Die späten Achtziger. Der Videoclip wird zur Kunstform. Guesch Patti. “Etienne, Etienne, Etienne, gib dein Bestes, geil und schmutzig.”
Kategorie: Musik
Delirium
Immer mal wieder: Les Tambours Du Bronx. Hier habe ich mich schon ausgelassen über die kräftigen Kerle aus Frankreich, ihre Holzstöcke und Ölfässer sowie das bißchen Elektronik. Delirium. Was sollte besser in die Zeit passen?
Thunderbird
Lord I Just Can’t Keep From Cryin’
Wodka-sauber
Über die Vorliebe für den Teufel habe ich hier schon mal was geschrieben. In anderem Kontext freilich. Sympathy för de Düvel lief mir vor ein paar Tagen noch einmal über den Weg. In der Süddeutschen. Unter dem Titel Maschinenkalte Pulsbeschleuniger ließ sich Bernd Graff lobend, ach was: hymnisch über das neue Album von Motörhead aus, Bad Magic. “Das Album gehört zu den besseren der Band, zeigt in Reinform ihre Wurzeln in Punk, Hard Rock und Heavy Metal. Songs wie ‘Electricity’ und ‘Tell Me Who To Kill’ sind wodka-sauberes, maschinenkaltes Motörhead, schnell und kompromisslos hart: Pulsbeschleuniger, die man sehr gerne live hören wird.” Wodka-sauber und Maschinenkalt. Danke, Bernd Graff. Und weiter heißt es: “Das Tollste: Motörhead ist eine Version des Rolling Stones-Klassikers: ‘Sympathy for the Devil’ gelungen, die atemberaubend anders als herkömmliche Coverversionen ist. Hier kommen Schlagzeug und Gitarre endlich zu dem souveränen Recht, das die Stones ihnen nicht geben wollten – oder konnten.”
ESC
ESC? Escape oder Eurovision Song Contest? Letzteres. Wobei Escape, also Flucht, auch keine schlechte Lösung gewesen wäre. Hier ein paar Ausschnitte aus einer Kritik von Hans Hoff unter dem Titel: ESC-Finale in Wien. Ein Hauch von Nichts in der Süddeutschen Zeitung von gestern.
Zu deutlich wurde in Wien, dass der ESC musikalisch vorwiegend auf ganz kleiner Flamme kocht. Nachdem es im vergangenen Jahr mit dem Sieg von Conchita Wurst so etwas wie ein kollektives Erweckungserlebnis gegeben hatte, präsentierte sich die Show nun wieder als das, was sie in den meisten müden Jahren war, eine beliebig wirkende Aneinanderreihung von mehrheitlich lauwarmen Liedern, deren musikalische Substanz jenseits der ESC-Bühne kaum noch nachweisbar scheint.
In Sachen Belanglosigkeit machen auch die Erstplatzierten keine Ausnahme. Nicht nur Schweden, Russland und Italien haben als Spitzentrio wenig zu bieten, auch hochplatzierte Titel wie die von Belgien und Australien sind letztlich nur kalkulierte Songkonstruktionen, die ohne die visuelle Unterstützung einer großartigen Technik in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus im Sturm.
Letztlich aber passte das zur Gesamtvorstellung in Wien. Der ESC 2015, das war ein Platz, an dem viele schlechte Lieder aus ganz Europa vorübergehend Asyl fanden.
Wären die Lieder so tiefgründig wie die Dekolletees, die in diesem Jahr vorzugsweise bis auf Bauchnabelhöhe geöffnet wurden, könnte man dem ESC durchaus Substanz bescheinigen. Aber an Substanz ist beim ESC bekanntlich niemand interessiert. Dieser Wettbewerb ist für den schnellen Verzehr gedacht. Nachhaltigkeit kann hier niemand gebrauchen. Nachhaltigkeit würde die Folgeveranstaltung im kommenden Jahr nur stören.