Monat: Februar 2012

Unke und Stunk

Huch! Was man mit einem kleinen, einem winzigen Sätzchen so anrichten kann. Da hatte ich doch, als ich neulich das Bild der örtlichen FDP auf dem Dabringhauser Karnevalszug veröffentlicht hatte, die folgenden neun Worte eingefügt: Die Wermelskirchener FDP braucht einen Rettungsschirm. Das verstehe ich. Und schon gibt es Stunk. In der Bergischen Morgenpost von heute schreibt Gundhild Tillmanns, ohne ihren Lesern allerdings anzugeben, wo sie meinen Blog finden können, leider: “Auf Ortsebene ist die FDP mit ihrem Auftreten auf dem Rosenmontagszug in Dabringhausen neue Wege gegangen. Und schon erntet sie Häme: ‘Die Wermelskirchener FDP braucht einen Rettungsschirm’, schreibt der Wermelskirchener Wolfgang Horn jetzt in seinem Internet-Blog. Tatsächlich hatte die FDP den ‘(finanziellen) Rettungsschirm für Wermelskirchen’ auf dem Karnevalszug thematisiert. Und der designierte Partei-Chef Horst Walter Schenk verwahrt sich denn auch gegen die Darstellung von Wolfgang Horn: ‘Die FDP Wermelskirchen braucht keinen Rettungsschirm!”‘, betont Schenk im Gespräch mit der BM.” Mann, Mann, ihr blau-gelben Spaßbremsen. Macht doch keinen Stunk aus Karnevalsunke. (Ein schönes altes Wörtchen im übrigen, Unke. Es meint nicht nur die Kröte, sondern auch Schwarzseherei. Nicht mal Blau-Gelb-Seherei:) Et es, et wor doch Fasteloovend. Und wer antritt mit der launigen Formel vom “Rettungsschirm für Wermelskirchen”, der darf sich nicht so protestantisch-unkarnevalistisch anstellen und sogar “verwahren” wie der designierte FDP-Vorsitzende Schenk, wenn man ihm das Motto vom “Rettungsschirm für die FDP” entgegenhält. Das ist alles andere als Häme, Frau Tillmanns. Bestenfalls Spott. Wobei auch Häme, also Schadenfreude, eine große Rolle spielt im rheinischen Karneval. Was soll eigentlich der Ex-Bundespräsident sagen? “Wir brauchen einen Rettungsschirm für Wermelskirchen.” So. Das ist jetzt die korrekte Wiedergabe des Textes auf dem Mottowagen der Wermelskirchener FDP. Das kann zudem jeder Besucher meines kleinen Blögchens lesen, das Bild ist nämlich ausreichend groß. Nur mit dicken blau-gelben Pads auf den Augen wird man an dieser Aufgabe scheitern. Damit müßte den blau-gelben Stunkern jetzt genug Genugtuung beschieden sein. Aber wenn ich mich dann entscheiden müßte, hielte ich einen Rettungsschirm für die FDP dennoch für angebrachter als einen für unsere Stadt. Die wird auch noch bestehen, wenn die FDP längst das Zeitliche gesegnet hat.  Im übrigen: Die blau-gelben Funker hätten hier doch schon längst kommentieren können. Aber vermutlich lesen die hier nicht. Frau Tillmanns aber riskiert offenbar immer mal wieder einen Blick in dieses kleine Meisterwerk, obwohl doch die Wogen der Kommunalpolitik schon länger nicht mehr so hoch schwappen. Chapeau. Und Dank für die Treue. Sie haben doch meine Telefonnummer und können  mich erreichen. Mit Ihnen und den Herren Schenk und Manderla hätte ich nämlich auch gerne gesprochen, wenn eine Veröffentlichung über Themen meines Blog in der Lokalpresse geplant ist.

Nachtrag (18:06 Uhr): Sieh an, Sieh an! Die Bergische Morgenpost hat dann doch einen Link gesetzt zu diesem kleinen Blog. Danke.

Oh Graus

Da ist der neue Bundespräsident noch nicht gewählt – und was heißt in dem Fall der Nominierung durch fünf Parteien schon Wahl -, da verschaffen sie sich schon lautstark Gehör: die Vertreter der Aktion Saubere Höchste Familie. “Es dürfte wohl im Interesse des Herrn Gauck selbst sein, seine persönlichen Verhältnisse so schnell als möglich zu ordnen, damit insoweit keine Angriffsfläche geboten wird”, sagte der Bundestagsabgeordnete der CSU, Norbert Geis, der  Passauer Neuen Presse. Und der SPD-Philosoph mit dem Zauselsbart, Wolfgang Thierse, attestiert dem Rechtsausleger der Bayernunion. Der Bundespräsident in spe lebt seit vielen Jahren ohne Trauschein mit einer Nürnberger Journalistin zusammen, oh Graus. Nein: Oh, Geis. Das kann im Deutschland des einundzwanzigsten Jahrhunderts mithin immer noch nicht sein, obwohl es Millionen Familien vormachen, daß nämlich Mann und Frau ohne Trauschein zusammenleben. Also, Herr Gauck, flugs zum Standesamt und die illegitime Verbindung in Ordnung bringen. Trauzeugen wären sicher gerne die Herren Thierse und Geis. Oh Graus.

Halbseiden

Gerade eben, auf der Fahrt zu Edeka, im Radio Deutschlandfunk gehört. Journal am Vormittag – Kontrovers. Eine politische Diskussion. Es ging, natürlich, um den Bundespräsidenten, um Wulff und Gauck. Jemand, ich glaube, es war der Politikprofessor Obermeier, sagte, die Amtszeit Wulffs sei so etwas gewesen wie der Einbruch des Halbseidenen in die Politik. Stimmt. Die Affairen waren, gemessen an Kohlschen oder Schäubleschen Dimensionen eher mickrig. Die Höhe der Beträge eher weniger aufregend. Halbseiden eben. Maschmeyer ist eben nicht Flick. Und Groenewold kein Rüstungskonzern. Ein Auto, ein Kredit, ein Bobbycar, die eine oder andere Übernachtung in einem Hotel, Urlaube und Ferienwohnungen. Keine Millionenspenden. Keine Riesenaufträge. Halbseiden. Der kleine persönliche Vorteil. Halbseiden ist auch eher die Debatte um die Wulffsche Pension, den Ehrensold. Man soll sie ihm lassen. Kann man sich wirklich vorstellen, daß ein Ex-Bundespräsident sich anstellen läßt, weil man ihm die zustehende Pension verweigert, etwa bei einem Energieunternehmen, bei Maschmeyer, in einer Anwaltskanzlei? Das sollte sich das Land, das sollten sich auch seine Bürger nicht antun. Zudem: Einhundertneunundneunzigtausend Euro Ehrensold im Jahr ist weniger, als so mancher Zweigstellenleiter einer Bank oder Sparkasse einstreicht. Wir sollten die Maßstäbe nicht ins Rutschen bringen. Ein Bundespräsident sollte eine auskömmliche Pension kassieren dürfen. Gleich, wie sehr er in seiner Amtszeit auch kritisiert wurde.