkung, ‘eine dritte Ausfertigung haben wir dem zuständigen Ministerium (…), Frau Staatssekretärin Dr. Marion Gierden-Jülich unmittelbar zukommen lassen.’ Die Düsseldorfer Beamten wussten offenbar sofort, was zu tun war. Schon am 4. Juli erteilte Bjoern Kunze vom Versorgungsamt den Zuwendungsbescheid unter dem Geschäftszeichen 64-V 42 A – 2951 als ‘Projektförderung im Bereich der Seniorenpolitik’ über die beantragten 12 000 Euro. Dass dies eine reine Parteiveranstaltung der christdemokratischen Europäer war, taucht nirgendwo auf. Nur an einem Punkt ist das erkennbar: die CDU-Vorsitzende Angela Merkel genehmigte ebenfalls 15 000 Euro, allerdings als Zuschuss zu den anfallenden ‘Telekommunikationskosten’ des Kongresses der christdemokratischen Senioren. In NRW ist für solche Zuschüsse, so scheint es, das Land zuständig. Solange es von der CDU und aus Pulheim regiert wird.” Ein Lehrstück. So macht man Politik. Jedenfalls, solange schwarz-gelb regiert.

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