Kategorie: Medien

Buchmobil

Im Original sind diese zehn seltenen Fotos von Büchereien auf Rädern überschrieben mit: Vor Amazon hatten wir Buchmobile. Was aber, wenn heute der Weg in die zwei Buchhandlungen am Ort oder in die gut gerüstete Stadtbücherei zur beschwerlich ist? Das “Buchmobil” war damals schon auf der Höhe unserer Zeit.

 

“Oh my God, wow …” – Wir sind alle Menschen von Welt

Ich komme soeben von einer Bürgerversammlung, auf der Bürgermeister und Verwaltungsmitarbeiter interessierten Bürgern Information über die geplanten Standorte für die Unterbringung von Flüchtlingen gaben und die Besucher die Gelegenheit für Fragen und Stellungnahmen hatten. Vielleicht sollte man zu Beginn aller solcher Bürgerversammlungen das nachfolgende Video einspielen.

Von Bambis, Knöllchen und Terroristen …

Woran kann man erkennen, daß das Jahr Zweitausendundsiebzehn ein Wahljahr mit Landtags- und Bundestagswahl ist? An Christian Lindner. Christian Lindner? Ja, Christian Lindner. Er ist die FDP, ihr Vorsitzender, ihr Sprachrohr, ihr Vordenker, ihr Parteiphilosoph, ihr Thinktank, ihr Hauptredner, ihr Plakatmotiv, ihr Sprüchelieferant, ihr Publizist, ihr Model und nunmehr gar ihr Rundumpopulist. In der Bildzeitung läßt er dummen Populistensprech mit seinem Konterfei schmücken: “Wer mal einen Kilometer zu schnell Auto fährt, bekommt sofort sein Knöllchen zugestellt. Auf der anderen Seite kann ein Terrorist im Visier der Sicherheitsbehörden mit gefälschter Identität Sozialleistungen ergaunern, sich bewaffnen und Menschen umbringen.” Der bekennende Porschefan hat sich verfahren, nein: verflogen, mal wieder. Nein, in unserem Land bekommt man kein Knöllchen, wenn man mal einen Kilometer zu schnell fährt. Ja, man sollte eins erhalten, wenn man als Spitzenpolitiker bei populistischer Verdummung erwischt wird.

“Wir dürfen nicht zulassen, dass die Hetze salonfähig wird!”

Es ist kaum auszuhalten, wie hemmungslos die Sprache geworden ist und wie mehrheitsfähig Islamophobie. Und Antisemitismus. Wie die Demokratie verhöhnt wird und als ‚Lügenpresse’ bespuckt und ausgepfiffen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Hetze salonfähig wird! Deshalb müssen wir reden – gemeinsam über uns! Denn Demokratie ist Diskurs, ist Freiheit, ist Prozess, ist Zweifel, ist Mitbestimmung und Solidarität. Fertig und verschlossen sind nur Diktaturen. (…) Abgrenzung und Rassismus sind keine Alternativen – weder für Deutschland noch für irgendein anderes Land. Wer Kulturen oder Religionen dämonisiert und Sündenbocktheorien propagiert – verlässt die Freiheit des Geistes und die der Humanität. (…) Wir müssen der Hetze laut widersprechen um unser selbst willen. Es gibt keine friedliche Alternative zu offenen Grenzen und der Freiheit der Kulturen. Die – die das Gegenteil behaupten – sind keine Alternative.

