Die FDP ist gemein. Nein, nein, nicht nur so allgemein gemein, wie den vielzitierten Schleckerfrauen gegenüber oder Griechenland oder den Promotionsordnungen deutscher Universitäten oder den Opelarbeitern. Nein, jetzt ist die FDP auch noch gemein gegen ihre Bürgermeister, ihre eigenen. Allzu viele sind das ja nicht in deutschen Landen, jedenfalls verglichen mit den Bürgermeistern aus den großen Parteien, die, die noch leben und mit ihren Abgeordneten noch überall in den Parlamenten sitzen. Gerade deshalb, weil es nicht so furchtbar viele sind, sollte man annehmen, daß die FDP-Spitze jeden einzelnen der blau-gelben Bürgermeister kennt und hegt und pflegt. Aber: Weik gefehlt. Auf der Homepage der Bundes-FDP gibt es unter “Parteileben” – ein schönes Wort für eine Partei, der zuletzt lediglich zwei bundesweit bekannte Gesichter noch ein wenig Leben einhauchen konnten, Christian Lindner und Wolfgang Kubicki, für die aber ansonsten das Sauerstoffzelt und künstliche Beatmung kurz vor der Organentnahme treffende Bilder sind – den Unterpunkt “Liberale Bürgermeister“. Und was sieht man dort, auf dieser schönen Karte? Wermelskirchen ist, was liberale Bürgermeister angeht, ein weißer Fleck. Kein blaues Fähnchen, kein Hinweis, nichts. Eric Weik wird von der FDP-Spitze ignoriert, totgeschwiegen. Sollte Eric Weik kein Liberaler mehr sein? Ist da was an mir vorbeigegangen? Hat sich Eric Weik klammheimlich in die WNKUWG begeben, wie weiland der FDP-Vorsitzende Güntermann samt Gattin, um so besser der nicht enden wollenden Kritik von Henning Rehse und Co. zu entkommen? Müssen wir in Wermelskirchen mit neuen Allianzen rechnen? Ein Wahnsinns-Coup von Henning Rehse? Oder sollte der blau-gelben Parteispitze, namentlich dem Generalsekretär, gar die Freundschaft Weiks mit dem Liberalenchef in NRW, in Köln und dem Bergischen Land, dem blau-gelben Oppositionsführer im Landtag zum Verhängnis geworden sein? Von Lindner die Nase voll und also werden die Lindnergetreuen ebenfalls abgestraft. Fragen über Fragen im Sommerloch.
Schlagwort: Henning Rehse
Koalition der Korpulenz
Was lese ich in den lokalen Zeitungen? Radfahrer dūrfen nicht nicht mehr gegen die Fahrtrichtung der Autos in der Telegrafenstraße fahren. Jetzt, da die Radfahrtrasse ausgebaut ist und gut angenommen wird. Jetzt, da die Innenstadt vom zu erwartenden Fahrradboom profitieren könnte. Beschlossen hat diese kurzsichtige Entscheidung eine Mehrheit von CDU, WNKUWG und Bürgerforum im Verkehrsausschuß. Im Interesse illegal geparkter Autos auf der Telegrafenstraße. Denn um Brötchen zu holen oder Medikamente, müssen die Innenstadtbesucher selbstredend vor der Bäckerei parken oder der Apotheke. Auf der linken Straßenseite. Getreu dem Motto: Alles für den Autofahrer hat die Koalition der Korpulenten – wer glaubt denn, daß Henning Rehse, Friedel Burghoff oder Volker Schmitz jemals mit dem Rad in die Stadt führen? – dem Radfahrboom den Garaus zu machen versucht. Mit dem halbseidenen Argument, daß man verhindern müsse, daß es zu folgenschweren Unfällen komme. Das muß man in der Tat. Aber, indem man illegales Parken in der Wermelskirchener Hauptstraße verhindert, zur Not auch durch mehr Kontrollen in der Anfangszeit. Indem man dafür sorgt, daß der Durchgangsverkehr über die dafür vorgesehene Brückenstraße fließt, zur Not auch mit härteren Sanktionen. Für mich als eingefleischten und bequemen Autofahrer, der auch gerne jeden Fußweg zu vermeiden sucht und möglichst nahe am Geschäft parken möchte, hat diese Koalition der Pedalfeinde nicht gesprochen und entschieden. In Wermelskirchen wimmelt es nachgerade vor Parkmöglichkeiten. Jeder Ort in der Innenstadt ist gut, bequem und schnell zu erreichen. Nicht die Radfahrer müssen aus der Telegrafenstraße verbannt werden. Die Autofahrer müssen zur gedeihlichen Kooperation angehalten, erzogen, zur Not gezwungen werden. Und: Der Stadtrat muß sich dieser Angelegenheit annehmen. Es kann und darf nicht sein, daß lediglich ein Ausschuß, und sei er noch so wichtig, eine Entscheidung fällt, die Wermelskirchen zum Gespött macht, nur weil dicke Männer Autos mehr mögen als Räder.
