Du sollst nicht stehlen

Bekannt ist: Da wird Geld am Fiskus vorbei in die Schweiz transferiert, nach Liechtenstein, sonstwohin. Nicht bekannt ist: Wer das Geld dem deutschen Staat vorenthält und damit das Gemeinwesen schädigt. Und jetzt bietet jemand, vielleicht ein Datendieb, der Bundesregierung gegen das ordentliche Sümmchen von zweieinhalb Millionen Euro eine CD mit den Daten von 1500 mutmaßlichen Steuersündern und ihren Schwarzgeldkonten in der Schweiz an. Ein Kerzenlichtlein im Steuerhinterzieherdunkel. “Generell halten wir es für ziemlich schwierig, wenn ein Rechtsstaat illegale Daten verwendet.” So die Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard. Nicht schwierig aber soll es bleiben, in der Schweiz legal nicht versteuerte, also illegale Gelder aus dem Ausland zu horten. Der Schweizer Verteidigungsminister, Ueli Maurer, betonte am Rande des Weltwirtschaftsgipfels in Davos laut Spiegel Online, sein Vertrauen in Deutschland würde erschüttert, wenn sich der deutsche Staat dafür hergeben würde, “für geklaute Daten zu bezahlen”. Der schweizer Staat hingegen soll nach wie vor profitieren können, wenn dem deutschen Staat Geld geklaut wird. Auch die schweizer Bankiersvereinigung läuft Sturm. Man erwarte, daß sich die deutsche Regierung “nicht zum Hehler von Diebesgut” mache. So die Hehler von Diebesgut, das dem deutschen Steuerzahler geklaut wurde. Der CDU-Wirtschaftspolitiker Michael Fuchs rät ebenfalls dringend von einem Deal ab: “Das ist ein gestohlenes Gut. Da würde man Diebe belohnen”, sagte Fuchs. Und der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Otto Fricke, sagte, hier gelte die Regel: “Keine Geschäfte mit Kriminellen.” Das siebte Gebot Gottes lautet: Du sollst nicht stehlen. Die schweizer und die ach so christlich-liberalen bundesdeutschen Heuchler können mit ihrem einen Auge offenbar nur den Datendiebstahl erkennen, nicht aber den Diebstahl am deutschen Gemeinwesen.  Im siebten Gebot gebietet uns Gott, das von anderen geraubte Gut zurückzuerstatten und die schuldhaft angerichteten Schäden wieder gut zu machen. Es fordert uns auf, jegliches Eigentum eines anderen zu respektieren. Bestohlen aber wurde das deutsche Gemeinwesen. Um die die Steuer von Betuchten.

Tatort: Doppelt kassiert

Kein Ende der Tatort-Ermittlungen: Heute meldet die FAZ auf ihrer Medienseite, daß die NDR-Redakteurin Doris Heinze nicht nur unter falschem Namen eigene Drehbücher verkauft hat. Sie habe auch doppelt kassiert. Das Drehbuch zum nicht realisierten Film “Dienstage mit Antoine” habe sie unter dem Pseudonym “Marie Funder” an die AllMedia verkauft. Nur unwesentlich verändert habe sie das gleiche Buch unter ihrem eigenen Namen an die Firma Network Movie geliefert. Titel: Dienstage mit Marie. Ein Buch, zwei komplette Honorare, eine komplette Katastrophe.

Phantomsender

Ein kleiner Nachtrag zum Artikel “Tatort” vom 1. September. Wie Nicolas Richter und Hans Leyendecker unter der Überschrift: “Eine Frau mit vielen Talenten” in der Süddeutschen Zeitung berichten, ist fraglich, ob es nicht weitere Pseudonyme gibt, unter denen die NDR-Redakteurin, Doris Heinze, ihre Talente angeboten, eingekauft und bezahlt haben soll: Von Inga Pudenz ist da die Rede, von Monika von Lüdinghausen, von Markus Benz.  “Es wimmelt in diesem Fall von Phantomen”, so Leyendecker und Richter. Und: Solch ein Drehbuch kann dem Autoren mitunter mit annähernd 30.000 Euro vergütet werden.

Der Phantomsender NDR bereitet den Verfechtern des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems arge Phantomschmerzen.

Tatort

“Ich mag meine Figuren, die guten wie die bösen, weiß fast alles über sie, kenne ihre Abgründe, ihre Hoffnungen und Träume.”  So die “Tatort” – Drehbuchautorin Marie Funder-Donoghue, über die das ARD-Presseheft zu berichten wußte, daß sie 1981 in Heidelberg geboren wurde, Wirtschaftswissenschaften und Jura in Dublin studiert hatte, mit Ehemann David und Sohn Sean an der Ostküste lebt und Kurzgeschichten schreibt. “Ich schreibe Drehbücher, weil ich es liebe, Menschen zu beobachten und in ihre emotionalen Welten einzutauchen.”

Ihre “Tatort”-Folge  sollte am 23. September unter dem Titel “Die Freundin der Tochter” ausgestrahlt werden.

Nur: Marie Funder-Donoghue ist eine komplette Erfindung der NDR-Fernsehspielchefin und Tatortverantwortlichen Doris Heinze. Das Drehbuch hatte sie selbst geschrieben. Sie war bereits in der vergangenen Woche suspendiert worden, weil sie Drehbücher ihres Mannes unter einem Pseudonym für den NDR verfilmen ließ, ohne die Autorenschaft offenzulegen.

Waren andere Drehbuchvorschläge nur schlechter oder handelt es sich bloß um Gier?

Nachtrag: Welch ein Glück, daß das Adolf-Grimme-Institut bislang weder Doris Heinze, noch Niklas Becker, dem vermeintlichen Drehbuchautor, noch Marie Funder-Donoghue einen Adolf-Grimme-Preis verleihen wollte.