Renan Demirkan, Checkpoint Demokratie: Der Aufruf, den mittlerweile viele Menschen unterschrieben haben, von Michael Friedmann oder Jochen Busse über Friedrich Schorlemmer und Prof. Dr. Eberhard Geisler bis hin zu Hasnain Kazim oder Neven Subotic

“Es läuft etwas schief bei uns …”

“Guten Morgen, auf vielen Titelseiten wird EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, der von Brüssel nach Berlin umziehen will, heute wie ein Erlöser gefeiert. Dass viele Medien diesem im Volk weithin unbekannten Mann – der die Zulassung zum Abitur nicht schaffte, wenig später zum Trinker wurde, bevor er als grantelnder Abstinenzler für 22 Jahre im Brüsseler Europaparlament verschwand – plötzlich die Befähigung zur Kanzlerschaft zutrauen, ist nur mit journalistischer Telepathie zu erklären. Einer fühlt, was der andere nicht denkt. Alle beten, was keiner glaubt. Und Schulz, derart berauscht, bereitet sich wahrscheinlich auf die Papstwahl vor. Italienisch spricht er ja schon…“

bildschirmfoto-2016-11-27-um-14-05-03

Das war am fünfundzwanzigsten November des Jahres im Newsletter des Handelsblattes zu lesen. Verfaßt vom Gabor Steingart, Mitglied der Geschäftsführung der Verlagsgruppe HandelsblattPeter Ruhenstroth-Bauer, Rechtsanwalt und selbstständiger Kommunikationsberater, hat darauf in Carta geantwortet. Hier ein Teil seiner Replik:

Es läuft etwas schief bei uns, wenn der Herausgeber einer weithin nicht unbekannten Wirtschafts- und Finanzzeitung in sechs Sätzen einen Politiker so menschenverachtend beschreibt. Das, was da als journalistisch flotter morgendlicher Anreißer daherkommt, ist in Wahrheit eine ganz bewusste Grenzüberschreitung. Sie muss Empörung und lauten Widerspruch bei all denen hervorrufen, die sich Sorgen um die gesellschaftspolitische Entwicklung und auch die journalistische Berichterstattung in Deutschland machen. Da wird in kurzem Staccato einer niedergemacht. Ein Politiker, also einer, bei dessen Kritik man sich des Beifalls des Publikums schnell sicher sein kann. Hier aber kommt hinzu, dass in Stürmer-Manier alles in ein Konzentrat gegossen wird, dass den Menschen Schulz in sechs Sätzen erledigt. Man kann zu dem Politiker Schulz stehen wie man will. Viele Portraits über Martin Schulz berichten von seinen Schwächen; so seinem Drang, als „Rampensau“ immer nur ganz vorne stehen zu wollen. Man kennt aber auch seine Stärken, die ihm im Europaparlament auch von Parlamentariern anderer Fraktionen zugesprochen werden: einer, der dem Europaparament in schwierigen Zeiten ein Gesicht gegeben hat. Wenn wir zulassen, dass wieder so über Parlamentarier geschrieben wird, können wir uns schon bald auf die nächsten „Einordnungen“ des Herausgebers freuen. Da steht dann sicher der schwule Staatssekretär, der behinderte Minister oder der Türke im Parlament auf der Tagesordnung. Steingart weiß, was er schreibt. Vor zehn Tagen, als Frank-Walter Steinmeier offizieller Bundespräsidentenkandidat von drei Parteien wurde, twitterte Steingart: „Präsidentenwahl ohne Wahl. Die Führung in Nordkorea dürfte neidisch auf uns sein.“ Sein Text ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die „das etablierte Establishment und ihre Politiker“ verteufeln. Manch einer reibt sich verwundert die Augen, wenn er bei den letzten Wahlen und den bald wöchentlichen Meinungsumfragen die Erfolgskurve der AfD sieht. Postfaktisches Zeitalter, rassistischer und sexistischer Wahlkampf à la Trump und jetzt auch noch einen täglichen Welterklärer, der diese Entwicklung mit seinen Zuspitzungen schleichend weiter forciert.

Meine Bitte: Lesen Sie bitte den kompletten Beitrag in Carta, nicht nur den hier veröffentlichten Teil der Antwort von Peter Ruhenstroth-Bauer. Und dann Freunde informieren, den Beitrag weitersenden, teilen. Man darf das alles nicht mehr auf sich beruhen lassen. Machen wir uns Mühe.