Subbotnik
Ich kann mich dunkel an eine Losung in der DDR erinnern: “Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit!” Das war, wie ich eben nachgelesen habe, eine der größten Aktionen der Nationalen Front der DDR, quasi eine staatlich gelenkte Bürgerinitiative in Form eines sozialistischen Wettbewerbs, und hatte die Verbesserung des Wohnumfeldes zum Ziel. Die DDR-Bürger waren aufgerufen, in ihrer Freizeit und an Wochenenden unentgeltliche Arbeitsleistungen vor allem bei der Verschönerung ihrer unmittelbaren Umgebung zu erbringen. Auf gut russisch: Subbotnik. Meist beteiligte man sich im Rahmen von Haus-, Wohngebiets- oder Dorfgemeinschaften, örtlichen Organisationen, Sport- oder Arbeitskollektiven. Erfolgreiche Städte und Gemeinden wurden sogar mit Urkunden, Medaillen und Geldprämien ausgezeichnet. Warum ich das jetzt schreibe? Weil ich gerade in der Bergischen Morgenpost gelesen habe, daß der Verkehrs- und Verschönerungsvereinen Stadt, Dhünn und Dabringhausen, der Sauerländische Gebirgsverein und die Stadtverwaltung die 38. Aktion “Wermelskirchen putzmunter, saubere Stadt” ausgerufen haben. Am Samstag, dem 24. März, werden sich also wieder viele Helfer am großen Frühjahrsputz in der Innenstadt und anderen Stadtteilen beteiligen. “Doch diesmal”, so schreibt Gundhild Tillmanns in der Morgenpost, “steht die Aktion unter einem besonders brisanten Vorzeichen: Das bürgerschaftliche Engagement, sich selbst auch aktiv um eine saubere und schöne Umgebung zu kümmern, soll und muss angesichts leerer kommunaler Kassen Schule machen.” Manfred Schmitz Mohr, VVV-Vorsitzender und Büfo-Ratsherr, wird mit den Worten zitiert, daß “noch nicht alle begriffen (haben), dass wir bei dem hohen Verschuldungstand unserer Stadt alle wieder selbst mit anpacken müssen. (…) Ich hoffe aber, dass unsere Aktion Schule macht.” Hat sie schon, Schule gemacht. WNKUWG, SPD, CDU und Grüne werden sich am “Putzmunter-Tag”, den Henning Rehse von der WNK ausgerufen hat, einem gemeinschaftlichen Unkrautjäten auf dem Rathaus-Vorplatz, beteiligen. In der Morgenpost heißt es: “Abgelehnt haben laut Rehse aber Büfo und FDP. Die Begründung: Etliche Büfo-Mitglieder seien an dem Tag bereits in den Verschönerungsvereinen engagiert, teilt Peter Scheben mit. Außerdem halte er das Arbeiten hinter dem Sperrzaun am Rathaus nicht für sinnvoll: ‘Der Bürgermeister dürfte so etwas gar nicht genehmigen’, schreibt Scheben.” Die FDP aber, vom neuen “Wir-Gefühl” beseelt, wie es neulich auf ihrem Parteitag in Wermelskirchen hieß, und in Ihrer “Durchstartphase”, hat andere Termine und beteiligt sich nicht am von Gundhild Tillmanns zu Recht beschworenen “bürgerschaftlichen Engagement”. Die WNK habe doch” genug Beute-Liberale für die Aktion”. Mit dieser Antwort soll die FDP Henning Rehse abgefertigt haben haben. Der liberale “Seitenhieb”, wie Frau Tillmanns schrieb – es ist wohl eher ein veritabler Arschtritt – , zielt auf den Parteiübertritt der einstigen Führungsmitglieder Anja und Werner Güntermann aus der FDP in die WNK. WNK und FDP werden wohl doch nicht mehr wirklich Freunde fürs Leben. Naja, die Republik wird bald nicht mehr von der FDP (mit)regiert, da wird man es ertragen können, wenn die FDP auch beim Subbotnik “Stadtentrümpelung” schon kneift. Wir-Gefühl hin, Wir-Gefühl her. Apropos Subbotnik: Von der DDR lernen, heißt siegen lernen, oder?
