Heute ist wieder Welt-Alphabetisierungstag. Wie in jedem Jahr wird heute die Zahl von vier Millionen Menschen publiziert, die in Deutschland als Analphabeten gelten müssen. Weil sie einfachsten schriftsprachlichen Anforderungen ausweichen müssen. Etwa den Beipackzettel eines Medikaments nicht erfassen, ein Rezept nicht lesen können, einen Fahrplan nicht verstehen. Die Kulturnation Deutschland, das Land der Dichter und Denker, leistet sich Millionen Menschen, die sich verstecken (müssen), weil sie in der Schule scheiterten, weil sie nicht gefördert wurden. Und halst sie den Volkshochschulen auf, der einzig nennenswerten Einrichtung, die sich bemüht, ein flächendeckendes Angebot für Menschen vorzuhalten, die der Schriftsprache nicht in ausreichendem Maße mächtig sind. Ein permanenter Bildungsskandal.
Monat: September 2009
Geiz ist geil – Bildung
Die Ausgaben für Bildung in Deutschland machen lediglich einen Anteil von 4,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, wie eine erneute OECD-Studie ergibt. Nur die Türkei, die Slowakei, Spanien und Irland stehen noch schlechter da als Deutschland.
Die Spitzenreiter sind Island, USA, Südkorea und Dänemark. Sie investieren einen Anteil von über sieben Prozent in die Ausbildung. Schlimmer noch: In Deutschland ist der Anteil der Ausgaben für Bildung am Bruttoinlandsprodukt sogar rückläufig. Denn zwei Jahre zuvor betrug er noch 5,2%.
Zudem sinkt hierzulande der Anteil junger Menschen, die ein Studium aufnehmen, und auch die Weiterbildungsbereitschaft hält dem internationalen Vergleich nicht stand.
“Wenn Deutschland gestärkt aus dieser Wirtschaftskrise hervorgehen will, dann ist jetzt der Zeitpunkt, in Bildung und höhere Qualifikation zu investieren”, sagte die OECD-Direktorin für Bildung, Barbara Ischinger, bei der Präsentation der Studie.
Bildung ist geil.
Warren Zevon
Heute vor sechs Jahren starb Warren Zevon im Alter von 56 Jahren an Krebs. Zevon lebte als Rock ‘n Roll Musiker und Songwriter in Los Angeles. Nie der große Publikumsheld und dennoch ein Kultstar, waren seine Songs doch einer feinen Fangemeinde immer präsent, beispielsweise Werewolves of London, Roland The Headless Thomson Gunner, Hasten Down The Wind, Mohammed’s Radio, Poor Poor Pitiful Me oder Lawyers, Guns and Money. In seinen Liedern griff Zevon oft politische oder historische Themen auf.
Phantomsender
Ein kleiner Nachtrag zum Artikel “Tatort” vom 1. September. Wie Nicolas Richter und Hans Leyendecker unter der Überschrift: “Eine Frau mit vielen Talenten” in der Süddeutschen Zeitung berichten, ist fraglich, ob es nicht weitere Pseudonyme gibt, unter denen die NDR-Redakteurin, Doris Heinze, ihre Talente angeboten, eingekauft und bezahlt haben soll: Von Inga Pudenz ist da die Rede, von Monika von Lüdinghausen, von Markus Benz. “Es wimmelt in diesem Fall von Phantomen”, so Leyendecker und Richter. Und: Solch ein Drehbuch kann dem Autoren mitunter mit annähernd 30.000 Euro vergütet werden.
Der Phantomsender NDR bereitet den Verfechtern des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems arge Phantomschmerzen.
Armut wählt nicht
Wie der “Kölner Stadt-Anzeiger” meldet, hat der Politikwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Armin Schäfer, einen Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Wahlbeteiligung erhoben. Je größer die Zahl der Arbeitslosen im Wahlbezirk, desto niedriger ist dort die Wahlbeteiligung. Ein Beispiel: Im armen Kölner Stadtteil Chorweiler haben nur 25,7% an der Kommunalwahl teilgenommen, im reichen Hahnwald dagegen 64,4 Prozent. Dasselbe Muster zeige sich bei Europa-, Landtags- und Bundestagswahlen. Eine Untersuchung der Bundestagswahl 2005 ergab auch für Hamburg, Düsseldorf, Dortmund, Hannover oder Dresden: Stadtteile mit hoher Hartz-IV-Quote oder mit starker Arbeitslosigkeit hatten durchweg eine auffallend niedrige Wahlbeteiligung.
Lange ging man von der These aus, daß, wer unzufrieden ist, etwas ändern will und also wählen geht. “Aber das stimmt nicht”, betonte der Experte. “Eine persönlich schwierige (…) Lage wie Arbeitslosigkeit führt eben nicht zur Mobilisierung.”
Eine niedrige Wahlbeteiligung führt also zu einer sozialen Verzerrung des Ergebnisses. Oder: Armut beeinträchtigt soziale Teilhabe. Armut schwächt auch demokratische Prozesse.
Rüttgers: Kein Ausrutscher
Der beleidigende Wahlkampfauftritt von Ministerpräsident Rüttgers mit dumpfen Rümänensprüchen in Duisburg war kein Ausrutscher, kein einmaliger Fehltritt. Die SPD hat ein weiteres Video ins Netz gestellt, in dem sich Rüttgers ähnlich äußert, diesmal in Münster. Methode. Wohl kalkulierter Wahlkampf. Der Mann weiß, was er tut …
Doktorspiele
Unter diesem schönen Titel hat der Wermelskirchener Journalist Armin Himmelrath einen vergnüglich zu lesenden Artikel in Spiegel-Online veröffentlicht, der die umstrittene Szene der Promotionsberater ausleuchtet. Viel Vergnügen.
SPD taucht wieder auf
Nach der CDU stellt sich nun die SPD im Nachwahlgespräch der Bergischen Morgenpost. Rainer Bleek setzt weiter auf eine starke Polarisierung im Rat, um in der einen oder anderen Frage SPD-Positionen durchsetzen zu können. Gab es in den vergangenen Jahren und Monaten nicht bereits genug Polarisierung? Zudem prophezeit Bleek den Grünen im Stadtrat die eine oder andere “Zerreißprobe”, da sie kaum in allen Fragen würden einheitlich auftreten können. Den Grünen kommt mit ihren sechs Mandaten im neuen Wermelskirchener Stadtrat eine entscheidende Rolle zwischen CDU/SPD und der Parteiengruppe zu, die Bürgermeister Weik unterstützt. Zu inhaltlichen oder personellen Konsequenzen aus dem niederschmetternden Kommunalwahlergebnis kann Bleek noch nichts sagen. “Alle Personalentscheidungen sind einvernehmlich getroffen worden. Sonst müssten wir uns alle in Frage stellen.” Ich finde, genau darum sollte es gehen. Sie müßten sich in Frage stellen. Wie war das noch? Nur, wer sich ändert, bleibt sich treu …
24 h Berlin auf ARTE
Der längste Dokumentarfilm in der Geschichte des Fernsehens: 24 h Berlin. Berlin einmal rund um die Uhr. Zu sehen auf Arte und dem RBB. Ein Sehereignis. Als Livestream auch im Internet. Unbedingt mal reinschauen. Fernsehen kann doch noch wirklich überraschen.