Tag: 21. Juni 2011

Stolpersteine und Mehrwertsteuer

Stolpersteine, so nennt der Künstler Gunter Demnig sein Projekt. Betonsteine, auf deren Oberseite eine Messingplatte je individuell an das Schicksal von Menschen erinnert, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert oder vertrieben wurden. Als kleine Gedenktafeln werden sie vor den ursprünglichen Wohnorten der NS-Opfer in das Pflaster des Gehweges eingelassen. Man stolpert also nicht mit den Füßen, sondern mit Augen, Kopf und Hirn. Ein europaweit bedeutsames Projekt des Erinnerns und Mahnens. Weit mehr als siebenundzwanzigtausend solcher Stolpersteine hat Gunter Demnig in fünfhundertdreißig Städten und Gemeinden in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Italien, Norwegen, Österreich, Polen, Tschechien, der Ukraine und Ungarn eingesetzt. Stolpersteine für Dänemark und Frankreich befinden sich in der Planung. Wenn das Finanzamt mitspielt. Denn die Kölner Steuereintreiben wollen den Künstler mit dem vollen Mehrwertsteuersatzt von neunzehn Prozent belegen, weil es sich um “Massenproduktion” handele und nicht um eine schöpferische Tätigkeit. Insofern könne der ermäßigte Steuersatz für urheberrechtlich geschützte Kunstwerke nicht in Anspruch genommen werden. Auf eine Steuernachzahlung verzichten die Kölner Finanzbeamten mittlerweile, nachdem sie sich lautstarken Protest und harscher Kritik ausgesetzt sahen. In Zukunft aber solle der volle Mehrwertsteuersatz entrichtet werden. So ist das, wenn Steuereintreiber als Kunstexperten tätig werden. Der Finanzminister des Landes, Norbert Walter-Borjans, ist aufgerufen, dem aberwitzigen Treiben seiner Beamtenbanausen, die in den Stolpersteinen lediglich “Hinweisschilder” zu erkennen vermochten, ein schnelles Ende zu bereiten. Der Kölner Stadt-Anzeiger zitiert den Finanzminister heute mit den Worten: „Es handelt sich um ein einziges Werk der Erinnerung, das durch den Künstler permanent vervollständigt wird.“ Na also, geht doch.

Stolpersteine in Wuppertal

Stolpersteine in Wuppertal

 

 

Neunzehn Uhr Sechzehn

Gleich ist es neunzehn Uhr sechzehn. Und dann beginnt der Sommer. Wie immer, mit blauen Wolken, stabiler Hochdruckwetterlage, gleichbleibenden, perfekten fünfundzwanzig Grad. Ein Sommer, wie wir ihn als Kinder erlebt zu haben glauben. Aber: weit gefehlt. Es ist eher schwül und feucht, warm zwar, aber eher unangenehm. Die Vorhersagen sind auch nicht besser. Es soll eher feucht bleiben, abwechselnd Regen und Sonnenschein geben. Womöglich hatten wir den Sommer schon, im Frühjahr, als es sehr warm und trocken war. Haben wir das in den letzten Jahren nicht häufiger erlebt? Angenehm warmer Frühling und verregnet kalter Sommer? Ja, seit der großen Koalition läßt das Sommerwetter sehr zu wünschen übrig und das hat sich seit der schwarz-gelben Regentschaft noch verschlechtert, wie fast alles andere auch. Warum sollte das Wetter eine Ausnahme machen?