Krachender Populismus gegen schwierige Pädagogik
Eine Schule in Wermelskirchen, bennant nach dem großen Pädagogen, Menschenfreund, Sozialreformer und Philosophen Johann Heinrich Pestalozzi. Eine Sonderschule. Und: ein Tatort. Die Tat: Ein Schüler wird von Mitschülern geschlagen, getreten, geschubst. Die Folge: Der mißhandelte Schüler, an Asperger Autismus erkrankt, erleidet Prellungen und entwickelt Ängste. Seine Eltern haben Anzeige erstattet und ihr Sohn geht derzeit nicht in die Schule. Über den Vorfall haben beide lokale Zeitungen ausführlich berichtet. Die Druckerschwärze war noch nicht getrocknet, als schon der krachende Populismus einsetzte: Henning Rehse, Fraktionschef der WNKUWG, will der Erste sein, wie immer, und packt die ganz große Keule aus: Er fordert den sofortigen Schulverweis der jugendlichen Täter. “Solche Täter verdienen keine Kuschelsozialpädagogik oder Antieskalationsstrategien. Sie und mögliche Nachahmer verdienen nur ein ganz deutliches Signal: so nicht und jetzt raus!” Ob in der Pestalozzischule Kuschelsozialpädagogik betrieben wird oder nicht, ob dort Antieskalationsstrategien angewandt werden oder nicht, welche Hintergründe der vorliegende Fall hat, ob Lehrer oder Jugendamt versagt haben oder nicht – das alles ist Henning Rehse vollkommen gleichgültig. Hauptsache, die populistische Keule konnte in Betrieb gesetzt werden. Man möchte Henning Rehse das Wort Pestalozzis zurufen: “Das Wesen der Menschlichkeit entfaltet sich nur in der Ruhe.” Und, so frage ich mich und vor allem Henning Rehse: Wohin soll die Gesellschaft mit Schülern, die von einer Sonderschule verwiesen werden? Was machen wir mit jugendlichen Tätern? Knast? Nochmal Pestalozzi an Henning Rehse: “Man muß das Unglück mit Händen und Füßen, nicht mit dem Maul angreifen.” Die Staatsanwaltschaft wird das Verfahren wohl einstellen, denn der Täter ist ein neunjähriger, also noch nicht strafmündiger Schüler. Interessant wird der Fall wohl nur jenseits des unbedachten Politikertumults. Denn bereits im April, so berichtet die Bergische Morgenpost, habe der Schulamtsdirektor des Rheinisch-Bergischen Kreises, Herbert Schiffmann, in einem Gutachten bekräftigt, daß das jugendliche Opfer einen “Integrationshelfer” benötige, also einen Schulbegleiter. Das Jugendamt aber hat dessen Finanzierung abgelehnt. Jugendamtsleiterin Birgit Ludwig-Schieffers, so wird sie in der Morgenpost zitiert, dürfe über die Gründe aber nichts sagen. Sie sei aber offen für ein Gespräch mit den Politikern, sicherte Ludwig-Schieffers zu. Nun, da der Fall in der Welt ist, in der heilen, idyllischen und bislang gewaltfreien Welt des Bergischen Landes, angeheizt wird durch radikale und unbedachte Äußerungen und Formulierungen der lokalen Politiprominenz, nun wird der Mantel des Schweigens übers Handeln – oder Nichthandeln – der Verwaltung gedeckt. Das kann ja wohl nicht angehen. Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Information. Die Bürger dürfen erfahren, warum das Jugendamt ablehnt, was das Schulamt des Kreises empfiehlt. “Die allgemeine Schiefheit der Menschen in allen bürgerlichen Verhältnissen und ihre allgemeine Verhärtung im gesellschaftlichen Zustand ist eine Folge der innern Verstümmelung der Naturkräfte.” Na klar, Pestalozzi.
Unkraut-Posse
“Die Liberalen vor Ort reden nicht nur über Unzulänglichkeiten und legen den Finger in die Wunde, sie handeln auch: am kommenden Freitag soll das Unkraut am Rathaus fachgerecht entfernt werden.” Das ist wirklich der erste Satz eines Artikels in der heutigen Bergischen Morgenpost. Er liest sich, als wäre er unverändert aus der Pressemeldung der örtlichen Liberalen übernommen worden. Die FDP legt also den Finger in die Unkrautwunde der Stadt, die Henning Rehse in einem empörten Brandbrief an die Stadtverwaltung aufgerissen hat. Nur zur Erinnerung: Henning Rehse von der WNKUWG und Werner Güntermann von der FDP sind beide Alphatiere der “Regenbogenkoalition”, die den Bürgermeister stellt und über den größten Einfluß auf die Politik der Stadtspitze verfügen dürfte. So sieht eben die provinzielle Variante des Sommerlochs aus. Wenn die Regenbogenkoalitionäre keine anderen Sorgen haben, steht es um die Stadt ja nicht so furchtbar schlecht. Ich warte jetzt nur auf die Grünen und ihren Vorschlag, vor der “fachgerechten Unkrautentfernung” eine ordentliche Bestimmung der Kräuter und Pflanzen vorzunehmen, die da am Freitag gemeuchelt werden sollen. Zum Unkraut gehören nämlich nicht nur Löwenzahn, sondern auch Ehrenpreis, Vogelmiere, Taubnessel, Greiskraut, Rispengras, Vogel-Knöterich, Gänsedistel, Kleine Wolfmilch oder das Knopfkraut. Tja. Und am Samstag wird ein weiterer Bericht in der Morgenpost zu lesen sein, mit großem Photo, das die FDP-Gärtner bei der segensreichen Zupfaktion zeigt. Henning Rehse wird sich überlegen müssen, ob er nicht auch mit aufs Bild möchte, zupfend, um die Einheit der Koalition zu retten. Unkraut vergeht eben nicht.