Das Wort zum Sonntag: “Welt gewinnen – Seele verlieren”

Pastor Alfred Buß hat es gesprochen, gerade eben, das allsamstägliche Wort zum Sonntag in der ARD. Um Olympia ging’s, um den Fisch, der vom Kopf her stinkt. Darum, wie man seine Seele verkauft, weil die Spiele ausgeliefert werden. An Politik, an nationale Interessen, an den Kommerz.

Seit Melbourne 1956 bin ich dabei, erst am Radio, bald am Fernseher, nicht selten ging’s bis in die Nacht. Nun geht Olympia 2016 in die Schlusskurve. Mit spannenden Entscheidungen in Staffelläufen, Endspielen und vielem mehr. Gleich Fußball Brasilien – Deutschland. Großartig ist die olympische Idee: Rivalitäten austragen in sportlich-fairem Wettstreit, im Geiste von Völkerverständigung und Toleranz. Doch spätestens mit Rio wurde mir klar: Wer das noch so glaubt, der muss selber gedopt sein. Meine Begeisterung bekam einen deutlichen Knacks. Die olympischen Idee hat ihre Seele verloren. Viele Illusionen sind ja schon lange geplatzt. Dabeisein ist längst nicht mehr alles. Die olympischen Sportler stehen unter erheblichem Druck. Nur wer erfolgreich ist, wird oben bleiben und großes Geld verdienen. Schon wer Vierter wird, erringt nur die “Holzmedaille”. Schon immer wird Olympia von der Politik vereinnahmt. Und auch Doping verzerrt die sportliche Fairness schon lange. Doch schienen das alles hereingetragene Probleme zu sein, die in Gegensatz standen zur olympischen Idee und ihrem Regelwerk. Aber jetzt stinkt der Fisch vom Kopf her: Doping ist für das IOC – und seinen Präsidenten Bach – offenbar zur lässlichen Sünde geworden. Ausgeschlossen von Olympia aber wurde Julia Stepanowa, die offenlegte, wie Staatsdoping geht. Ausgeschlossen wegen angeblicher ethischer Defizite. Der größte Verstoß gegen die olympische Idee ist jetzt wohl Zivilcourage. Die Botschaft an die Olympioniken ist klar: Klappe halten – oder ihr fliegt raus. Was hülfe es dem Menschen – so fragte Jesus, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? The show must go on. Für Rio 2016 wurden Zig-Tausende aus ihren Hütten vertrieben. Favelas mussten weichen. Brasilien bezahlt die Party aus Steuergeldern, den Gewinn aber streicht nicht das brasilianische Volk – den streichen andere ein. Die olympische Idee hat ihre Seele preisgegeben. Sie wurde verkauft. Die Welt gewinnen – aber die Seele verlieren. Das ist der Knackpunkt. 1960 in Rom gewann ein 18-jähriger die Goldmedaille – als Boxer im Halbschwergewicht. An ihn will ich erinnern. Der weigerte sich, seine Seele preiszugeben. Wurde Boxweltmeister. Legte seinen Namen ab, der aus der Sklavenzeit kam. Wurde Muslim. Nannte sich Muhammad Ali. Verweigerte den Kriegsdienst in Vietnam. Verlor daraufhin die Box-Lizenz und alle Titel. Sollte gar ins Gefängnis. Und blieb doch unbeirrbar im Einsatz für Menschen- und Bürgerrechte. Als er jetzt im Juni starb, verneigte sich die Welt vor ihm. Zehntausende säumten die Straßen von Louisville, als sein Leichnam durch seine Heimatstadt gefahren wurde. Die Menschen spürten: Hier hatte sich einer geweigert, seine Seele preiszugeben, zeitlebens. Auch Jesus hatte wohl seine Freude an ihm. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Vergessen wir diese Frage Jesu nicht. Erst recht nicht, wenn es heute und morgen noch die letzten Medaillen regnet.